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Das hat es zuletzt in der DDR gegeben: Dass Sportvereine zu einer Außenstelle einer politischen Partei degenerieren. Genau das passiert derzeit mit dem Fußballklub Rapid, dem Verein mit der eindrucksvollsten Vergangenheit und der deprimierendsten Gegenwart unter allen österreichischen Spitzenklubs. Aber da der SK Rapid die zahlenmäßig größte, wenn auch zum Teil problematischste Anhängerschaft unter allen Klubs hat, ist er zum besonderen Ziel der Propaganda-Gier der SPÖ geworden.
Mit gutem Grund: Eine Partei, deren Mitgliederzahlen sich binnen weniger Jahre auf ein Drittel reduziert haben, deren Umfragewerte im Keller liegen, hat natürlich gewaltiges Interesse an der Nähe zu einem solchen anhängerstarken Klub. Auch wenn er ein negatives Eigenkapital hat. Aber das ist ja nur Geld.
Das alles könnte man als Privatangelegenheit von Partei und Klub abtun, würde dieses enge Verhältnis nicht auch die Steuerzahler extrem teuer kommen.
Wie skandalös das ist, zeigt sich derzeit besonders krass: Da vergisst man sogar die Loyalität zur SPÖ und startet eine hochnotpeinliche klubinterne Untersuchung gegen Norbert Darabos wegen „Vereinsschädigung“, weil dieser nach den jüngsten Ausschreitungen Rapids Versäumnisse in der Fan-Arbeit zu kritisieren gewagt hat. Dabei ist der SPÖ-Geschäftsführer Darabos ganz offizielles Mitglied im Rapid-Kuratorium.
Mit Ausnahme dieses Vorrangs für die „Fans“ vor allem anderen sind die Bindungen des Klubs zur SPÖ aber überwältigend. Sie haben sich neben den vielen (Steuer-)Geldströmen insbesondere in der langjährigen Präsidentschaft des einstigen Finanzministers Edlinger niedergeschlagen (der davor in der Politik vor allem durch eine starke Vergrößerung der Staatsschulden aufgefallen ist). Sie zeigen sich auch in der langen Namensliste des Kuratoriums, wo man zwischen vereinzelten schwarzen und grünen Einsprengseln (Erwin Rasinger, Peter Pilz) eine unglaubliche Dichte an sozialdemokratischer Präsenz findet. Um nur die neben Darabos bekanntesten Namen zu nennen: Werner Muhm, Susanne Brandsteidl, Andreas Schieder, Renate Brauner (die de facto über Subventionen entscheidende Finanzstadträtin!), usw.
Besonders pikant ist, dass man in der Liste auch den stellvertretenden Leiter des Wiener Sportamtes findet. Dessen Mitgliedschaft im Vereinskuratorium wäre natürlich bei einem Minimial-Maß an Anstand und Gefühl für ein „Gehört sich“ wie im Fall Brauner ebenfalls völlig unvereinbar.
All das wird aber jetzt übertroffen durch den Wechsel des Wiener Gemeinderatsabgeordneten Christoph Peschek ins Rapid-Management. Der junge Mann tauscht diesen Posten gegen die bisherige Tätigkeit als SPÖ-Lehrlingssprecher, Jugendvorsitzender der SP-Gewerkschaftsfraktion und Gemeinderat ein. Mit gutem Grund. Denn wie der (in Sachen Rapid immer sehr gut informierte) „Kurier“ schreibt, soll daraus bald eine Vorstandsfunktion in der vor der Gründung stehenden Rapid-Aktiengesellschaft werden. Das ist wohl einträglicher und zukunftsweisender – und für die Partei wichtiger.
Eine unglaubliche Karriere: Vom Lehrlingssprecher ohne Wirtschaftsausbildung, und nach allen auffindbaren Lebensläufen auch ohne Matura auf die Vorstandsebene. Das zeigt übrigens deutliche Parallelen zum SPÖ- Bundeskanzler, der auch keinen Schulabschluss vermelden kann.
Bürgermeister Häupl hat diesen Mann ja sogar als größte Nachwuchshoffnung der Wiener SPÖ bezeichnet. Völlig gescheitert ist diese Nachwuchshoffnung freilich bei ihrem bisherigen Auftrag, nämlich die Lehrlinge (mit Migrationshintergrund) für die SPÖ zurückzugewinnen. Denn diese sind – zumindest soweit sie vom Balkan kommen – ebenso wie die österreichstämmigen Lehrlinge mehrheitlich ins freiheitliche Lager übergewechselt.
Manche werden nun einwenden: Auch andere Fußballklubs sind von nichtsportlichen Drahtziehern abhängig. Gewiss. Aber bei Salzburg verbrät ein erfolgreicher Unternehmer nur seine eigenen Gelder. Dasselbe hat Silvio Berlusconi bei einem Mailänder Verein getan. Bayern-München ist zwar CSU-nahe, produziert jedoch im Gegensatz zu Rapid stolze Gewinne. Und russische Oligarchen, die sich einen britischen Klub halten, betrügen nicht die britischen, sondern (möglicherweise) die russischen Bürger.
Lediglich bei spanischen Klubs stößt man auf erstaunliche Parallelen: Die haben so hohe Steuerschulden, dass sie diese niemals zurückzahlen werden können. Womit sie den dortigen Steuerzahler zur Ader lassen. Aber auch sie sind nicht so nahe an der Parteipolitik dran wie Rapid.
Andere wieder werden nachdenken, wo von Spanien bis Österreich das ganze Geld eigentlich hingeht. Die – nur ein wenig simplifizierende – Antwort lautet: in die Porsches und Ferraris der Sportler und deren nicht gerade bürgerlichen Lebenswandel . . .
Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.