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Da scheint der Volkspartei nach Längerem wieder einmal ein eindrucksvoller Schachzug gelungen. Der Zugang der bisherigen Stronach-Abgeordneten Georg Vetter und Marcus Franz bringt der zuletzt recht lendenlahmen Partei eine Verstärkung sowohl des wirtschaftsliberalen wie auch des wertkonservativ-christlichen Flügels.
Alleine das Geifern von Rot und Grün sowie der linken Medien zeigt: Das war ein Volltreffer. Diese Medien haben sich bezeichnenderweise sofort mit spitz erhobenem Political-Correctness-Finger auf alte – und harmlose – Äußerungen der beiden gestürzt. Der eine hatte sich einst gegen die geplante Strafbarkeit des Po-Grapschens gewandt (und autobiographisch gewitzelt: „Pro-Grapschen kann zu Hochzeit führen“); ein andermal hatte er Homosexualität als „amoralisch“ bezeichnet (was die dumpfen Political-Correctness-Gouvernanten in ihrer geistigen Schlichtheit mit „unmoralisch“ verwechseln); der andere hatte die Tatsache bekräftigt, dass Österreich erstes Opfer des Nationalsozialismus gewesen ist.
Die beiden werden es aber nicht leicht haben. Nicht weil sie der ÖVP ebensowenig als Mitglied beitreten, wie sie das beim Team Stronach getan haben, sondern weil sie bisher einen Ruf als durchaus eigenständige Persönlichkeiten mit viel Rückgrat erworben haben. Wird dieses jetzt vom Diktat der Klub- und vor allem Koalitionsdisziplin gebrochen werden? Eine seltsame Formulierung von ÖVP-Klubobmann Lopatka schürt diesen Verdacht: Denn er bezeichnete jene Aussagen der beiden als „missverständlich“. Und fügte hinzu: „Das darf nicht täglich passieren.“
Da kann man nur sagen: Würde es „täglich“ passieren, wäre es sicher neurotisch. Aber man kann sich nur wünschen, dass es immer wieder passiert. Egal ob es – wie in diesen Fällen – richtige Aussagen oder bisweilen halt auch problematische sind. Haben wir doch viel zu wenige Abgeordnete, die sich trauen, im Widerspruch zum politischen Machtapparat und zum medialen Mainstream eigenständige und mutige politische Meinungen zu haben. Und diese vor allem auch öffentlich zu äußern. Hat die ÖVP doch viel zu wenige Abgeordnete, die den Klub auf eine eigenständigere Linie gegenüber dem Koalitionsdiktat zu bringen versuchen (das von den Wählern offensichtlich mit zunehmender Heftigkeit abgelehnt wird!).
Für das Team Stronach geht damit eine unendliche Abschiedssymphonie weiter. Es würde mich nicht wundern, wenn da in absehbarer Zeit noch ein oder zwei andere Abgeordnete folgen werden. Was einst als hoffnungsgebende liberalkonservative Alternative begonnen hat, ist heute durch die sprunghafte und erratische Monomanie des ursprünglich durchaus verdienstvollen Parteigründers wohl unwiederbringlich zerstört.
Besonders spannend ist der Fraktionswechsel, weil Rot und Schwarz dadurch im Parlament fast gleich stark geworden sind. Weil dadurch auch die Option Schwarz-Blau ein wenig näherrückt. Das erklärt natürlich besonders deutlich die Panik in der SPÖ.
PS.: Falls es Leser übersehen hatten: Vetter hatte (in der Nacht nach der Steiermark/Burgenland-Wahl) auf diesem Blog seinen Bruch mit Stronach verkündet und begründet. „Exklusiv“ würden Boulevard-Magazine das nun in großer Aufmachung trompeten...