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Mit allen rechtlichen Mitteln kämpfen neuerdings europäische Unternehmen und nun auch die EU-Kommission gegen Google und andere Internet-, Handy-, PC- und sonstige Elektronik-Konzerne. Mit allen rechtlichen Mitteln, aber leider nicht mit wirtschaftlichen, nicht mit der Entwicklung besserer Produkte, als es die amerikanischen sind.
Europa hat in den letzten zwei, drei Jahrzehnten die elektronische Revolution total verschlafen. Amerika und Ostasien triumphieren bei Geräten, und noch mehr dort, wo einzig und allein Gehirnschmalz entscheidet. Bei der Entwicklung von Apps, bei „sozialen“ Netzwerken, bei Suchmaschinen, bei Handys. Überall.
Es ist heute in diesen Bereichen kein einziges relevantes Unternehmen aus Europa auf dem Markt, obwohl sich Europa gehirnmäßig so elitär dünkt. Es dominieren zur Gänze amerikanische, aber auch südkoreanische, taiwanesische, chinesische Unternehmen, die es vor wenigen Jahren noch gar nicht gegeben hat, oder die winzig und unbedeutend waren. Der einzige, eine Zeitlang mitspielende europäische Player, Nokia, ist heute unbedeutend – und von Amerikanern aufgekauft. Und SAP verlagert sich selbst zunehmend in die USA.
Die restlichen europäischen Unternehmen in diesem Bereich spielen bestenfalls in der dritten Liga mit. Europa scheint beim Automobil steckengeblieben zu sein.
Warum nur? Was sind die Ursachen? Vieles.
Nach Jahren des Brütens hat jetzt die EU-Kommission eine Strategie für einen digitalen Binnenmarkt präsentiert. Diese Strategie wird aber mit Sicherheit nichts bewirken. Wirtschaftliche Dynamik kann nie von oben angeordnet, sondern nur ermöglicht werden. Entscheidend für den amerikanischen und asiatischen Elektronik-Erfolg sind auch nicht die oft angeprangerten Strategien der Steuerschonung; solche wenden auch europäische Unternehmen an. Die EU-Strategie konzentriert sich schon wieder viel zu sehr auf hemmende rechtliche Aspekte wie Verbraucherschutz. Europa begreift offensichtlich immer noch nicht, dass wirtschaftliche Dynamik nicht durch ein Mehr an Obrigkeits-Aktivität entsteht, sondern nur durch ein Weniger. Weniger Steuern, weniger Vorschriften.
Eine weitere Dummheit ist der nunmehr eskalierende Kampf europäischer Medien und Verlagshäuser gegen Google. Wenn ein Konkurrent erfolgreicher ist, sollte man selber besser Produkte entwickeln und nicht all seine Energien in aussichtslosen Initiativen aufreiben, die Konkurrenz juristisch zu behindern. So wie wenn die Eisenbahn das Flugzeug verbieten hätte können. Oder das Kino das Fernsehen. Oder das Fernsehen das Internet.
Europas Verlage lehnen es mehrheitlich sogar ab, bei der News-Initiative von Google mitzumachen, obwohl es dort Geld zu holen gibt. Hingegen berichtete mir dieser Tage ein Exponent der „New York Times“, dass seine Zeitung dabei begeistert mitmachen werde.
Die Verlage wagen es aber gleichzeitig nicht, Google die Aufnahme ihrer Internet-Artikel in seine Suchmaschine zu verbieten. Was sie mit einem einzigen Brief problemlos könnten. Sie klagen nur ständig darüber, dass Google mit seiner Suchmaschine viel Geld verdient. Sie wagen es aber nicht, auf diese Suchmaschine zu verzichten, weil dieses suchende User auch auf die Beiträge der einzelnen Medien hinlenkt. Ohne Google würden sie viele Zugriffe verlieren.
Die Verlage ignorieren auch, dass Google ihren Journalisten das Recherchieren deutlich leichter und schneller gemacht hat.
Die Verlage sind aber wohl auch deshalb besonders eifersüchtig, weil durch Internet und Facebook das generationenlang vorherrschende Monopol der großen Verlage gebrochen worden ist. Weil heute auch private Internet-Blogs ungehindert eine breite Öffentlichkeit erreichen können – und mit Google-Inseraten bisweilen auch ein bisschen Geld verdienen, ohne die eigene Meinung an politische und kommerzielle Inserenten verkaufen zu müssen.
Gerade da wäre es doch sehr einfach für die Verleger, Google etwas entgegenzusetzen: Sie müssten nur eine Plattform entwickeln, die den Inseratenverkauf auch so gut organisiert wie Google. Und wenn dann von den Erträgen den Bloggern und Internet-Seiten ein paar Cent mehr bliebe als bei Google, dann würden wohl alle mit Liebe zu einer österreichischen Plattform wechseln. Aber die Verleger jammern lieber nur. Und sie legen sich in immer größerer Zahl mit dem Großen Bruder ORF in ein Sich-gegenseitig-nicht-Wehtun-Bett. Was ihnen aber langfristig in Wahrheit den letzten Rest an Überlebensperspektive nimmt.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.