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Großbritannien hat eine neue Premierministerin. Die Frau macht einen guten Eindruck. Was aber noch nichts heißt angesichts der schier unbewältigbaren Quadratur des Kreises, die ihr bevorsteht – im Interesse der Briten und der Resteuropäer. Dafür fallen jetzt schon drei andere hochinteressante Aspekte an der Kür von Theresa May auf.
Der erste ist die eindrucksvoll demokratische und transparente Form, wie auf den Inseln eine Partei die Kür eines neuen Parteichefs – und in diesem Fall auch Premierministers – organisiert. Zuerst gibt es da ein tägliches Ausscheidungs-Wählen der gewählten Abgeordneten unter den Bewerbern mit offen kommunizierten Ergebnissen, bis nur noch zwei Bewerber überbleiben. Und dann gibt es eine Stichwahl der beiden Bestplatzierten, bei der alle Parteimitglieder mitstimmen (diese ist im Falle May flachgefallen, weil ihre Konkurrentin wegen Aussichtslosigkeit letztlich zurückgezogen hat).
An diesem eindrucksvollen Prozedere merkt man wieder, dass Großbritannien noch immer zu Recht als Mutterland der Demokratie gilt. Man vergleiche damit etwa die Bestellung neuer Parteichefs in Österreich, egal bei welcher Partei. Wird eine solche fällig, tagen ein paar Stunden oder Tage lang die jeweiligen Granden hinter Polstertüren und plötzlich tritt ein neuer Chef aus diesen hervor. Selbst die dann irgendwann folgenden Parteitage sind nur noch Bejubelungsveranstaltungen für diesen, in keiner Weise mehr echte Entscheidungsgremien, die sie laut Statut angeblich wären. In den österreichischen Parteien ist die Demokratie noch nicht angekommen.
Sollte noch jemand fragen, welches System besser wäre, dann sollte er einfach einen Blick auf die derzeitigen österreichischen Parteichefs – und auf die Frustration der Österreicher über die Parteipolitik werfen.
Der zweite Aspekt: Bei den Konservativen waren beide nach den Abgeordneten-Abstimmungen voranliegenden Kandidaten Frauen. Es ist mehr als typisch, dass das bei einer konservativen Partei passiert. Die zwei waren für die Abgeordneten, die ja alle potenziellen Kandidaten eindeutig am besten kennen, einfach die Besten. Das geschah ganz ohne das Quoten- oder Feminismus-Gequatsche linker Parteien. Mit diesem diskriminieren die Linken ja in Wahrheit Frauen nur.
So waren es ja auch schon die britischen Konservativen, die einst mit Margaret Thatcher die erste Frau als Premierministerin hatten (die noch dazu die beste Regierungschefin des Landes seit Winston Churchill gewesen ist). So war es in Deutschland die CDU, die die erste Frau ins Bundeskanzler-Amt gebracht hat. So war es in Österreich die ÖVP, die die erste Frau zum Minister gemacht hat. So war es in Österreich die FPÖ, die als erste (und bisher einzige) eine Frau als Vizekanzler nominiert hat. So waren es in Österreich FPÖ und ÖVP, die lange vor den Sozialisten Frauen als Präsidentschaftskandidaten gestellt hatten.
Und all diese Frauen-Karrieren geschahen ganz ohne Feminismus-Gequake. So wie es natürlich umgekehrt auch ganz selbstverständlich sein sollte, dass man Angela Merkel wegen schwerer politischer Fehler nicht kavaliersartig mit scharfer Kritik verschonen dürfte.
Wer hingegen mit Zwangsquoten arbeitet, degradiert jede Frau, die etwas wird, automatisch zu einer Quotenfrau. Diese Quotenfrauen, von denen es gerade bei Rotgrün nur so wimmelt, werden dann aber von den Quotenparteien selbst nicht für fähig gehalten, ein echtes Spitzenamt zu übernehmen. Denn an der Spitze kann es eben keine Quoten geben. Da kann ja immer nur einer stehen (außer man macht sich so lächerlich wie die deutschen Grünen, die jedes Amt doppelt besetzen).
Der dritte Aspekt ist der einzige, der Theresa Mays Kür überschattet. Das ist die unfaire Kampagne, die ihre Unterstützer einige Tage lang gegen ihre Opponentin Andrea Leadsom geritten haben. Diese hatte nämlich in einem Interview ihre Vorzüge und Erfahrungen dargelegt und darin auch darauf verwiesen, dass sie drei Kinder großgezogen hat. Mehr hat sie nicht gebraucht, so vernichtend war der Sturm der Political Correctness gegen sie, weil sie das gesagt hat.
Dabei sind die Jahre der Kindererziehung ein absolut wichtiger Teil eines Lebens. Dabei lernen die Mütter – manches Mal auch Väter – mehr als in vielen anderen Jobs. Dabei lernen Eltern auch ganz besonders, zukunftsorientiert zu denken.
Gewiss darf das nicht heißen, dass prinzipiell nur Mütter oder Väter geeignet wären, Spitzenämter zu übernehmen. Man kann auch in anderen Funktionen und Aufgaben Führung und Verantwortung lernen. Man ist mit Sicherheit auch von Natur aus – oder etwa durch die Zufälligkeiten eines Bildungsweges – unterschiedlich begabt dafür.
Aber sehr wohl muss es legitim sein, die Erfahrungen einer Mutterrolle stolz aufzuzählen, wenn man sich schon in einem Wahlkampf selbst anpreisen muss. Das ist wichtiger und relevanter als viele der Dinge, die einem etwa in Österreich über die Präsidentschaftskandidaten vermittelt worden sind. Und das ist beispielsweise auch viel zutreffender als etwa die in den letzten Wochen ständig ausgestreute Behauptung, ein ÖBB-Generaldirektor hätte irgendetwas von der wirklichen Wirtschaft gelernt (und nicht nur vom Beschaffen von Steuergeldern für den Privilegienmoloch und von Liebedienerei gegenüber der Gewerkschaft).
Vor allem ist widerlich, dass da sofort die feministischen Politkommissarinnen erwacht sind. Also ausgerechnet die, die ständig vorgeben, für Frauenrechte zu kämpfen. Die aber in Wahrheit nur für kinderlose Karrierefrauen aus der Elitenblase kämpfen. Ausgerechnet sie kläffen dann laut, wenn eine Frau auf ihre Mutterrolle verweist und diese als legitimes Qualifikations-Element erwähnt, wie halt andere ihre bisherigen Karriere-Positionen.
Wir lernen (wieder einmal): Alle, die behaupten, Frauenpolitik zu machen, machen nicht Politik für die weitaus größte Gruppe unter den Frauen, nämlich die Mütter. Sie verachten diese sogar insgeheim, weil sie so blöd sind, Kinder großzuziehen.
PS: Eine Untersuchung hat vor einiger Zeit gezeigt, dass die weiblichen Journalisten in Österreich nicht einmal halb so viele Kinder haben, wie der – ohnedies niedrige – österreichische Schnitt beträgt…