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Früher sterben, weil man arm ist?

Wie ungerecht ist doch die Welt! Wer hochgebildet ist, wer gut verdient, lebt auch noch deutlich länger. Regelmäßig zeigen Statistiken diesen Zusammenhang. Und er stimmt.

Das einzige, was nicht stimmt, ist die dabei behauptete Kausalität, dass Bildung bzw. Reichtum die Ursache von mehr Gesundheit seien. Gewiss: Manche Berufe sind ungesund, manche medizinische Therapien, die bisweilen auch tatsächlich lebensverlängernd wirken, erhält man nicht via Sozialversicherung. Bisweilen mag auch der teurere Arzt wirklich der bessere sein.

Aber in aller Regel besteht eine ganz andere Kausalität: Es sind zu 90 Prozent nicht Geld und Bildung, die innerhalb einer entwickelten Gesellschaft das Leben verlängern, sondern es sind bestimmte Verhaltensweisen, die am Bildungsweg und im Beruf zu Erfolgen wie auch andererseits zu einem längeren gesunden Leben führen. Das aber sind Verhaltensweisen, die oft als konservativ und verzopft verspottet werden.

Diese Verhaltensweisen können unter dem Begriff Selbstdisziplin zusammengefasst werden. Diese ist unverzichtbar im Kampf gegen Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Drogen oder übermäßigen Alkoholkonsum. Hat man dabei die nötige Ausdauer und Konsequenz, dann wirkt das massiv lebensverlängernd (auch wenn es natürlich dabei immer nur um Durchschnittswerte geht; auch wenn jeder Einzelbeispiele kennt, wo einzelne übergewichtige Raucher steinalt werden).

Nichts aber von den gesünderen Verhaltensweisen ist teurer. Meist ganz im Gegenteil. Es verlangt – zumindest in Mitteleuropa – auch keine höhere Bildung, um zu wissen, wie schädlich Rauchen, Drogen oder Übergewicht sind.

Nötig ist dabei immer nur ausreichende Selbstdisziplin. Nur mit ihrer Hilfe kann man den „inneren Schweinehund“ dauerhaft überwinden, Nein sagen zu schädlichen Verlockungen und sich regelmäßig zu Aktivitäten zwingen. Genau diese Selbstdisziplin ist aber auch die wichtigste Voraussetzung, um auf dem Bildungsweg voranzukommen. Und ebenso zentral ist sie, um geschäftlich und beruflich erfolgreich zu sein. Alle erfolgreichen Menschen waren immer bereit, noch den Extra-Kilometer zu gehen, um einen Geschäftsabschluss zu erzielen, um ein Forschungsdetail auszutüfteln, um mehr als das Minimum für eine Prüfung zu lernen, um neue Produkte zu entwickeln. Hingegen kommen tägliches Rauchen und starkes Übergewicht bei niedriger Schulbildung besonders häufig vor, hat jetzt auch die SPÖ-nahe Statistik Austria zugeben müssen.

So eindeutig das ist, so verblüffend ist es, wie dieser Zusammenhang in ideologischen Debatten mit der Behauptung immer unter den Tisch gewischt wird: „Weil du arm bist, musst du früher sterben.“ Ähnlich glauben viele in der Bildungspolitik: Wenn man die Bildungsschwellen nur weit genug senkt, bis eines Tages alle einen Uni-Abschluss haben, dann wird alles besser sein. Dabei wird dann in Wahrheit das Gegenteil der Fall sein: Es werden Generationen heranwachsen, die keine Selbstdisziplin mehr gelernt haben. Das wird sich bei vielen gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen ebenso wie beim Fehlen von Anstrengung und Engagement in Beruf und Geschäftsleben zeigen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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