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Der Weltwirtschaft droht ein Crash, gegen den die gesamte Griechenland-Aufregung ein flaues Lüfterl ist. Der Crash passiert aber in einer anderen Weltgegend – freilich aus einem Grund, der dem allerschwersten Fehler der Eurozone bis aufs Haar gleicht.
Der Crash passiert derzeit in China. Dort stürzen die Börsen des noch vor kurzem unbezwingbar zu globaler Übermacht aufsteigenden Giganten gerade tief ab. Gewiss ist es möglich, dass sich der asiatische Gigant noch erfängt. Aber der Nimbus des unaufhaltsamen Aufstiegs ist weg.
Die Hauptursache des Crashs: Eine politikgelenkte Marktwirtschaft kann gar nicht dauerhaft funktionieren. China schleppt viel zu viele marode Staats-Industrien mit. Es leidet an gewaltiger Korruption, die ohne einen voll entwickelten Rechtsstaat mit einer unabhängigen Justiz absolut unausrottbar ist, weil ja genau jene Kader am korruptesten sind, die sich als Partei über Recht, Volk und Gesetz erhaben dünken.
Und vor allem: Es hat in den letzten Jahren exakt den gleichen Fehler wie Europa, wie der Euroraum gemacht. China hat ebenfalls Geld aus rein politischen Motiven und wider jede wirtschaftliche Vernunft zu viel zu niedrigen Zinsen in den Markt gepumpt.
Damit hat es sich genauso verhalten wie die politikgelenkte Marktwirtschaft in Europa. China wollte wie die EZB damit das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Gewiss, China machte diesen Fehler auf einem (noch) viel höheren Wachstumsniveau als Europa. Aber es braucht ja auch angesichts der Millionen Arbeit suchenden Landbevölkerung dringend ein hohes Wachstum. Mit dem europäischen Nullwachstum wäre das Land schon längst in die Nähe eines Bürgerkriegs geraten.
Billiges Geld führt immer zu vielen Fehlinvestitionen. Und es führt vor allem zu gefährlichen Blasen der Börsenkurse. Die müssen unweigerlich einmal platzen, was immer schlimme Auswirkungen hat. Siehe die Folgen der amerikanischen Billigzinspolitik in den ersten Jahren dieses Jahrtausends. In China genügt schon die Ankündigung, dass man den Aktienkauf auf Pump schwerer machen wolle – schon platzt die Blase.
Die chinesischen Kurse sind – vorerst – um gewaltige 30 Prozent abgestürzt. Das droht bei einem Giganten wie China unabsehbare Folgen zu haben. Hat China doch im Inneren so viele labile Strukturen, die nur durch Polizeistaatsmethoden niedergehalten werden; betreibt es doch nach außen einen brandgefährlichen Insel-Expansionismus, der viele Nachbarländer tief erbittert.
Gewiss: China hat in den letzten 30 Jahren einen sensationellen Aufstieg aus den Alpträumen von Maoismus, Kulturrevolution und der dadurch ausgelösten Not geschafft. Gewiss: Krisen und Konjunkturwellen sind immer unvermeidlich. Aber sie können zur Katastrophe werden, wenn die Politik so stark wie in China in die Wirtschaft und die Finanzwelt eingreift. Dann kommt es unweigerlich zu katastrophalen Fehlentscheidungen.
Wohin der Primat der Politik über die Wirtschaft führt, kann man ja auch an Griechenland beobachten. Gewiss: Die Chinesen sind fleißiger als die Griechen. Sie haben auf Grund der Vergangenheit auch viel weniger Illusionen, weniger Wunschdenken.
Aber auch sie haben noch nicht begriffen, dass nur der absolut unabhängige Rechtsstaat das Fundament jedes nachhaltigen Erfolgs ist. Dass nur eine freie Wirtschaft auf Dauer funktionieren kann. Dass China nur gelingen kann, wenn endlich die Partei die Macht aus der Hand gibt.
Es war zwar kein Chinese, aber es passt auch auf China hervorragend, was ein internationaler Wirtschaftsexperte unlängst einem mittelasiatischen Minister geantwortet hat, als dieser unter vier Augen wissen wollte, was das Wichtigste wäre, um das Land und seine Wirtschaft voranzubringen. Der Experte antwortete mit einer Gegenfrage: „Was passiert bei Ihnen, wenn der Staatspräsident beim Schnellfahren erwischt wird? Solange das ganz automatisch straflos ist, wird sich das Land nicht gut entwickeln können.“
PS.: Was passiert in Österreich, wenn der Bundespräsident etwas Unkorrektes macht? Wenn ein Landeshauptmann eine handgreifliche Auseinandersetzung mit seiner Frau samt Polizeieinsatz wegen eines Seitensprunges hat? Eine Frage für die Heimhörer.