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Die griechischen Defraudanten spielen mit Europa Katz und Maus. Und zumindest die – ja ebenfalls schuldengierigen – Sozialisten aus Frankreich, Italien und Österreich spielen dabei voll mit. Dabei gibt es gleich mehrere zwingende Gründe, warum der jüngste griechische Vorschlag unbedingt abzulehnen wäre.
Griechenland hat einfach zu oft versprochen, Besserung und Reform abgekündigt und dann nicht gehalten. Es hat zu oft gelogen, sodass dem in letzter Minute vorgelegten Papier keinesfalls zu trauen ist. Bezeichnend ist ja, dass dieses plötzliche Last-minute-Papier nicht aus der Feder der griechischen Chaos-Regierung stammt, sondern vor allem von französischen „Beratern“ und von Kommissionspräsident Juncker (der ja zuvor als Chef der Euro-Gruppe selbst in die Entwicklung schuldhaft involviert war).
Schon aus diesem Grund wird das nunmehr versprochene Paket in Griechenland nie bona fide in funktionierende Gesetze umgesetzt werden. Für die große Mehrheit der griechischen Politiker ist das ein Diktat, ein erpresstes, daher nicht einzuhaltendes Versprechen, das man nur abgegeben hat, um an die nächsten 50 Milliarden Euro zur Weiterfinanzierung des griechischen Betriebs heranzukommen. Und um kurzfristig weiter von der EZB mit ELA-Geldern versorgt zu werden, die den Geldkreislauf am Leben erhalten sollen. Denn im Grund enthält das Last-minute-Papier alles, was Griechenland im letzten halben Jahr als völlig unakzeptabel bezeichnet hat.
Es ist daher extrem unwahrscheinlich, dass die Dinge, die in diesem Papier stehen, in den nächsten Wochen und Monaten vollinhaltlich und ohne massive Abstriche, Einschärknugen und Abänderungen durchs griechische Parlament gehen werden. Dabei bräuchte jede einzelne dieser Maßnahmen zur Realisierung sorgfältig ausgearbeitete griechische Gesetze, nicht nur einen Zettel für einen EU- oder Euro-Gipfel.
Aber selbst wenn das – wider jede vernünftige Erwartung – gut ablaufen sollte, kann das Paket nicht funktionieren. Der Großteil der Maßnahmen und der darauf aufbauenden Gesetze wird mit absoluter Sicherheit von der griechischen Bürokratie ignoriert werden und in der Korruption steckenbleiben. Es wird keinen einzigen griechischen Beamten geben, der das engagiert umsetzen würde. Maximal gäbe es einen widerwilligen Beamtendienst nach Vorschrift. Niemand wird sich wegen eines Fremddiktats europäischer neoliberaler Ausbeuter engagieren. Fast niemand in der Bürokratie sieht aus eigener Überzeugung eine vollinhaltliche Umsetzung als richtig und wichtig an. Fast niemand in Griechenland begreift, dass das alles im eigenen griechischen Interesse nötig wäre.
Und trotz dieser Gewissheit ist die Gefahr gewachsen, dass die Euro-Gruppe wieder einknickt. Die Gefahr hat mehrere Quellen:
Die wahren Gründe, warum es mit Griechenland nicht mehr gehen kann, sind ja schon viel früher zu suchen und hängen gar nicht mit Fußangeln im jetzigen Papier aus Athen zusammen. Die wahren Gründe in Kürze:
All diese Gründe machen auch klar, dass das Verschulden sehr wohl weit über das der jetzigen Regierung und deren Verschlagenheit hinausgeht. Dass es auch völlig falsch ist zu sagen, die Griechen können ja nichts für die Unfähigkeit dieser Regierung. Sie können sehr wohl etwas dafür. Sie haben diese gewählt. Sie haben deren Defraudantenkurs auch noch bei einem Referendum bestätigt.
Was würde nun bei einem Einknicken der restlichen Euro-Länder passieren?
Warum das Ganze dann dennoch passieren könnte, obwohl eigentlich keine europäische Regierung das alles wollen kann?