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Die Frauendiskriminierung

Eine der wichtigsten Ursachen dafür, dass Frauen auch in seriösen Einkommensstatistiken nachhinken, ist das Pensionssystem. Eigenartigerweise wird aber gerade dieser Komplex von Feministen nie thematisiert. Ganz im Gegenteil: Viele von ihnen verteidigen sogar die für viele Frauen schädlichen Ungleichheiten im Pensionssystem.

Es geht vor allem um das Pensionsantrittsalter. Laut Gesetz gehen Frauen fünf Jahre vor den Männern in Pension (sofern sie nicht Beamte sind). Beim realen Pensionsantrittsalter ist der Unterschied zwar nicht so groß. Das ändert aber nichts an den für Frauen negativen Folgen des gesetzlichen Unterschieds, der erst 2033(!) eliminiert sein soll:

  1. Die geringeren Beitragsjahre führen dazu, dass Frauen deutlich niedrigere Pensionen haben.
  2. Rund zehn Jahre vor dem erwarteten Pensionsantritt nimmt die Intensität der Weiterbildung deutlich ab (Motto: „Zahlt sich eh nimmer aus“). Das ist bei Frauen eben deutlich früher als bei Männern.
  3. Bei vielen Berufen sind die letzten Jahre vor der Pension Zeiten des höchsten Einkommens. Das ist zwar in einigen Ländern nicht so, wo die letzten Arbeitsjahre nicht mehr so gut bezahlt werden, aber in Österreich sehr wohl. Und gerade diese Jahre fehlen den Frauen.
  4. Dazu kommt, dass erst ab der schwarz-blauen Zeit für seither geborene Kinder Müttern vier Karenzjahre auf ihre spätere Pension angerechnet werden. Ältere Mütter haben davon freilich nichts. Und auch Mütter von Mehrkinderfamilien können und wollen nicht schon vier Jahre nach der Geburt des Jüngsten wieder arbeiten gehen.

Das frühe Pensionsalter hat eine rapide wachsende Lücke im Pensionssystem aufgerissen, welches jetzt schon jährlich weit mehr als zehn Milliarden aus dem allgemeinen Steuertopf braucht. Bei rasch steigender Tendenz.

Besonders schwer verständlich ist die Haltung vieler Politiker zu Müttern. Einerseits will man sie mit allen Mitteln möglichst bald nach der Geburt wieder in die Arbeit bringen, um nicht zu sagen: zwingen. Andererseits wollen es aber oft die gleichen Politiker keinesfalls, dass die Frauen länger in Arbeit bleiben. Dabei sind die meisten Frauen mit 60 durchaus noch arbeitswillig – nicht zuletzt auf Grund der ständig steigenden Lebenserwartung.

Das ist schade für die Frauen. Aber interessanterweise beschweren sich selbst militante Feministinnen erst dann über dieses Gesetz, wenn sie selbst 60 werden. Vorher ist ihnen dieses Problem egal.

Und jedenfalls verfehlt die stereotype Haltung von Sozialminister Hundstorfer das Thema, der sich weigert, das gesetzliche Pensionsantrittsalter zu erhöhen. Dass das auf die Dauer scheitern muss, hat auch der (übrigens der deutschen Sozialdemokratie nahestehende) Pensionsexperte Rürup als schweren Fehler erkannt: „Österreich muss anstatt auf das tatsächliche auf ein höheres gesetzliches Pensionsalter fokussieren“ – also auch bei den Männern – „und rasch das Pensionsalter von Frauen angleichen“. Die wichtigste Aufgabe der Politik in einem Satz.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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