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Das ist wirklich ein erfreuliches Zeichen der katholischen Kirche. Das sollte auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens Schule machen, wo die Kirche aktiv geworden ist.
Ohne dass hier der Ort für diffizile theologische Anmerkungen wäre, so scheint eindeutig: Das neue kirchliche Schreiben zum Themenbereich Familie, Sexualität und Ehe ist hervorragend gelungen.
Die Kirche hat damit die unendliche Vielfalt individueller Situationen anerkannt. Und sie hat sich damit auf ihren Gründer zurückbesonnen: Wer ohne Fehler, der werfe den ersten Stein. Das ist gerade auch deshalb als öffentliche Botschaft angebracht, weil die letzten Jahre auch viele Verfehlungen von Priestern offenkundig gemacht haben.
Die katholische Kirche hat mit diesem Rundschreiben einen Riesenschritt weg vom Dogmatismus gemacht, in dem ein Kirchengesetzgeber kleinlich, beckmesserisch und kasuistisch alle möglichen menschlichen Verhaltensformen über einen Leisten zu schlagen versucht hat. Diese Botschaft wird bei den Menschen gut ankommen und könnte die Kirche aus ihrer jahrelangen Rückzugsposition herausbringen.
Um das wirklich zu erreichen, sollte die Kirche freilich ebenso auf anderen Gebieten das gleiche Prinzip anwenden. Vor allem auf solchen, wo sie keinerlei Kompetenz und Auftrag ihres Gründers vorweisen kann. Das sollte sie schon aus wohlverstandenem Pastoralinteresse tun. Sie sollte sich mit generellen Aussagen zurückzunehmen, sei es zu Wirtschaft (Marktwirtschaft sei „Mord“), sei es zur Völkerwanderung.
Gerade zu letztgenanntem Punkt wird es daher immer fragwürdiger und widersprüchlicher, was der offenbar bevorstehende Besuch des Papstes auf Lesbos soll:
Letzteres wäre legitim. Aber dann wäre ein „Barmherzigkeits“-Besuch in den Flüchtlingslagern rund um Syrien – und IN Syrien – viel eher angebracht. Und eine weltweite Spendensammlung für diese Lager. Denn dort kann neunzehn Mal effizienter geholfen werden als in Europa. Außerdem: Nur dort leben die vielen wirklich armen Menschen, die sich die Dienste eines Schleppers nach Europa nicht leisten können.