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Was uns Griechen&Co direkt, indirekt und ganz versteckt kosten

Erfreulicherweise sind jetzt zwei ÖVP-Minister endlich mit (wenn auch nicht ganz kongruenten) Zahlen darüber herausgerückt, was alleine Österreich bisher die griechische Schuldenwirtschaft gekostet hat. Freilich wird auch dabei der größte Raubzug auf die Österreicher nicht einmal mit einer Andeutung erwähnt. Denn der richtet sich nicht gegen das Budget; das aber ist ja offenbar das einzige, was Politiker interessiert. Der ärgste Anschlag beraubt die Menschen auf ganz anderem Weg.

An direkten Krediten hat alleine Österreich bisher schon 1,6 Milliarden Euro für Griechenland aufgewendet. Dieses Geld ist also schon aus Österreich abgeflossen. De facto genauso verloren sind auch die noch nicht schlagend gewordenen Haftungen, die laut Reinhold Mitterlehner 4,7 Milliarden ausmachen, laut Hans Jörg Schelling „nur“ 4,3 Milliarden. Wo auch immer der „kleine“ Unterschied herkommt: Man muss den beiden Ministern jedenfalls für diese Informationen dankbar sein. Denn die SPÖ verschweigt diese Lasten prinzipiell immer; sie will ganz im Gegenteil den Griechen mit immer noch mehr Geld entgegenkommen.

Das Ignorieren dieser Kredite und Haftungen gelingt auch deshalb, weil sie ja doch noch gar nicht in die offizielle Staatsschuld einberechnet sind. Man hat ja einen „Wert“, eine „Forderung“ an Griechenland und sieht das Ganze daher als so sicher an wie Gold in der Nationalbank. In Wahrheit wäre natürlich beides bei ehrlicher Bilanzierung längst voll abzuschreiben. So wie schon die Kosten vieler anderer Euro-Rettungsaktionen der letzten Jahre.

Die Freunde Griechenlands verweisen aber lieber auf die 100 Millionen, die Österreich in der Summe dieser fünf Jahre von Griechenland an Zinsen bekommen hat. Das ist angesichts der Schulden zwar ein lächerlich niedriger Betrag, aber dennoch überhaupt das Einzige, was Griechenland seit Jahren zahlt. Die eigentliche Kapitalrückzahlung ans Ausland ist erst für die Jahre 2020 bis 2058 vorgesehen (nur gegenüber den griechischen Banken soll es vorher Rückzahlungen geben). Also de facto zu Sankt Nimmerlein. Überdies haben die Euro-Länder auch schon angeboten, die Rückzahlung noch weiter nach hinten zu verlegen.

Nur um die Dimensionen zu begreifen: Die griechischen Gesamtschulden betragen mit 320 Milliarden ziemlich genau das Vierfache des österreichischen Jahresbudgets! Dabei beträgt die griechische Wirtschaftsleistung nur etwas mehr als die Hälfte der österreichischen.

Damit ist das Versprechen einer Kredit-Rückzahlung zwar längst nur noch kabarettreif. Aber die von den lieben Helfern längst auf ein Minimalniveau gesenkten Zinsen müssen die Griechen zahlen, wollen sie nicht offiziell als zahlungsunfähig gelten. Was unweigerlich ihr Ausscheiden aus dem Euro und aus allen sonstigen internationalen Zahlungsströmen bedeuten würde (Achtung Griechenlandurlauber!!). Was unweigerlich eine Megakrise bedeuten würde.

Daher wollen die Griechen diese Zinsenrückzahlungen unbedingt durchführen. Sie wollen das halt nur mit neuen Krediten finanziert bekommen (aber ohne dass sie die bisher geltenden Sparauflagen tragen müssten!). Auch EZB, IWF, ESM, EFSF und die Einzelstaaten können nur im Fall der Zinszahlungen durch Griechenland die Kredite weiter als Aktiva in ihrer Buchhaltung behandeln. Daher wollen auch sie es nicht haben, dass der griechische De-facto-Bankrott zu einem offiziellen wird. Es lebe die Fiktion.

Griechenland ist freilich bei weitem nicht der einzige Schuldner. Dazu kommen noch die Forderungen an und Haftungen für alle anderen Schuldnerländer, die bei den diversen europäischen Institutionen multilateral angelaufen sind.

20 Milliarden Schaden durch Zinsenverlust

Aber auch die Summe dieser Kredite und Haftungen, von denen man zweifellos einen Gutteil nie mehr wiedersehen wird, ist noch keineswegs der einzige Schaden, von dem ein Anteil auf die Österreicher entfällt. Ein noch viel größerer Schaden wird von der politisch-medialen Tagesordnung und von den Statistiken der Ökonomen überhaupt nicht wahrgenommen. Dafür umso mehr von den betroffenen Menschen, die darob immer zorniger und frustrierter werden: Das ist der gewaltige Zinsverlust, den ihre Ersparnisse und Lebensversicherungen jeden Tag mehr erleiden.

Eine ganze Generation hat ja geglaubt, mit den Ersparnissen ihres Arbeitslebens das eigene Leben absichern zu können. Ein folgenschwerer Irrtum. Denn noch ohne Einführung der Faymannschen Vermögenssteuern sind die sparenden Menschen in den letzten Jahren täglich als Folge der Euro-Rettungsversuche ärmer geworden.

Die Frage war bisher nur: Um wie viel sind sie eigentlich ärmer geworden?

Dafür habe ich nur für Deutschland genaue Zahlen gefunden, da ja die heimischen Wirtschaftsforscher zu regierungsfromm sind, um solche zu erheben. Für den großen Nachbarn hat das Ökonomen-Netzwerk ROME nun Daten errechnet, wie groß der kollektive Wohlfahrtsverlust der deutschen Bürger durch die Niedrigzinsen ist. Diese werden ja von der EZB als Hilfe für die Schuldnerstaaten künstlich niedergehalten, obwohl etwa in Österreich die Inflation durchaus spürbar ist.

Nach der ROME-Berechnung ist der Nettoschaden für die Deutschen durch diesen aufsummierten Zinsenverlust seit 2010 schon größer als der gesamte Verlust der nationalen Wirtschaftsleistung durch die Krise 2009!

Von den deutschen Zahlen kann man nach der üblichen Faustformel ein Zehntel für Österreich ansetzen. Wobei wir außer Acht lassen, dass für die Österreicher der Wohlstandsverlust auf Grund der höheren Inflation eigentlich noch höher sein dürfte.

Bleiben wir aber ruhig beim Zehntel: Schon das ergibt für die Österreicher einen Wohlstandsverlust von rund 20 Milliarden Euro seit 2010 (wobei die Vorteile, die im Gegenzug durch die niedrigen Schuldzinsen entstehen, schon in diesen Wert einberechnet sind). Das ist ein gigantischer Betrag, der zu der gleichzeitig rapide gestiegenen Staatsverschuldung, der fast ständig steigenden Abgabenquote und den aushaftenden Krediten und Haftungen noch dazu kommt.

Damit man sich die Größenordnung vorstellen kann: Dieser Betrag ist weit höher als der Gesamtverlust für den Steuerzahler durch die Hypo Alpe-Adria (selbst bei der schlimmsten Entwicklung). Dieser Betrag ist aufs Jahr umgerechnet ungefähr so viel Geld, wie die heiß umstrittene Einkommensteuersenkung netto kostet!

Aber es gibt keine Gewerkschaft, keine Kammer, keine Partei, die sich für die Interessen der Sparer einsetzen würde, wie sie es für die Einkommensteuerzahler tun.

Es gibt keinen einzigen Abgeordneten, der wegen dieses brutalen Raubzugs auf die Sparer einen U-Ausschuss wie bei der Hypo fordern würde.

Und es gibt schon gar keinen ORF, der für die österreichischen Sparer auch nur ein wenig so viel Empathie hätte wie ständig für die griechischen Beamten.

Nein, die Sparer werden einfach ausgenommen. Ständig. Und ohne irgendwelche Verbündete zu haben.

 

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