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Faymann, Fellner und „Heute“

Nun ist es also auch rechtlich vollzogen und offenkundig: Hinter den verschlungenen Eigentumsverhältnissen an der Gratiszeitung „Heute“ stecken künftig mehrheitlich sehr, sehr SPÖ-nahe Kreise. Die früher dominante Familie Dichand hat dann nicht einmal mehr ein Viertel unter Kontrolle. Die dominante Rolle der SPÖ war zwar schon seit längerem mehr als deutlich. Mit den jetzigen Eigentumsverschiebungen kommen aber auch der Name Werner Faymann und die künftige SPÖ-Politik mit Bestechungsinseraten ins Spiel.

Die SPÖ-Nähe hatte man ja schon lange an der einseitigen Bevorzugung für „Heute“ im Bereich des Gemeinde-Wien-Imperiums ablesen können. Sie war auch immer an der sich zwar bisweilen einen ausgewogenen Anschein gebenden Linie des Gratisblattes merkbar, welche aber bei Wahlen und sonst immer, wenn es wichtig war, einzig und massiv die SPÖ unterstützt hat, vor allem jene in Wien.

Dabei geht es scheinbar nur um die minimale Aufstockung von Besitz-Anteilen einer Privatstiftung an „Heute“ um 1,1 Prozent. Aber damit hat diese Stiftung nun über 50 Prozent und endgültig auch nach außen das Sagen in „Heute“. Und im Vorstand dieser – typischerweise total schweigsamen Stiftung – sitzen bekannte enge Faymann-Freunde, unter anderem Wolfgang Jansky, ein früherer Pressesprecher von Faymann, der wohl noch immer dessen Vertrauter ist.

Es ist müßig zu spekulieren, ob diese Jansky-Stiftung immer schon die geheime Option auf den Mehrheitserwerb hatte, die halt jetzt nur juristisch gezogen wird. Für diese Annahme spricht, dass die Dichands ja allein wegen des Kaufwertes für 1,1 Prozent sicher nicht die bisher innegehabte und entscheidende 51-Prozent-Mehrheit abgetreten hätten.

Andererseits haben sie offensichtlich schon darüber hinaus einen schleichenden Prozess in Gang gesetzt, das einst goldene Erbe des Krone-Gründers Hans Dichand angesichts der für die ganze Branche schlechter werdenden Zeiten etappenweise zu Geld zu machen und anderswo zu investieren. Man denke nur, wie wohlwollend die Dichand-Blätter den geplanten Turmbau neben dem Konzerthaus begleiten (ganz im Kontrast zur einstigen um die Stadtschönheit bemühten Linie von Hans Dichand). Man denke nur daran, dass seit dem Tod des Gründers die „Krone“ fast ständig in mehr als spürbarem Umfang Leser und Auflage verloren hat. Man denke nur, wie uneinig sich die Redaktion mangelns einer starken journalistischen Führung in grundlegenden politischen Fragen zeigt.

Dieses Versilbern ist auch daran ablesbar, dass die Dichands zugleich mehr als ein weiteres Viertel von „Heute“ an eine große Schweizer Medienagentur verkauft haben („Tamedia“). Und dass diese bei der Online-Firma der Wiener Gratiszeitung gleichzeitig sogar die Mehrheit erwerben konnte.

Aber was bedeutet das für „Heute“ selbst? Inhaltlich kann die SPÖ-Nähe ja kaum noch deutlicher werden. Nicht die dümmste der in Wien derzeit kursierenden Spekulationen zu dieser Frage ist daher, dass die Eigentumsverschiebung mit der Suche Werner Faymanns nach einer neuen beruflichen Basis zusammenhängen könnte, die ihm auch ein reguläres Einkommen bringt. Sowie mit der Krankheit eines weiteren Faymann-Vertrauten.

Gleichzeitig sieht man mit Erstaunen, dass das bisher so SPÖ-freundliche Konkurrenzprodukt „Österreich“ neuerdings einige unfreundliche Geschichten über die neue SPÖ-Führung gebracht hat. Das war bisher freilich „nur“ als Kampfansage an die SPÖ interpretiert worden, weil in dieser erstmals – ohnedies nur zaghafte – Stimmen laut geworden sind, das vielkritisierte Inseratenvolumen aus Steuergeldern etwas zurückzuschrauben. Dahinter könnten aber auch andere Zusammenhänge stecken.

 

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