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Der linke „Spiegel“ schäumt und beschimpft die Entwicklung zwar als „reaktionär“ und „düster“. Er gesteht aber offen ein: Immer mehr junge Frauen, besonders solche mit einem hohen Bildungshintergrund, entscheiden sich bewusst, freudig und freiwillig dafür, einige Jahre ohne Beruf ganz dem Heranwachsen der eigenen Kinder zu widmen. Das ist in Wahrheit freilich – ganz im Gegensatz zur „Spiegel“-Hetze – eine ganz hervorragende Entwicklung.
Oder vorsichtiger formuliert: Das wäre eine hervorragende Entwicklung, wenn sie sich auch wirklich als echte Trendwende in der Statistik niederschlagen sollte, wenn wirklich der katastrophale Babystreik gerade der Akademikerinnen während der letzten Generation zu einem weitgehenden Ende käme. Denn nach derzeit bekannten Daten bekommen in Deutschland wie in Österreich rund 40 Prozent von ihnen kein Kind. Die vom „Spiegel“ beklagte Trendwende sehe zwar auch ich in vielen Einzelbeobachtungen, aber eben noch nicht eindeutig in der Statistik.
Natürlich ist es eine freie Entscheidung, auf Kinder zu verzichten, die niemanden etwas angeht. Aber dennoch ist gesamtgesellschaftlich klar: Wenn es viele tun, bedeutet das für die demographische Zukunft – oder vielfach schon Gegenwart – unserer Kultur nichts Gutes. Denn gerade gebildete Frauen sind die besten Mütter, die am besten jene nächsten Generationen an stabilen, bildungs- und leistungsorientierten Kindern heranziehen können, die unsere hochqualifiziert gewordenen Gesellschaften so dringend in (wieder) größerem Umfang brauchen.
Das bestätigen viele Indizien. Sie reichen von dem von allen Genetikern bestätigten hohen Ausmaß der Vererbung von Intelligenz bis zu der für den ganzen Lebensweg wichtigen Erziehung mit Liebe, Zuwendung und Förderung während der ersten vier Lebensjahre. Was der Konsens fast aller Pädagogen ist. Der vom „Spiegel“ mit linksfeministischem Schauder kritisierte Trend zurück zur klassischen Familie ist auch noch aus einem weiteren Grund hilfreich für die Qualität dieser Erziehung: Wenn sich Mütter mit Freude und freiwillig – und nicht durch irgendeinen etwa ökonomischen Umstand gezwungen – dieser Aufgabe widmen, dann ist das doppelt gut für die Kinder. Diese Mütter tun es zwar sicherlich für sich und ihre Familie, aber die ganze Gesellschaft profitiert davon. Und sollte das daher auch honorieren.
Umgekehrt hat es sich als katastrophale Illusion erwiesen zu glauben, dass türkische oder arabische Zuwanderer mit ihrer Geburtenfreudigkeit den Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften der Zukunft decken können. Vor allem in Österreich gelingt das auch in der zweiten und dritten Generation nicht.
Ich selbst habe in Redaktionen immer wieder miterlebt, dass junge Frauen vor der Geburt des Kindes davon reden, bald wieder arbeiten gehen zu wollen. Aber sobald das Kind da ist, verschieben sich die Prioritäten ganz stark zum Kind und Daheimbleiben. Typische Sätze: „Ich will meinem Kind das nicht antun, dass ich es mit einem Jahr in den Hort stecke“; oder: „Ich will die Zeit mit meinem Kind genießen“; oder: „Ich wusste gar nicht, wie schön das ist“.
Zurück zum „Spiegel“: Wenn dessen Beobachtungen stimmen, dann haben junge Frauen trotz – wieso eigentlich „trotz“? – eines akademischen Studiums heute sogar schon von vornherein das klare Ziel, sich ein paar Jahre den Kindern zu widmen. Was erfreulich ist und für ihr Selbstbewusstsein spricht, auch wenn die ganze feministische Front schäumt. Reihenweise wird im Hamburger Magazin ihr Frust ob des Scheiterns ihrer Gesellschaftsveränderungs-Ambitionen zitiert. „Ein grundsätzlicher Wandel der Geschlechterrollen in Familie und Paarbeziehung hat nicht stattgefunden.“ „Eine ideologische Wiederkehr des bürgerlichen Familienmodells“. „Comeback der traditionellen Frauenrolle“.
Aber auch der „Spiegel“ muss zugeben, „dass Teilzeit- und nichtberufstätige Mütter mit ihrem Leben zufriedener sind als Mütter, die in egalitären Modellen leben, weil sie nicht oder weniger unter der Doppelbelastung leiden.“ Und dass es „eine Sehnsucht nach Entschleunigung“ gibt.
Die Arbeitswelt verliert ja für viele, sobald man sie einmal von innen erlebt, viel von ihrem Reiz. Dort regieren Routine, Intrigen, (trotz Quoten) ausbleibende Karrieresprünge und vor allem die Frage: „Und was ist der Sinn von all dem, was ich da tue? Was bleibt?“
Jedenfalls, so muss man hinzufügen, können sich viele gerade der Akademikerinnen das Daheimbleiben durchaus leisten. Auch wenn gerne über das Gegenteil gejammert wird: Die Realeinkommen sind höher denn je in der Geschichte. Das merken nur viele nicht, weil sie das Zweiteinkommen einer Familie fast zur Gänze für Kinderbetreuung und Haushaltshilfe ausgeben müssen.
Was freilich bei aller Attraktivität des Lebensmodells Familie doch auch von den jungen Frauen (und ihren Partnern) stärker beachtet werden muss, ist die Absicherung für den Fall, dass die Ehe schief geht. Was ja auch bei solchen stressreduzierten Familienmodellen durchaus passieren kann. Aber um diese Gefahr zu relativieren, müssen Frauen nicht unbedingt die Doppelbelastung der letzten Generation auf sich nehmen. Jedoch sollten sie folgende drei Aspekte beachten:
Soll das heißen, dass all die vielen alternativen Ehemodelle, dass all die ständigen Bemühungen der Politik, die Väter mehr in die Kinderbetreuung zu bringen, sinnlos sind? Jein. Zwang wäre immer schlecht. Aber wenn sich zwei Partner im guten Konsens auf etwas Alternatives einigen, soll das in voller Wahlfreiheit genauso möglich sein.
Jedenfalls aber bestätigen auch viele Umfragen: Das gute alte Familienmodell ist kein Auslaufmodell, sondern gerade bei jungen Menschen beliebter denn je.
Das sollte irgendwann auch die Politik mitkriegen. Sie sollte sich, wenn sie endlich wieder ein wenig näher bei den Menschen landen will, viel mehr für das interessieren, was die große Mehrheit ihrer Wähler will, als sich ständig nur für marginale Randerscheinungen zu engagieren.
Als solche hat sich etwa eindeutig die Schwulenehe entpuppt. Dabei ist diese in den letzten zehn Jahren für viele Parteien das absolut Wichtigste in der Familien- und Gesellschaftspolitik gewesen. Aber die soeben veröffentlichte Statistik für 2015 bestätigt wie auch die Jahre davor: Schwule Verpartnerungen machen nur rund ein einziges Prozent der Zahl der Eheschließungen aus. Ihre Dimension ist also weit weg von den zehn Prozent, von denen linke und schwule Lobbys einst gesprochen hatten, die sich ohne Möglichkeit einer Verpartnerung härmen müssten.
Ein kluger Politiker müsste daher endlich wieder zu dem Schluss kommen: Kümmern wir uns wieder um das, was die Menschen wirklich bewegt. Und was für die Zukunft entscheidend ist: Das ist eindeutig die gute alte Vater-Mutter-Kind-Familie.
PS: Irgendwann wird hoffentlich auch die Wirtschaft begreifen, dass es langfristig überhaupt die beste Investition in die Zukunft (auch) der Betriebe ist, wenn möglichst viele gebildete Frauen einige Jahre in die Erziehung ihrer Kinder investieren. Denn das sind die Schlüsselarbeitskräfte von morgen. Und die Unternehmer. Und die Politiker. Und die Journalisten. Und die Opernsänger.