Immer nur schlechte Nachrichten?
15. August 2016 00:01
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 8:00
Das Positive, das Normale findet oft kein Echo in der Berichterstattung. Wer nimmt schon den Postler zur Kenntnis, der die Briefe täglich korrekt zustellt. Er ist ja zum Glück noch kein Ausnahmefall. Daher überwiegt auch in diesem Tagebuch oft das Negative, das Kritische. Zum sommerlichen Marien-Feiertag seien einmal nur positive Dinge zusammengesucht, die aber dennoch außergewöhnlich oder wichtig sind. Gleich 20 davon habe ich gefunden. Und alles Kritisierenswerte und Bedenkliche sei für diesmal beiseitegewischt.
Und: Wem es zu viele gute Nachrichten sind, der kann sie sich ja auf mehrere Tage aufteilen…
- Da haben die Junos das getan, was eigentliche jede freche und mutige Jugendorganisation tun sollte. Sie haben alle Schüler aufgerufen, ihnen die Ergebnisse der Matura ihrer Schule vertraulich zu melden. Diese Ergebnisse werden ja in Österreich in der skandalösen Einstellung eines Obrigkeits-Staates geheimgehalten, obwohl Schüler wie Eltern mit gutem Recht wissen wollen, welche Schule gut ist, damit sie optimale Entscheidungen treffen können. Daher ist die Initiative der Jungen Liberalen sehr lobenswert. Freilich: Die Junos sammeln schon recht lange und es sind dennoch noch keine Ergebnisse bekanntgegeben worden. Sind die Junos zu unbedeutend, als dass sie viele Informationen von Schülern bekämen – oder sind die Schüler zu feige und angepasst?
- Da haben sich die Grünen – die ja beim Projekt Konzerthaus-Turm zu den Hauptübeltätern gehören – endlich wieder für die Erhaltung von Gründerzeithäusern und für Schutzzonen in Wien eingesetzt. Auch wenn es „nur“ Hetzgasse und Weißgerberlände betrifft, macht das wieder ein wenig Hoffnung, dass die Grünen vielleicht doch noch Restbestände einer Existenzberechtigung haben.
- Da wagt der neue Verteidigungsminister Doskozil etwas zu sagen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, was aber bei den Genossen seit den 70er Jahren ganz pfui gewesen ist: „Wir stehen der Nato näher als Russland.“ (Rudolf Kirchschläger war ziemlich der letzte, der das noch zu sagen gewagt hat)
- Da erfahren unter dem gleichen Minister auch die Eurofighter erstmals von einem SPÖ-Mann Streicheleinheiten. Sie seien wichtig für die Sicherheit. Auch in der Bevölkerung wächst infolge des internationalen Terrors wieder das Bewusstsein, dass es gut ist, dass Österreich wenigstens ein paar supermoderne Flugzeuge hat, auch wenn diese dank der Herrn Darabos, Gusenbauer und Pilz nicht mehr die optimale Bewaffnung haben. (die jüngsten „Aufdeckungen“ von Pilz und seinen gehorsamen Lautsprechern im ORF sind als zweihundertstes Da Capo des Pilzschen Hassfeldzugs gegen das Heer ja zu lächerlich, um noch ernstgenommen zu werden).
- Da macht die neue Bildungsministerin Hammerschmid nach den furchtbaren Jahren ihrer beiden ideologisch verkrampften und geistig überforderten Vorgängerinnen vorerst einen rundum positiven Eindruck. Sie wirkt pragmatisch, locker und ergebnisorientiert. Damit hat die SPÖ schon zwei durchaus brauchbare Minister in der Regierung (ebensoviele wie die ÖVP). Eine erstaunliche Steigerung, nachdem sie noch vor einem Jahr dort lauter Nieten gehabt hat.
- Da muss in diesem Zusammenhang – auch wenn schon mehrfach gelobt – Sebastian Kurz als der allerbeste Minister seit langem hervorgehoben werden. Abgesehen vom schiefgegangenen Islamgesetz und nach einigen kleinen Fehlern am Anfang seiner Außenministerzeit in Sachen Ukraine ist derzeit praktisch jede seiner Aktionen und Aussagen absolut brillant. Er ist heute jedenfalls in die absolute Spitzenkategorie der Nachkriegsaußenminister einzuordnen, in der sonst nur Kreisky, Mock und Schüssel zu finden sind (Freilich: Im Gegensatz zu diesen dreien hat er – so wie Hammerschmid – noch jede Möglichkeit, schwere Fehler zu machen).
- Da ist die französische Justiz zu loben: Ein Richter hat dem Staat Mitverantwortung an einem – vier Jahre zurückliegenden – Terrormord gegeben, weil er die Überwachung eines radikalen Islamisten aufgehoben hat. Damit erhöht sich der Druck auf die Behörden, strenger gegen Islamisten vorzugehen, auch wenn die noch keinen Anschlag begangen haben.
- Da beharrt die dänische Regierung auf ihrem strengen Einbürgerungstest, der zuletzt nur von einem Drittel der Kandidaten bestanden worden ist. Die linke Opposition und NGOs hatten den Test wütend als zu streng kritisiert. Aber Dänemarks Regierung macht deutlich, was auch andere europäische Länder begreifen sollten: Den Pass gibt’s nicht zum Nulltarif.
- Da hat vor ein paar Wochen der aus Polen stammende EU-Ratspräsident Tusk dem deutschen Gutmensch-Getue erfrischend deutlich harte Worte entgegengesetzt (die freilich in den meisten Medien totgeschwiegen worden sind): „Andere Länder haben, gemessen an ihrer Bevölkerungsgröße, auch sehr viele Flüchtlinge aufgenommen. Deutschland wurde also nicht allein gelassen und sollte nicht den Märtyrer spielen.“ Und: „Selbst Europa kann nicht grenzenlos Flüchtlinge aufnehmen. Das versteht jetzt auch Deutschland.“
- Da hat ein Gericht in Nizza das in Cannes verhängte Burkini-Verbot bestätigt. Das Gericht verwies ausdrücklich darauf, dass dieses (den ganzen Körper bedeckende) Kleidungsstück vor dem Hintergrund des Terrors der letzten Monate nur als "eindeutiges religiöses Symbol interpretiert" werden könne. Im Dekret des konservativen Bürgermeisters von Cannes hatte es geheißen, der Zutritt zum Strand und das Baden sei Menschen verboten, die "keine korrekte Kleidung tragen, welche die guten Sitten und die Laizität respektiert sowie die Hygiene- und Sicherheitsregeln achtet".
- Da ist in Syrien – während alle Welt nur von der Tragödie in Aleppo spricht – eine weitere Stadt vom „Islamischen Staat“ befreit worden. Das ermöglicht erneut Tausenden Bewohnern die Rückkehr (freilich: Aus Deutschland und Österreich geht offenbar kein einziger zurück).
- Da ist absolut erfreulich, dass in Deutschland – während die meisten Zeitungen schwere Auflagenverluste erzielt haben und nur ganz wenige zumindest stagnieren – ausgerechnet die „Junge Freiheit“ mit 17 Prozent einen tollen Zuwachs erzielt hat. Das mutig-konservative Wochenblatt hat sich nach etlichen harten Anfangsjahren auch qualitativ sehr verbessert.
- Da gibt es in Schweden eindrucksvolle Einigkeit zwischen Regierung und Opposition: Beide haben beschlossen – entgegen einem früheren Wahlversprechen der Linksparteien –, nun doch an der Atomenergie festzuhalten. Es wird auch die Atomstromabgabe abgeschafft. Womit sich wieder einmal gezeigt hat: Es gibt auch vernünftige Linke in Europa.
- Da hat ein schwedisches Gericht ein Urteil gefällt, das man sich in abgewandelter Form auch vielerorts in Österreich wünschen würde: Eine (noch dazu aus dem Ausland gekommene!) Studentin erhält eine finanzielle Entschädigung, weil das Niveau der Universität zu schlecht ist und weil es gravierende Lücken im Lehrstoff gibt.
- Da hat Australien ein Wahlrecht entwickelt, das auch ohne zweiten Wahlgang ein Mehrheitswahlrecht ermöglicht: Die Wähler müssen gleich eine Rangliste der Kandidaten ankreuzen. Hat keiner die absolute Mehrheit, scheiden in einem – oft mehrstufigen – Eliminationsprozess bei der Auszählung jeweils die Kandidaten mit den wenigsten Stimmen aus. Und bei jenen Stimmzetteln, wo der Ausgeschiedene vorne gestanden ist, zählt dann die Zweitpräferenz. Die Auszählung wird langwieriger, aber das Ergebnis ist demokratischer.
- Da ist Indien die größte Erfolgsstory der letzten Jahrzehnte. Dennoch oder gerade deshalb steht vom zweitgrößten Land der Welt (bis auf Vergewaltigungen, die früher als Alltag unberichtet geblieben sind) erstaunlich wenig in den Medien, die eben immer nur schlechte Nachrichten für berichtenswert halten. Seit Jahren gibt es keine Hungerkatastrophe mehr. Es hat sich ein breiter Mittelstand entwickelt. Jedes Jahr steigt die Zahl der Passagiere auf Inlandsflügen um 20 Prozent. Die Regierung hat den Handel auch von Importprodukten freigegeben. Ringsum im Land sind riesige Einkaufszentren entstanden. Es gibt kaum noch die früher ständigen Stromausfälle. Der Umsatz im Einzelhandel hat sich seit 2000 vervierfacht. Allein heuer werden in dem Land rund 140 Millionen Smartphones verkauft. Indien ist weltweit eines der führenden Länder im IT-Bereich. Und statt heiliger Kühe gibt es Verkehrsstaus auf seinen Straßen. Auslöser dieser Erfolgsstorys waren massive Deregulierungen und neoliberale Reformen, mit denen Indien jetzt vielfach China überholt.
- Da kommen die viele Migranten in Europa, die man für Inder hält, fast alle aus den viel kleineren Ländern Pakistan und Bangladesch, die infolge des Islams in fast jeder Hinsicht weit zurückliegen. Aus Indien kommen hingegen immer mehr Touristen.
- Da fällt der neue philippinische Präsident durch martialische Kampfansagen an die Drogendealer auf. Dies sorgt zwar bei manchen für Kritik. Aber jedenfalls positiv ist, dass Präsident Duterte jetzt der Öffentlichkeit totale Einsicht in Regierungsdokumente ermöglicht. Das wäre zum Beispiel auch für Österreich ein tolles Vorbild, wo man nur schmähhalber über dieses Projekt verhandelt. Denn nur so kann Korruption bekämpft werden.
- Da haben die Flotten der westlichen Staaten einen wichtigen Sieg in einem jahrelang bitteren Krieg auf hoher See erzielt: nämlich den gegen die Piraterie vor Somalia, die eine der wichtigsten Handelsrouten der Erde (20.000 Schiffe pro Jahr) mit Hunderten Überfällen, Erpressungen und Geiselnahmen schwer geschädigt hat. Seit 2014 hat es dank der westlichen Flotte keinen einzigen Überfall mehr gegeben.
- Da kommt die allerwichtigste (weil viele Millionen Menschenleben rettende und noch mehr Leben verlängernde!) Nachricht aus dem Bereich Landwirtschaft: Die Lebensmittelversorgung der Welt ist so gut, dass für die nächsten zehn Jahre FAO (die Ernährungsorganisation der UNO) und OECD mit einer realen Preissenkung bei Getreide, Zucker und Fleisch rechnen. Trotz einer steigenden Weltbevölkerung. Trotz der inflationären Geldproduktion durch diverse Zentralbanken. Eine Steigerung der Anbauflächen (nicht zuletzt die globale Erwärmung ermöglicht das) und höhere Produktivität (bessere Information der Bauern, Wissenschaft, Technik und Gentechnik ermöglichen das) sind die Ursachen.
Wie gut könnte die Welt sein…
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