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Da mich einige Abonnenten um Hinweise auf spannende, interessante und relevante Bücher gebeten haben, seien hier einige zusammengestellt. Auch ganz neue, und solche, die schon vor einiger Zeit erschienen sind. Es ist eine subjektive und vielfältige, jedenfalls überwiegend zeithistorische und gesellschaftspolitische Empfehlungsliste.
Der Bereich Belletristik ist weitgehend ausgeklammert. Aus einem klaren persönlichen Grund: Geschichte und Gegenwart sind schon aufregend genug, da bleibt kaum noch Zeit für Belletristik. Diese ist – es sei ehrlich gesagt – für mich im Laufe der Jahre persönlich auch immer irrelevanter und in vielen Fällen ärgerlicher geworden. Irgendwie schade, aber dennoch wahr.
Zwei Werke angelsächsischer Historiker seien ganz bewusst an die Spitze gestellt. Sie sind weitaus das Beste und Objektivste, was über den Ersten Weltkrieg erschienen ist. Sie sind wissenschaftlich hoch seriös und lesen sich zugleich spannender als die meisten Kriminalromane.
Bereits im Vorjahr erschienen (und von vielen damals auch schon gekauft worden) sind Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog von Christopher Clark. Der australische Historiker schildert darin in faszinierender Vielfalt und Ausgewogenheit all die vielen politischen, militärischen, geographischen, ethnischen, dynastischen, persönlichen und ideologischen Stränge, die zum Ausbruch das Ersten Weltkriegs geführt haben. In Serbien war man über dieses Werk zwar gar nicht erfreut. Aber Clark geht genauso kritisch mit der schlafwandlerischen Dummheit, mit der Phantasielosigkeit, mit dem expansionistischen Denken auch in allen anderen Ländern auf beiden Seiten der späteren Front zu Gericht. Wer es noch nicht hat: absolute Pflicht.
Ein Gegenstück zu dem, was Clark im Vorjahr über das Entstehen des Ersten Weltkriegs vorgelegt hat, gibt es nun seit heuer auch über dessen Ende und die Nachgeschichte. Die Friedensmacher: Wie der Versailler Vertrag die Welt veränderte von Margaret MacMillan. Dabei steht insbesondere die Frage im Zentrum, wieweit das unglückselige Ende des Ersten Weltkriegs ursächlich dafür war, dass beide Weltkriege letztlich zu einer historischen Einheit eines 30-jährigen europäischen und globalen Krieges verschmolzen sind. Wie bei Clark wird von einer souveränen, höheren Warte den Entwicklungen, Ressentiments, Fehlkalkulationen in allen beteiligten Ländern nachgegangen. Und das Werk liest sich vor allem sehr gut.
Viel aktueller sind natürlich all die vielen Bücher, die sich mit Islam, Islamismus, Migration und den heute dadurch drohenden Gefahren befassen, die möglicherweise zu einem neuen großen Krieg führen werden. Die erste Empfehlung dazu ist „Mohamed. Eine Abrechnung“ von Hamed Abdel-Samad. Das ist eine engagierte Auseinandersetzung mit dem historischen Menschen Mohammed, mit den vielen ganz und gar nicht sympathischen Aspekten seines Lebens, und mit den vielen Stellen aus Mohammeds Lehre und Vita, auf die sich gewaltbereite Moslems beziehen können. Dieses Buch kann man naturgemäß keineswegs mit der gleichen distanzierten Ruhe lesen wie jene beiden davor genannten Werke über einen hundert Jahre zurückliegenden Krieg.
Indirekt den gleichen Problemkreis, wenn auch aus ganz anderer Perspektive hat das Buch einer griechischstämmigen deutschen Streifenpolizistin zum Thema: Tania Kambouri Deutschland im Blaulicht: Notruf einer Polizistin „Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin“. Darin räumt sie massiv mit vielen sozialromantischen Illusionen auf, die noch immer viele Medien und Politiker prägen. Ein Buch, das man eigentlich jedem Abgeordneten, jedem Mitglied der deutschen und österreichischen Regierung unter den Christbaum legen möchte. Kambouri geht mit großem Mut zur Ehrlichkeit auf das Problem aggressiver und straffälliger Einwanderer, größtenteils Muslime, und deren absolut fehlender Bereitschaft, sich in die Gesellschaft zu integrieren, ein. Genauso befasst sie sich damit, dass sich Polizisten immer seltener trauen einzuschreiten, weil sie sonst von einem kaputt gewordenen Rechtsstaat als fremdenfeindlich sanktioniert würden.
Eine andere Front desselben Problems: Der „Presse“-Redakteur Wieland Schneider hat intensiv vor Ort über den Überlebenskrieg der Kurden gegen den „Islamischen Staat“ recherchiert und seine Beobachtungen in Krieg gegen das Kalifat: Der Westen, die Kurden und die Bedrohung "Islamischer Staat" zusammengetragen. Sehr anschaulich.
Österreichische Zeitgeschichte steht im Zentrum von Birgit Mosser-Schuöcker: Leopold Figl. Der Glaube an Österreich. Das ist nicht die erste Figl-Biographie, aber eine sehr berührend geschriebene. Das Leiden Figls im KZ und der Kampf um die österreichische Freiheit werden dabei teilweise reportagenhaft dargestellt. Vor allem interessant ist, dass die Autorin auch Einblick in Figls private Gästebücher bekommen hat. (Übrigens findet sich in dem Buch auch ein Zitat des SPÖ-Abgeordneten Bruno Pittermann, in dem dieser über die „Barbarei“ der alliierten Besatzer wettert – eine Formulierung, die den späteren SPÖ-Chef heute wohl zur Todesstrafe durch die linken Geschichtsumschreiber verurteilen würde).
Hugo Portisch Aufregend war es immer befasst sich mit der langen Periode zwischen Staatsvertrag und der heutigen islamistischen Bedrohung. Es war vor allem die Periode einer erbitterten Ost-West-Konfrontation, in der sich viele Menschen vor einem weiteren Krieg gefürchtet haben. Der Doyen des österreichischen Journalismus war bei vielen Entwicklungen und historischen Ereignissen selbst dabei. Er beschreibt diese sehr lebhaft und mit seiner (wie immer) großen schreiberischen Kunst.
Vladimir Palko: Die Löwen kommen: Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern. Der ehemalige slowakische Innenminister befasst sich in einem sehr mutigen und engagierten Werk mit der Zukunft des Christentums in Europa, aber auch mit den durchaus realen Aspekten einer modernen Christenverfolgung, mit den Nachwirkungen des Kalten Krieges, mit Überlegungen zur Frage einer eventuellen Weltregierung. Er stellt die großen Verdienste der christdemokratischen Parteien im Nachkriegseuropa ins Zentrum, aber auch ihre späteren Niederlage gegen den „Kulturmarxismus“ der Intellektuellen-Schickeria. Sein Urteil ist klar: Europa und Amerika sind Richtung Tyrannei unterwegs.
Ebenfalls mit dem Fluch des Neomarxismus der letzten Jahrzehnte befasst sich der deutsche Historiker Jörg Baberowski in „Räume der Gewalt“. Gerade weil er seine Jugend selbst in kommunistischen Gruppierungen der 68er Bewegung verbracht hat, weiß er sehr anschaulich, worüber er spricht. Er befasst sich mit der Frage, ob und wie aus der dichten rhetorischen Gewalt des Neomarxismus auch echte physische Gewalt entstehen kann. Ebenso aber bildet auch die kritische Auseinandersetzung mit seinem Vater, der Weltkriegssoldat gewesen ist, ein wichtiges Element seines Denkens – und sein späteren Begreifen und Verstehen des Vaters. Baberowski geht aber auch noch in vielen anderen Zusammenhängen der Gewalt in ihren diversen Variationen nach – in zum Teil für den Leser durchaus nicht immer leicht verdaulichen Anschaulichkeit.
Es gibt aber auch andere heikle Themen als Zeitgeschichte, mit denen sich zu befassen spannend und anregend ist. Etwa mit dem Büchlein von Anja Langlois: "Die missverstandene Emanzipation – Wie Wissenschaft, Politik und Medien Männer diskriminieren“. Anstelle langer theoretischer Abhandlungen hat die Autorin eine große Fülle von Belegen aus Medien, politischen und sogenannten wissenschaftlichen Quellen zusammengetragen, die allesamt die Aussage des Untertitels ihres Buches belegen. Das ist damit klarerweise ein Buch, das von den meisten Mainstreammedien ignoriert wird.
Eine andere Autorin befasst sich mit einem ähnlichen, aber doch anderen Themenkreis, nämlich damit, wie Kinder und Familien unter die Räder unserer Gesellschaft kommen. Stefanie Holzer: Wer bitte passt auf meine Kinder auf?: Essay (Limbus Essay) ist ein sehr persönlich gehaltenes und lebhaftes Plädoyer für mehr Zeit für unsere Kinder. Sie tut das im Spannungsfeld zwischen der um sich greifenden Ganztagsbetreuung und der Denunzierung der Mütter am Herd. Sie trägt dabei zugleich viele harte Fakten zusammen.
Eine andere gesellschaftspolitische Problemzone bildet den Mittelpunkt von Manfred Spitzers Buch: Cyberkrank!: Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Der Gehirnforscher befasst sich vor allem mit den vielfältigen medizinischen Problemen einer elektronischen Online-Welt. Mit Depressionen, Stress, Empathieverlust, Schlafstörungen – und was man dagegen tun kann.
Ein anderer bekannter Journalist, Hellmuth Karasek (Frauen sind auch nur Männer) hat knapp vor seinem Tod im September die besten seiner Kolumnen zusammengestellt. Sie lesen sich alle ebenso schnell wie recht vergnüglich, wenn auch etliche davon eher nur aus deutscher Perspektive relevant sind.
Zumindest ein Werk aus dem Bereich der sogenannten Fiction, das freilich auch keineswegs reine Fiktion ist, sondern ein historischer Roman aus einer viel länger zurückliegenden Zeit. Robert Harris Imperium: Roman (Cicero 1) beschreibt aus der Sicht des Sklaven, der lebenslang an der Seite von Cicero gestanden ist, das Leben und Werk der wahrscheinlich größten und bekanntesten Persönlichkeit des antiken Roms auf dem Weg vom Rechtsanwalt zum Politiker. Spannend und doch auch historisch informativ.
Und zu guter Letzt wieder etwas Österreichisches, noch dazu etwas sehr kulinarisch zu Lesendes. Gerhard Jelinek: Sternstunden Österreichs: Die helle Seite unserer Geschichte. Viele Episoden, an welche die meisten Leser irgendwie schon einmal angestreift ist, werden da geschildert oder wieder in Erinnerung gerufen, ob das nun die Entstehung von „Stille Nacht“ ist oder die Triumphe eines Toni Sailer oder aber auch die Entstehung der Wiener Gemeindebauten.
Allen Lesern wünsche ich, dass sie dabei etwas für sie selbst – oder jemand zu Beschenkenden – Interessantes finden. Ich habe die Amazon-Links hinzugefügt, weil ich weiß, dass das für manche so bequemer ist. Es sei aber auch betont, dass ich ausdrücklich den Besuch von echten Buchhandlungen mit echten Buchhändlern ans Herz legen möchte. außerdem sind zwei Titel nicht bei Amazon erhältlich.