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Wozu noch Fahrscheine kaufen?

Immer öfter berichten Benutzer der Wiener Straßen- und U-Bahnen über ähnliche Vorkommnisse: Passagiere werden von Kontrolloren als Schwarzfahrer entdeckt – dennoch passiert ihnen letztlich nichts, außer dass sie den Zug verlassen müssen.

Da die Kontrollore dann oft gleich wieder mit demselben Zug weiterfahren, haben sie ganz offensichtlich ansonsten nichts unternommen, vielleicht auch gar nichts unternehmen können. Und die Schwarzfahrer fahren halt dann mit dem nächsten Zug. In anderen Fällen wird zwar offensichtlich ein Protokoll aufgenommen, aber mangels Ausweisen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass da den Kontrolloren irgendwelche Phantasie-Namen und -Adressen gesagt werden.

In den meisten berichteten Fällen handelt es sich dabei um – mutmaßliche – Ausländer, die weder Deutsch noch Englisch können. Oder genauer gesagt: die es anscheinend nicht können.

Solche Vorfälle frustrieren natürlich alle anderen Passagiere, die das beobachten: Wozu, so fragen sie sich, haben sie selbst eigentlich einen Fahrschein gekauft, eine Netzkarte bezahlt?

Immer mehr Menschen kommen wegen ähnlicher Vorfälle auch auf anderen Gebieten ins Grübeln: Ist man nicht als Österreicher, der Vorschriften halbwegs einzuhalten versucht, der Steuern und Abgaben zahlt, der auf die Nachbarschaft Rücksicht zu nehmen versucht, der Dumme? Sollte man nicht auch versuchen, selbst auf Kosten der Allgemeinheit zu profitieren?

Gewiss handeln die Straßenbahn-Kontrollore in solchen Situationen nicht eigenmächtig. Es gibt offensichtlich interne und politisch motivierte Weisungen, dass man da gar nicht erst versuchen soll, die Polizei herbeizurufen. Da könnten dann ja irgendwelche grüne Aktivisten mit Handy-Fotos die „Wiener Linien“ als ausländerfeindlich denunzieren, wovor sich die Rathaus-Gewaltigen anscheinend enorm fürchten. Hat die SPÖ doch gerade behauptet, für „Haltung“ und „Menschlichkeit“ zu stehen.

Aber auch die Polizei hat andere Sorgen und viel zu wenig Personal. Die sieht ebenso wie das Rathaus Schwarzfahren als nicht so wichtiges Delikt an. Was ja im Vergleich zu Wohnungseinbrüchen, Schlägereien, Taschendiebstählen und Blutdelikten auch zweifellos richtig ist.

Was die Wiener Politik nur nicht begreift: Genau das führt zu einem rapiden Verfall der Gesetzestreue der Bürger. Diese wollen eigentlich, dass es auch im Kleinen korrekt zugeht. Denn sonst wird die Grenze zwischen Groß und Klein völlig willkürlich.

Staat und Stadt quälen jedoch gleichzeitig die Bürger mit immer neuen Vorschriften und Schikanen. Von der Mülltrennung über Rauchverbote auch in U-Bahn-Stationen über Verbote böser Worte, Zahlen und Zeichen über Verbote, bestimmte internet-Seiten anzuschauen, bis zur Essenzubereitung in privaten Kindergärten. Da gibt es viel zu viele Regeln. Locker könnte und sollte die Hälfte aller Gesetze und Verordnungen sofort entsorgt werden (und die Tausenden beamteten Kontrollore dazu, die damit die Menschen sekkieren).

Aber umgekehrt ist entscheidend, dass die Einhaltung der verbliebenen Regeln auch wirklich durchgesetzt wird. Das heißt zwar keineswegs, dass die politisch-bürokratische Macht an jede Ecke einen Aufpasser stellen soll. Nur: Wenn ein Delikt entdeckt wird, muss das auch Konsequenzen haben. Und darf nicht einfach mit dem Ausländer-Schmäh folgenlos bleiben. Oder mit einer anderen Ausrede. Oder gar durch Korruption.

Aber das, was derzeit hunderttausendfach im Großen an den Grenzen passiert, geschieht im Kleinen immer öfter in Wiener Straßenbahnzügen. Wenn sich aber ein Staat, eine Stadt so verhält, dann haben sie sich letztlich selbst aufgegeben. Dann führen die angebliche „Haltung“ und „Menschlichkeit“ zum Zusammenbruch von Recht und Ordnung. Was mit Sicherheit noch viel unmenschlicher sein wird.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

 

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