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Philharmonisches Konzert am 1. Mai vormittag: Mehr noch als die vielen Pfiffe, die gleichzeitig am Rathausplatz gegen Werner Faymann ertönten, zeigte ein Blick auf die Zuhörer im Musikverein die Lage der Sozialdemokratie.
Denn im Musikverein sah man eine ganze Reihe prominenter Sozialdemokraten: frühere Klubobmänner und Ombudsmänner ebenso wie SPÖ-Spitzenkandidaten bei Europawahlen oder Nationalbankpräsidenten. Sie alle zogen Bruckner und Schumann, Mehta und Barenboim dem Aufmarsch der letzten Genossen vor. Und noch einer wollte mit diesem nichts zu tun haben: Rudolf Hundstorfer. Noch vor einer Woche war er der rote Präsidentschaftskandidat, für den angeblich die ganze Partei marschiert ist. Jetzt sitzt er im Musikverein, mit blauer Krawatte.
Hundstorfer ist von allen Präsidentschaftskandidaten ganz offensichtlich der persönlich am schwersten Getroffene. Während seine Mitkandidaten Griss und Khol aus der Pension heraus antraten und überdies bei der Wahl dem (nicht zuletzt von VP-Chef Mitterlehner mitverursachten) Umstand zum Opfer fielen, dass es einen bürgerlichen Kandidaten zu viel gegeben hat, hat Hundstorfer ja mit 64 Jahren eigentlich lange glauben können, noch etliche Jahre in der Politik vor sich zu haben. Sei es als Sozialminister (wo sich wohl alle inzwischen schon einig sind, dass sein Nachfolger in diesem Amt schwer überfordert ist), sei es als künftiger Bürgermeister oder Bundeskanzler (für beide Funktionen war er oft als möglicher Kronprinz genannt worden). Jetzt ist er gar nichts mehr. Und hat auch keine Chancen, noch etwas zu werden.
So brutal geht’s in der Politik zu. In Wien kann man sich wenigstens bei klassischer Musik noch immer hervorragend trösten. Und das gespenstische Treiben am Rathausplatz vergessen, das ja ohnedies besser ins vorvorletzte Jahrhundert passen würde.