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Hamstern und Panikmache

Mehr hat der deutsche Innenminister nicht gebraucht, als er vorgeschlagen hatte, dass die Haushalte für den Krisenfall einige grundlegende Reserven an Wasser und Lebensmitteln anlegen sollen. Dass de Maiziere schon auf den nächsten Weltkrieg zusteuere, ist noch fast der harmloseste Vorwurf. Jeder drittklassige Linkskabarettist und viertklassige ORF-Korrespondent hat endlich wieder etwas, über das er seine müden politisch-korrekten Scherzchen machen kann. (Nachträgliche Ergänzung)

Die deutsche und österreichische Linke sieht geschlossen „sinnlose Panikmache“. Es gebe doch weit und breit keine Kriegsgefahr, deretwegen man zum Hamstern aufrufen müsste, heißt es entgeistert in vielen Mainstream-Medien.

Diese Argumente sind gleich aus mehreren Gründen ein Unsinn.

  1. Gerade solche Vorsorge-Empfehlungen sind das Gegenteil von „Hamstern“. Denn ein Hamstern würde bedeuten, dass alle Menschen gleichzeitig die Geschäfte stürmen, weil bestimmte Produkte in einer aktuellen Krise vermeintlich oder wirklich knapp zu werden drohen. Dann würden sie nämlich jedenfalls knapp. Dann wäre das eine „Self fulfilling prophecy“. Aber durch solche Aufrufe droht das gewiss nicht.
  2. Gerade in Zeiten, wo es keine erkennbare Kriegsgefahr gibt, ist es richtig, die Bevölkerung nach Jahrzehnten wieder einmal zu erinnern, für Notfälle vorzusorgen. Wäre es umgekehrt, würden also Deutschland oder Europa am Rande einer militärischen Konfrontation stehen, wäre ein solcher Aufruf viel heikler. Denn dann würde die Gegenseite sofort sagen und auch glauben: Jetzt haben wir den Beweis, dass die wirklich Krieg wollen. Für einen Terroristen macht ein solches Argument hingegen keinen Sinn.
  3. Wenn man die Literatur über die Monate und Jahre vor Ausbruch des ersten Weltkriegs studiert, sieht man schockiert, wie sehr damals fast niemand an einen baldigen Krieg geglaubt hat, geschweige denn an einen solchen Weltenbrand, der dann im Grunde mehr als 30 Jahre gedauert hat.
  4. Wenn man die derzeitigen realen Gefahren analysiert, dann ist ein Kriegsausbruch in nächster Zeit tatsächlich eher unwahrscheinlich, obwohl nicht allzuweit von Österreich entfernt gleich mehrere Kriege mit großer Erbarmungslosigkeit toben, obwohl sich Deutschland, Schweden, Italien und Österreich Millionen Menschen aus den Kriegsgebieten importiert haben, die emotional noch tief in diesen Konflikten drinnenstecken. Aber was viel wahrscheinlicher ist, das sind Naturkatastrophen, Cyberangriffe oder Terroranschläge mit verheerenden Folgen. Man denke etwa daran, dass ein paar radikale Islamisten genügen, um jeweils einen Liter Gift in die beiden Wiener Hochquellenwasserleitungen zu schütten.

Ich war vor rund zehn Jahren Teilnehmer eines vom Bundesheer organisierten Seminars mit vielen teilnehmenden Organisationen, wo etwa diese Wasser-Bedrohung sehr konkret vermittelt worden ist. Diese und einige andere Bedrohungen müssen daher auch der Regierung seit langem bekannt sein. Und was hat Österreich getan? Weniger als nichts.

Erstens, weil wir nie an Bedrohungen denken. Und zweitens, weil die Regierung alles meidet, wo irgendwer einen blöden Vorwurf machen könnte.

Nachträgliche Ergänzung: Nach der italienischen Nacht sollte man unbedingt auch Erdbeben in die Liste jener Situationen aufnehmen, für die individuelle Vorsorge sinnvoll ist.

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