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Auch wenn die Wiener selbst nicht sonderlich oft in Museen gehen, so wissen sie doch sehr genau, dass die Museen ein Hauptgrund für den Touristenansturm auf Wien sind. Sie wissen im Gegensatz zur Politik auch: Vom Tourismus lebt ein immer größerer Anteil der Berufstätigen in dieser Stadt. Er bringt noch Geld nach Wien. Während ja viele andere Branchen Wien mit seinen hohen Steuern und wuchernden Vorschriften zunehmend meiden (und während auch das in Wien besonders häufige Leben von der Gratis-Mindestsicherung nur in den Augen sehr doktrinärer Sozialisten nachhaltig funktionieren kann). Daher ist es nur als tragisch zu bezeichnen, was in der Wiener Museumslandschaft passiert.
Denn dort findet das große Sterben statt. Auch wenn daran vor allem der Bund – genauer: der aus dem Burgenland gekommene Kulturminister Ostermayer – hauptschuld ist, so treffen die Konsequenzen doch vor allem die Wiener.
Da ist die fixe Schließung des Essl-Museums in Klosterneuburg nur noch die – bisher – letzte Etappe. Gewiss, Klosterneuburg gehört verwaltungsrechtlich nicht zu Wien. Aber den Nutzen aus der Existenz dieses Museums hat eindeutig der Wien-Tourismus, nicht jener in der Kleinstadt an seinem Westrand gehabt. Immerhin war das Essl-Museum das größte Privatmuseum in ganz Österreich. Es ist jetzt in den Strudel der Pleite einer Baumarkt-Kette geraten – der Museumsbetrieb hätte aber problemlos fortgeführt werden können. Ähnlich wie es in früheren, kulturaffineren Zeiten mit den Sammlungen Leopold und Ludwig geschehen ist.
Nun gewiss, die Zeiten sind schlecht. Da muss man Verständnis haben, dass nicht mehr alles geht, dass nicht alles finanzierbar ist.
Nur: Überhaupt kein Verständnis hat man dann, wenn gleichzeitig sehr wohl sehr viel Steuergeld ausgegeben wird für die Neuschaffung eines Museums. Das noch dazu inhaltlich extrem problematisch und einseitig ideologisch ist. Also für das sogenannte „Haus der Geschichte", das Herzensanliegen des burgenländischen Ministers.
Aber offenbar ist die Realität dieser Republik so, dass sich ein Herr Ostermayer wie einst die Feudalfürsten alle seine privaten Vorstellungen auf Kosten der Allgemeinheit teuer finanzieren lassen kann.
Trotz all dieser Gründe scheint das Ostermayer-Museum nichts mehr aufzuhalten. Denn die ÖVP hat derzeit riesige blinde Flecken in Sachen Geschichte, Bildung und Kultur und offenbar deswegen (wieder einmal) grundlos einem total linken Projekt zugestimmt. Sie hat nicht einmal ihren sonst hie und da in Sonntagsreden des Finanzministers lobenswert aufblitzenden Willen zur Sparsamkeit gezeigt. Und im Wiener Rathaus ist Kultur sowieso nur ein Fremdwort, wenn man darunter nicht künstliche Eislaufplätze vor dem Rathaus, exzedierende Schwulenbälle im Rathaus oder Popfestivals auf der Donauinsel verstehen will.
Da ist es kein Wunder, wenn für die wirklich kulturell – und touristisch – wichtigen Dinge in und rund um diese Stadt kein Geld mehr da ist.
Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.