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Erdogan kann seinen Faschismus nach Europa tragen

Der türkische Präsident Erdogan hat türkischen Wahlkampf in Deutschland gemacht. Schon wieder. Das ist mehr als provozierend. Denn in ganz Europa sind für Politiker Wahlkampfauftritte im Ausland eigentlich absolut tabu. Noch viel provozierender aber ist das, was er dabei gesagt hat. Freilich: Schuld daran, dass er das sagen konnte, sind Deutschland & Co. Und zwar gleich in zweifacher Hinsicht.

Zu Sommerbeginn gibt es in der Türkei Parlamentswahlen. Erdogan will dabei eine so starke Mehrheit erringen, dass er das parlamentarische System in ein autoritäres Präsidialsystem nach Muster südamerikanischen Caudillos verwandeln kann. Auch das ist schlimm – aber letztlich Angelegenheit der Türken selbst.

Keineswegs nur türkische Angelegenheit, sondern fast schon eine Kriegserklärung an Deutschland ist jedoch das, wenn Erdogan jetzt in Karlsruhe gesagt hat:

  • Die Türken in Deutschland seien „unsere Macht außerhalb des Landes“.
  • Sie seien die „Stimme der Nation“.
  • „Je stärker unser Zusammenhalt in der Welt, umso stärker sind wir alle.“
  • Die Errichtung der „Neuen Türkei“ beginne in Deutschland.
  • Die Türken in Deutschland sollen die Werte, die Religion und die Sprache ihrer Heimat bewahren.

Mit diesen Worten macht Erdogan seine Behauptung, er wäre aber eigentlich schon für eine Integration der Türken in Deutschland, geradezu lächerlich. Was für eine Integration soll das  sein? Was bliebe dafür denn noch über, wenn alles türkisch bleiben soll?

Mit diesen Worten gibt Erdogan auch offen zu, dass der Islam ein nationales Symbol ist, für den sich die Politik zu engagieren habe. Man stelle sich im Kontrast zu Erdogan vor, dass ein europäischer Politiker seine Landsleute zur Bewahrung des Christentums auffordert. Absolut undenkbar. Das tut kein einziger, weder im Ausland noch im Inland.

Erdogans begeisterte Zuhörer machten zu seinen Worten das Handzeichen der Muslimbrüderschaft (vier Finger). Sie skandierten auf seine Aufforderung hin: „Eine Nation – eine Fahne – ein Vaterland – ein Staat“. Und das in Deutschland, wo schon einmal ein Volkstribun ganz ähnliche Sprüche brüllen hat lassen!

Das ist alles absolut unerträglich. Aber kein deutscher Politiker hat Erdogan umgehend zum Verlassen des Landes aufgefordert. Sie sind alle viel zu sehr mit Jahrestagen zur Erinnerung an längst vergangene Ereignisse beschäftigt. Sie müssen alle schon wieder einmal eine 70 Jahre zurückliegende Vergangenheit bewältigen. Da kann man sich ja nicht gleichzeitig um einen neuen Faschismus kümmern, der sich heute auf deutschem Boden austobt.

Die deutsche Politik ist aber auch – genauso wie die österreichische – noch an etwas anderem, noch Gravierenderem schuld, das solche Auftritte überhaupt erst möglich macht: Die europäischen Staaten haben nämlich durch gravierende Unterlassungen den geistigen Unterboden für Erdogan geradezu vorbereitet.

Niemand hat auch nur versucht, die Zuwanderer intensiv mit deutschen, mit österreichischen, mit westlichen Werten vertraut zu machen, sie emotional für diese zu gewinnen. Niemand hat begriffen, in welch unterschiedlicher Welt die kulturellen Wurzeln der Zuwanderer aus der Dritten Welt geprägt worden sind, und daraus konkrete Konsequenzen gezogen. Niemand hat sie in die Kultur und die (trotz allem auch sehr eindrucksvolle) Geschichte der neuen Heimat hineingeführt. Niemand wagt auch nur anzudeuten, dass Entwicklung, Wohlstand und Blüte Europas eindeutige und nicht ersetzbare Wurzeln haben. Von denen die wichtigsten aus Christen- und Judentum, sowie aus griechisch-römischer Antike und der britisch-französischen Aufklärung kommen.

Die Zuwanderer erleben ihre Gastländer statt dessen nur als offene Sparkassa, in der man bequem viel Geld abholen kann. Man muss dazu nicht einmal arbeiten, sondern nur alle Tricks im Umgang mit dem Sozialstaat kennen. Und ein paar deutsche Sprachkenntnisse. Ansonsten hören die Zuwanderer nur ständig Medien und Politiker, die Deutschland (oder hierzulande Österreich) verachten und beschimpfen; die die Deutschen und Österreicher ständig als Verbrechernation darstellen.

Niemand hat da auch nur versucht, sie für ihre neue Heimat zu begeistern. Das wäre ja gar nicht Aufgabe Erdogans, sondern einzig Deutschlands und Österreichs. Da ihr nicht nachgekommen wird, da der leiseste Versuch in diese Richtung vom linken Zeitgeist in Medien und Politik sofort heftig denunziert wird, ist bei den Zuwanderern ein riesiges Wert-Vakuum entstanden. In diesem Vakuum ist es kein Wunder, dass ein Erdogan leichtes Spiel hat, die Menschen für seine faschistoiden Werte zu begeistern. Und dass salafistische und andere Fundamentalisten Zehntausenden in Westeuropa lebenden Muslimen eine wörtliche – also gewaltaffine – Interpretation des Korans als einzig zulässige eintrichtern konnten.

PS.: Über Erdogan empört zu sein, sollte aber auch nicht heißen, blind zu sein gegenüber jenen, die in der Türkei gegen ihn mit Terror kämpfen. Das bezieht sich etwa auf die marxistisch-leninistische Untergrundorganisation DHKP-C. Diese hat erst vor kurzem einen türkischen Staatsanwalt aus Rache brutal ermordet. Und sie brüstet sich offen dieser Tat. Was Österreich nicht weiter kümmert. Denn es hat sogar einen 1.Mai-Aufmarsch dieser Organisation erlaubt und auf der Wiener Ringstraße unter den Schutz der Polizei gestellt. Das gleiche Österreich übrigens hat fast gleichzeitig eine Demonstration der antiislamischen Pegida deshalb verboten, weil bei früheren Pegida-Kundgebungen ein paar Teilnehmer den Hitler-Gruß gezeigt haben sollen. Was Türken erlaubt ist, dürfen Österreicher noch lange nicht . . .

 

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