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Die Familie Dichand und der Investor Michael Tojner wollen mehreren Berichten zufolge bei den Casinos Austria einsteigen. Warum auch nicht? Ist das schlecht? Ja, das ist sogar sehr schlecht. Und zwar aus einer ganzen Reihe von Gründen.
Die liegen zum einen in der Vorgeschichte der Casinos Austria und der genannten Akteure, und zum anderen in den sich damit eröffnenden Perspektiven. Denn eigentlich sollte es in einem sauberen Rechtsstaat grundsätzlich verboten sein, dass Zeitungseigentümer noch andere Unternehmen haben. Denn:
Um nicht missverstanden zu werden: Selbstverständlich hat die Familie Dichand dasselbe Recht, ihr Geld auch im Glücksspielbereich zu investieren, soweit es auch jeder andere haben soll. Nur wäre es in einem sauberen Rechtsstaat selbstverständlich, dass sie dann ihre medialen Aktivitäten aufgeben müssen. Weil das eben unvereinbar ist.
Es wäre auch durchaus nachvollziehbar, dass sich die Dichands ganz aus der Medienwelt zurückziehen. Schließlich sind dort lange nicht mehr so dicke Gewinne wie einst zu erzielen. Schließlich fehlt ihnen auch das verlegerisch-journalistische Genie der beiden einstigen Kronenzeitungs-Gründer. Dementsprechend haben sie sich ja auch schon teilweise bei „Heute“ zurückgezogen.
Nur: Die Familie müsste sich beim Umstieg in andere Branchen korrekterweise eben auch aus der Kronenzeitung zurückziehen, damit diese nicht als strategischer Helfer für ein Glücksspielimperium agieren kann. Diese Hilfe kann ja weit über die Zurverfügungstellung von Gratis-Inseraten hinausgehen; sie kann auch im gezielten Druck auf den Gesetzgeber bestehen (wie man ihn etwa in der Krone-Kampagne gegen Ceta und TTIP gerade erst miterleben muss).
Und jedenfalls finden sich schon in der Vergangenheit genug Indizien, die eigentlich Anlass zur höchsten Alarmstufe geben sollten:
Die Casinos Austria sind ein dramatisches Beispiel, wie das rot-schwarze Machtimperium zunehmend implodiert, das Österreich jahrzehntelang weit über die Politik hinaus in allen Bereichen vom ORF bis zur einstigen Schwerindustrie wie einen Privatbesitz beherrscht hat. Denn im Grund stehen Anteile an den Casinos ja nur deshalb zum Kauf, weil einige der bisherigen – schön im Proporz aufgeteilten – Eigentümer dringend verkaufen müssen, um an Geld zu kommen. Denn sowohl dem schwarzen Raiffeisenkonzern wie auch der roten „Wiener Städtischen“ geht es gar nicht gut. Beide hatten oder haben aber – meist über Töchter – große Anteile an den Casinos, die sie dringend loswerden wollten oder wollen.
Besondere Pikanterie dabei ist, dass die „Städtische“ nicht einmal damit Probleme hatte, dass sie Anteile ihrer Tochter „Donau“ an zwei tschechische Milliardäre verscherbelte. Dabei können sich gerade die Sozialdemokraten normalerweise nicht laut genug aufpudeln, wenn sonst ein staatsnahes Unternehmen an ausländische „Kapitalisten“ geht. Bei einem so sensiblen Konzern wie den Casinos war hingegen kein Wort des Protests zu hören.
PS: Ganz zufällig ist wenige Tage vor Bekanntwerden der neuen Casino-Pläne noch etwas anderes publik geworden: Dass Werner Faymann bezahlter Lobbyist für die Städtische geworden ist, dass er ausgerechnet beim SPÖ-nahen Konzern seinen offensichtlich ersten Kunden gefunden hat. Welch Gegensatz zur EU, wo es nicht nur im Parlament heftigen Aufruhr gibt, wenn sich ehemalige Kommissionsmitglieder nachher in politisch sensiblen Branchen verdingen! Aber am Wiener Balkan…
PPS: Kleiner Rückblick ins 19. Jahrhundert: Damals sind die Redakteure der „Presse“ kollektiv ausgezogen und haben die „Neue Freie Presse“ gegründet, die dann jahrzehntelang Mitteleuropas wichtigste Zeitung gewesen ist. Der Anlass des Exodus: Der Zeitungseigentümer hat die alte „Presse“ immer unverschämter für seine eigenen kommerziellen und politischen Interessen einzusetzen versucht. Diese ist dann nach einigen Jahren still und leise eingegangen.
Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.