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Hypo, Heta und zwei Was-wäre-wenn-Fragen

Jetzt liegt also erstmals die konkrete Zahl auf dem Tisch: 6,4 Milliarden Euro sind es laut Finanzmarktaufsicht, um die (nach jetziger, realistisch klingender Schätzung) alle Forderungen gegen die Heta, die ehemalige Hypo Alpen-Adria, deren Guthaben übersteigen. Dieser Betrag wird letztlich auf den Schultern Kärntens landen, das ja für die Hypo/Heta-Schulden haftet. Die Gläubiger werden ja niemals freiwillig auf 54 Prozent ihrer - immerhin einst als "mündelsicher" geltenden! - Forderungen verzichten.

Kärnten wird das aber niemals derheben können. Daher wird weiterhin die Frage über dem Bundesland wie ganz Österreich schweben: Geht Kärnten in Konkurs oder rettet die Republik doch noch das südliche Bundesland, um einen gesamtösterreichischen Imageschaden (besonders auch für alle acht anderen Länder) abzuwehren?

Jede Entscheidung wird wehtun. Sie ewig hinauszuziehen hilft zwar auch nichts – aber dennoch handelt die Bundesregierung derzeit richtig, wenn sie nicht einspringt, sondern eine Rettung Kärntens davon abhängig macht, ob die Bundesländer wenigstens jetzt in Sachen Föderalismus und Finanzausgleich einigermaßen kompromissbereit sind.

Ein anderer Aspekt der nunmehr vorliegenden FMA-Entscheidung widerspricht einem Standpunkt, der immer wieder im Tagebuch vertreten worden ist: Die FMA meint, durch die Weiterführung der Heta trotz Konkursreife (also der Bank selber, was von einem Konkurs Kärntens zu unterscheiden ist) habe der Schaden um 1,4 Milliarden reduziert werden können.

Da es um eine Was-wäre-wenn-Frage geht, wird sich keine Version letztlich beweisen lassen. Akzeptieren wir aber ruhig den Standpunkt der FMA. Es passiert ja in der Tat öfter, dass die Fortführung eines konkursreifen Unternehmens einen Schaden mildert. Und klar war 2009 jedenfalls, dass für alle Balkanländer ein Hypo-Konkurs katastrophal gewesen wäre, und dass deswegen auch die extrem besorgte EU heftigen Druck auf Wien ausgeübt hat.

Ganz unabhängig davon freut es, wenn offensichtlich zumindest in den letzten Jahren die Pleitebank keine riskanten Geschäfte mehr eingegangen, sondern gut geführt worden ist.

Freilich sollte man das von einer weiteren wichtigen Hypo-Frage auseinanderhalten: War es – also unabhängig von der Sinnhaftigkeit eines Konkurses – richtig, dass sich die Republik 2009 von Bayern die Bank anhängen hat lassen? Ich bin nämlich nach wie vor zu 95 Prozent überzeugt, dass die Bayrische Landesbank damals ihre Tochter Hypo nicht in Konkurs gehen hätte lassen, die sie ja davor ganz freiwillig von Kärnten gekauft hatte. Denn das wäre eine Katastrophe für die Bayern selbst gewesen, sowohl für Bank wie Land. Denn auch in der großen Finanzkrise gab es keinen einzigen Fall, wo eine Bank eine Tochter in Konkurs gehen hat lassen, selbst aber überlebt hat.

Gewiss: Auch das ist eine Was-wäre-wenn-Feststellung, die letztlich nicht beweisbar bleibt. Beweisbar ist aus heutiger Sicht nur, dass damals die Wiener Regierung Faymann-Pröll (plus Nationalbank-Nowotny) die schlechteren Nerven gezeigt hat als die Bayern, die damals im Pokerspiel gewonnen hatten. Das Österreich den viel teureren, aber jedenfalls sichereren Weg gegangen ist . . .

 

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