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Das ist eine totale Blamage für die USA. Die größte seit langem. Ihre noch gar nicht ganz absehbaren Folgen könnten eine neue Wendung in der syrischen Tragödie bedeuten.
Die amerikanische Luftwaffe hat trotz des mit Moskau arrangierten Waffenstillstandes einen schweren Luftangriff auf syrische Regierungstruppen geflogen, der weit mehr als 80 Todesopfer gefordert hat. Dabei waren diese syrischen Truppen in Frontstellung ausgerechnet zum „Islamischen Staat“ gelegen, dem deklarierten Hauptfeind der USA (dem gegenüber die Waffenruhe nicht gilt), der auch für Europa die weitaus größte Bedrohung ist.
Das Ganze war offensichtlich ein katastrophaler Irrtum. Und die US-Luftwaffe hat auch mit ihren Angriffen aufgehört, als die mit der syrischen Regierung verbündeten Russen sie darauf aufmerksam machten. Das ändert jedoch absolut nichts daran, dass das eine folgenschwere Blamage ist.
Das wird inneramerikanisch dem isolationistisch, also auch gegen diese Intervention eingestellten Präsidentschaftskandidaten Trump gewaltigen Auftrieb geben. Dabei hat in den letzten Monaten der „Islamische Staat“ einen Dämpfer nach dem anderen hinnehmen müssen. Das könnte sich nun wieder umkehren.
Das gibt aber auch einen ernüchternden Einblick in die Fehleranfälligkeit der amerikanischen Streitkräfte (wie auch aller anderen Armeen). Dabei haben sich gerade die USA als so technologisch überlegen geriert, dass sie vorgaben, von jedem Auto, das in Syrien fährt, zu wissen, wer drinnensitzt.
Die Blamage wird umso größer, als die einzige halbwegs überzeugende Erklärung für diese Katastrophe – die Wahrheit wird man wenn überhaupt erst nach Jahren erfahren – in einer gezielten und geglückten Desinformation liegt. Offen ist nur von wem sie ausgegangen ist. Am wahrscheinlichsten ist, dass das ein raffinierter Erfolg des IS ist. Es könnten aber auch in der US-Armee selbst getarnte Islamisten agieren. Nicht ausschließen sollte man schließlich die Möglichkeit, dass Moskau oder Damaskus den Amerikanern eine Falle stellen wollten.
Besonders tragisch wäre es, wenn jetzt die durchaus wahrnehmbaren Fortschritte in Syrien (und damit die zumindest theoretische Chance, dass die Flüchtlingsmassen zurückgeschickt werden könnten!) rückgängig gemacht würden. Wenn die Amerikaner ganz abziehen sollten, dann kann es durchaus zu einer Wiederbelebung der Islamisten kommen.
Die Katastrophe kann aber auch eine positive Wendung bedeuten: Wenn die Amerikaner nun gleichsam zur Buße deutlich näher an die Regierung Assad heranrücken würden. Diese ist zwar eine skrupellose Diktatur. Sie ist aber im Gegensatz zu den islamistischen Gruppen keine Bedrohung für die Außenwelt. Und sie zeigt auch kein imperialistisches Verhalten wie die Türkei.