Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Die ÖH-Wahlen sind geschlagen oder auch fehlgeschlagen, wie man’s nimmt, wenn nur jeder vierte Wahlberechtigte mitmacht. Alles bleibt beim Alten nach der einzigen bundesweiten Wahl dieses Jahres. Es gibt aber einen Aspekt, den man nicht übersehen sollte. Wieder einmal ist nämlich das Anbiedern der Politik an die Welt der Jungen fehlgeschlagen.
Es verwundert nicht, dass die Studenten diese ÖH nicht interessiert. Sie zahlen Zwangsbeiträge und erhalten weder Service noch Interessensvertretung dafür, sondern können nur der skandalösen Vernichtung dieser Gelder zu ideologischen Zwecken zuschauen. Man erinnert sich an das pleite gegangene „Café Rosa“, in dem es ein Eintrittsverbot für Theologie-Studenten gab. Und vor allem an die finanzielle Unterstützung der gewaltbereiten deutschen Krawall-Touristen vom „Schwarzen Block“ für ihre Reise zu den Anti-WKR-Ball-Demos.
Diese Art des Umgangs mit Zwangsbeiträgen wird sich wohl nicht so schnell ändern – es bleibt alles beim Alten. Die VP-nahe Aktionsgemeinschaft hat zwar wieder den ersten Platz, aber die Allianz der Linken hat ihre knappe Mehrheit behauptet. Also kann weiter agitiert werden. Vielleicht mit noch weniger Legitimation – aber was soll’s? Dieses Wort dürfte ohnehin nicht zum Sprachschatz der ausschließlich mit oft recht krausen Gender-, Antifa- und Antikapitalismus-Sprüchen auffallenden schwachen Mehrheit zählen.
Ein einziges Faktum dieses eigenartigen Wahlergebnisses lässt aufhorchen: Der Neos-Ableger Junos konnte die größten Zugewinne verbuchen – und hatte mit der Forderung nach Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen um die Studenten geworben. Soviel Mut würde auch einer Bundes-ÖVP gut anstehen – wie man sieht, zahlt es sich sogar aus.
Noch weniger gingen also wählen als bei früheren ÖH-Wahlen, die auch schon von einem Beteiligungstiefststand zum nächsten taumelten.
Dabei hatte der Herr Bundespräsident diesmal höchstpersönlich aufgerufen: „Geht’s wöhlen!“ (Ja, genau in dieser volkstümelnden Dialekt-Version.) Und zwar nicht irgendwo, sondern ganz modern auf Facebook. In einem „geposteten“ Zeichentrickfilm, mit dem man glaubt, den Humor der jungen Menschen zu treffen – der aber in der Popularitäts-Währung der „Gefällt mir“- Clicks mit nur 544 solcher „Likes“ nicht gerade hoch im Kurs stand.
Und dabei will man als Politiker doch schon ob seiner coolen Anwesenheit in allen Social Media gelobt werden!
Fischer ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein, der glaubt, bei jedem neuen Kommunikationstrend mitmachen zu müssen – um zu beweisen, wie modern, wie cool, wie sehr am Puls der Zeit man ist. Und ohne Gefühl dafür, wie peinlich da vieles hinüberkommt.
Einem Barack Obama, der einen durch und durch modernen Wahlkampf geführt hat, hat man seine Tweets als authentisch abgenommen. Auch zu Sebastian Kurz passt das Medium, schlicht und einfach, weil er der Generation Facebook angehört.
Aber der Facebook-Auftritt von Werner Faymann, der immerhin drei Büromitarbeiter dafür abstellte, war und ist ein Schlag ins Wasser. „Geliked“ wurde hingegen die ihn parodierende Facebook-Kunstfigur des „Werner Failmann“, Pech aber auch.
Wenn H.C. Strache sein Disco-Leben auf Facebook festhält, darf man sich auch fragen, was das soll. Weder ist es ein Beitrag zur Politik, noch werden ihn die Facebook-Nutzer deswegen mehr mögen oder wählen.
Man könnte hier sämtliche Facebook-Seiten der österreichischen Politiker durchdeklinieren, der Schluss bleibt derselbe – es sind zu viele in diesem sozialen Netzwerk unterwegs. Unnötigerweise.
Modern ist man nicht, nur weil man (a)dabei ist. Modern kann man in seiner Politik sein – dann ist das auch in den modernen Kommunikationskanälen ein Selbstläufer. Da braucht man nicht selbst darin herumzudilettieren (lassen). Wer kein Profil hat, der bekommt durch ein Facebook-„Profil“ auch keines. Dafür setzt man sich dem nicht unbegründeten Verdacht aus, sich bei den jungen Menschen anbiedern zu wollen. Recht erfolglos, wie das Beispiel ÖH-Wahl lehrt.