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Lufthansa und Psychiatrie im Luftloch

Tagelang haben Medien das professionelle Krisenmanagement der Lufthansa nach dem Selbstmordflug in die französischen Alpen gerühmt. Und jetzt das!

Erst eine Woche nach der Katastrophe stellt sich nun heraus, dass man in der Lufthansa sehr wohl von den Depressions-Problemen des Co-Piloten gewusst hat. Vielleicht nicht der Vorstand – oder vielleicht doch? Wenn einmal geschwindelt worden ist, dann wird ja jetzt alles für möglich gehalten. Auch mit zehn PR- und Krisen-Beratern kommt die Lufthansa nun auf lange nicht mehr aus dem schwarzen Luftloch heraus, in das sie gestürzt ist.

Es geht aber jetzt nicht nur um die Frage, wer in der Lufthansa wann was gewusst – und zu verschweigen versucht hat. Es geht jetzt auch um den Umgang unserer gesamten Gesellschaft mit psychischen Krankheiten. Der muss jetzt gründlich überdacht werden. Denn hier sind wir von einem Extrem ins andere verfallen. So wie es ein Wahnsinn war, dass bis vor 50 Jahren alle weggesperrt worden sind, so ist es heute ebenso ein Wahnsinn, dass man nun generell so tut, als seien psychische Krankheiten mit ein paar Pillen problemlos heilbar.

So wird nach der derzeit herrschenden „Inklusions“-Mode in den Schulklassen alles zusammengepfercht, was von der geistigen Konstitution her nicht zusammengehört. So werden schwer Depressive als Co-Piloten zugelassen. So hat es schon etliche Morde durch schizophrene und andere psychopathologische Menschen gegeben, denen (und deren Umwelt) die gerade herrschende politische – und vielfach auch ärztliche – Mode ein ganz normales Leben zugemutet hat.

Das heißt nun gewiss nicht: Zurück mit allen psychisch Kranken hinter die einstigen Klinikmauern. Das verlangt aber ein viel sorgsameres Umgehen mit solchen Krankheiten. Das verlangt das ehrliche Eingeständnis, dass gerade in der Psychiatrie die Medizin noch immer ganz am Anfang steht (auch wenn sie es nicht gerne zugibt), und dass viele psychotherapeutische Lehren mehr dem Bereich der Literatur und Philosophie als dem einer exakten Wissenschaft angehören (schon deshalb, weil sich viele dieser Schulen gegenseitig total widersprechen). Und das verlangt schließlich auch eine stärkere Rücksicht auf die zuletzt völlig ignorierten Interessen der Mitmenschen. Etwa das Interesse, nicht wegen eines psychisch kranken Co-Piloten zu Tode zu kommen.

 

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