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Die Schwulen und die UNO, die USA und die Bibel

Es ist schrecklich, dass im „Islamischen Staat“ Schwule verfolgt, gar ermordet werden. Aber es ist auch mehr als seltsam, wenn es darob jetzt eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates gibt. Seltsam sind ebenso die zunehmend grotesken Auswüchse des in den letzten Jahren im Westen, insbesondere in den USA ausgebrochenen Schwulismus. Es wird zunehmend unerträglich, es ist aber auch irgendwie rätselhaft, weshalb ausgerechnet diese sexuelle Erscheinungsform sowohl im Pro wie im Kontra zu so heftigen Exzessen führt.

Es ist jedenfalls eine völlig einseitige Verzerrung, wenn der Sicherheitsrat da jetzt eine informelle Sondersitzung zum antischwulen Terror der IS-Dschihadisten in Syrien und im Irak abhält. Denn zu vielen anderen Formen sadistisch-brutaler Massentötungen durch diesen „Islamischen Staat“ hat der Sicherheitsrat keine solche Veranstaltung durchgeführt. Dadurch wird die demonstrative Heraushebung eines Teils der Morde an Homosexuellen ungerecht.

Dabei sind die Abschlachtungen von Christen, von Jesiden, von Schiiten quantitativ nach allem, was man aus den Zweistromländern erfährt, noch viel zahlreicher. Und in Hinblick auf die Grausamkeit dieser perversen (darf man das Wort überhaupt noch verwenden?) Mörder ist kein Unterschied der Intensität zwischen den einzelnen Verbrechen erkennbar. Übrigens geht es auch Sunniten, welche die angeblichen Ramadan-Gebote nicht einhalten, und Frauen, die sich nicht total verhüllen, im sunnitischen Kalifat nur wenig besser.

Was bedeutet da die UNO-Sondersitzung zu den Morden an Homosexuellen in dieser Situation? Bei den Bürgern dieser Welt kommt letztlich nur diese eine Botschaft an: Die Tötung von Schwulen ist das absolute Megaverbrechen, die Tötung von Menschen, welche die falsche Religion haben, ist hingegen ignorierbar.

Die Obama-USA setzen ganz auf Schwulen-Diplomatie

Das besonders Beklemmende an dieser UNO-Absurdität ist: Schuldig daran sind eindeutig die USA. Sie haben diese Sitzung durchgesetzt. Sie haben in letzter Zeit sogar ganz offiziell ihre Diplomatie in aller Welt beauftragt, sich besonders um die Rechtsstellung der Homosexuellen im Ausland zu kümmern. Sie kürzen wegen deren Diskriminierung auch immer öfter ihre Entwicklungshilfe an einzelne Staaten. Das alles ist gleich aus mehreren Gründen extrem bedenklich und dumm.

  • Denn zum ersten sehen immer mehr Länder darin eine Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten, eine Rückkehr zu kolonialen Verhaltensmustern – meist geht es ja um Drittweltstaaten –, die ihnen vorschreiben wollen, wie sich ein Land im Inneren zu verhalten hat.
  • Zum zweiten hätte etwa Europa dann umgekehrt mindestens das gleiche Recht, die USA unter offenen Druck zu setzen, damit diese auf die Todesstrafe verzichten, die ja nach europäischer Rechtsauffassung eine schwere Menschenrechtsverletzung ist.
  • Zum dritten gibt es – wie beim Sicherheitsrat – absolut keinen argumentierbaren Maßstab, warum sich Amerika ganz auf die Strafbarkeit der Homosexualität konzentriert, wenn es schon glaubt, das Recht zu haben, sich in anderen Ländern einzumischen. Warum gibt es praktisch keine US-Initiativen in Sachen Folter, Zwangsverheiratung, Frauenbeschneidung, Christenverfolgung, Korruption, massive Diskriminierung von ethnischen oder religiösen Minderheiten oder – ganz aktuell – gegen die Vernichtungsfeldzüge der Türken – wichtige Verbündete der Amerikaner – wider die Kurden?
  • Zum vierten fördern die USA mit ihrem unausgewogenen Vorgehen vielerorts massiv einen ebenso unsinnigen Antiamerikanismus. Moskau hat dadurch viel leichteres Spiel mit seiner krausen Verschwörungstheorie, dass nicht Russland, sondern die USA eine militärische Aggression gegen die Ukraine unternommen hätten.

Die plötzliche Schwulenoffensive der USA hat vor allem parteipolitische Motive. Die Demokraten sind weit nach links gerückt und glauben, mit dieser Kampagne endlich wieder ein Identifikationsthema zu haben, das sie nun landauf, landab spielen, dort wo sie die Mehrheit haben.

Das führt zu Einschüchterungsterror auch im Landesinneren, der zeigt, dass die USA ganz und gar nicht mehr das weltweite Musterland in Sachen Meinungs- und Religionsfreiheit sind, das sie mehr als zwei Jahrhunderte waren. Jüngster – nur beim oberflächlichen Hinschauen lustiger – Exzess: Ein Konditor in Colorado muss laut Gerichtsurteil einem schwulen Paar eine „Hochzeitstorte“ backen, was er aus religiöser Überzeugung vorher verweigert hatte. Eine Bäckerei in Oregon hatte kurz davor wegen des gleichen „Delikts“ sogar 135.000 Dollar Entschädigung zahlen müssen.

Umso erfreulicher ist, dass vor wenigen Tagen – von allen österreichischen Medien verschwiegen – der UNO-Menschenrechtsrat in Genf den Versuch zurückgewiesen hat, den Begriff Familie auf Homosexuelle zu erweitern. Vor allem in der Dritten Welt hat man keinerlei Sympathien für die diesbezüglichen Versuche linker westlicher Regierungen.

Spannend ist auch die einschlägige Debatte in der katholischen Kirche. Da hat zuletzt der Bischof von Chur öffentlich Abbitte leisten müssen, weil er heftig antischwule Passagen aus dem Alten Testament zitiert hat.

Der öffentlich auf den Bischof ausgeübte Druck ist ziemlich eigenartig. Denn die Kirche wagt gleichzeitig nicht zu sagen, dass das Alte Testament auch sonst ziemlich viele eigenartige Passagen hat, und dass es daher als Ganzes für das Christentum nicht die gleiche Relevanz haben kann wie das Neue Testament. Ein solcher Satz ist – von einigen mutigen Theologen abgesehen – innerkirchlich total tabu.

Die überfällige Relativierung des Alten Testaments wird meist mit einem besonders erstaunlichen Argument abgelehnt: Das wäre ein versteckter Antisemitismus. Womit wir endgültig beim Totschlagargument jeder Debatte gelandet sind. Es hat offensichtlich zu einem seltsam anmutenden Zwischen- oder vielleicht auch Endstand der Debatte geführt: Das Alte Testament ist im Christentum völlig gleichwertig. Nur die Passagen über Homosexualität sind das nicht.

 

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