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Thüringen, Chuzpe auf sozialdemokratisch

Die deutsche SPD hat nun wirklich ohne jede Not einen (Post?-)Kommunisten der „Linken“ zum Ministerpräsidenten von Thüringen gemacht. Ein unglaublicher moralischer Abstieg einer einst eindeutig demokratischen und antikommunistischen Partei. Aber wenn die Macht lockt, dann vergisst man offenbar alle Grundsätze und die eigene Geschichte.

Fast noch unverschämter ist aber die Propagandakampagne, mit der die SPD jetzt von ihrem eigenen historischen Irrweg abzulenken versucht. Statt Reue oder Betroffenheit zu zeigen, erregt sie sich lauthals über Kontakte der CDU Thüringens mit der neuen Erfolgspartei AfD (Alternative für Deutschland).

Dabei ist an der AfD nicht einmal ein Hauch totalitär und undemokratisch. Gewiss ist es widerlich, dass dort eine seltsame Gruppe von Putin-Verstehern gegen Partei-Gründer und -Vorsitzenden Bernd Lucke zu intrigieren begonnen hat. Aber mit Verlaub: Bei der deutschen „Linken“ sind praktisch alle Exponenten Putin-Versteher. Und das stört die SPD keineswegs.

Auch ist bei der „Linken“ die Kritik an der EU ebenso intensiv wie bei der AfD. Lucke artikuliert diese Kritik nur auf einem hohen ökonomischen Niveau, was bei der „Linken“ kaum jemand kann. Vor allem ist er sehr wohl imstande, zwischen Euro- und EU-Mitgliedschaft zu unterscheiden.

Nein, an politischen Inhalten kann es nicht liegen. Die sich öffentlich „alarmiert“ gebende SPD spielt vielmehr das gleiche Spiel, das in Österreich die SPÖ schon seit 44 Jahren gegenüber der FPÖ betreibt. Die Freiheitlichen sind gut, wenn sie die Mehrheit der Sozialisten ermöglichen. Was sie in dieser Zeit ja zweimal getan haben. Aber sie sind sofort unberührbare Neonazis, wenn sie sich bürgerlich orientieren.

Dabei ist dieses öde Spiel in Deutschland bei der AfD noch blöder: Denn dort hat es schon aus Gründen des Gründungsdatums mit Sicherheit kein einziges Parteimitglied gegeben, das einst bei der NSDAP gewesen ist. Solche hat es nur – in großer Zahl – bei den anderen Parteien gegeben, inklusive der Sozialdemokraten.

In Österreich etwa sind die (Ex-)Nazis in Kärnten oder im einstigen Linzer Voest-Management sogar fast geschlossen zur SPÖ übergewechselt. Und in Deutschland wäre es für die CDU geradezu selbstmörderisch, wenn sie sich eine aus ihrem eigenen Fleisch gekommene Partei als Koalitionspartner verbieten ließe, während die SPD gleichzeitig den Sauberkeits-Wall gegenüber den Erben des DDR-Regimes eingerissen hat.

Aber offenbar ist keine Chuzpe zu blöd und primitiv, als dass sie nicht von der Politik versucht würde.

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