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Europas chinesische Mauern

Die EU plant 300 Milliarden an zusätzlichen Investitionen – sie weiß nur nicht, wo das Geld dafür herkommen soll. Die Voestalpine investiert in den USA – und nicht mehr in Österreich – 500 Millionen in eine neue Großanlage, und sie muss überdies in den nächsten Jahren gleich über den Ort des Neubaus vier ihrer Hochöfen entscheiden, wobei Europas Chancen immer schlechter werden. Diese Fakten zeigen die ganze Absurdität der europäischen und der österreichischen Politik. Von Wien bis Brüssel amtieren jedoch Politiker, die nicht einmal den Zusammenhang begreifen.

Daher im Detail zum Mitdenken für die Politik:

  1. Schulden, um zu konsumieren, bedeuten nicht fahrlässige, sondern vorsätzliche Krida.
  2. Das zentrale Problem Europas ist in der Tat der schon vor der Krise begonnene Rückgang der Investitionen. Damit ist auch der künftige Wohlstandsverlust fast schon unabwendbar.
  3. Im Gegensatz zur schlichten Denkungswelt vieler Politiker ist in der wirklichen Investition nicht gleich Investition. Wenn man eine chinesische Mauer aufbaut, niederreißt, aufbaut, niederreißt, ist das nur statistisch genauso eine Investition wie der Bau einer Fabrik, die neue, kreative und attraktive Produkte für den Weltmarkt erzeugt.
  4. Sinnvolle Investitionen, die einen künftigen Ertrag für das BIP versprechen, können fast nur Unternehmen tätigen. Staaten und erst recht EU-Bürokraten können das meist nicht. Sie bauen Autobahnen in Spanien, wo kein Mensch fährt; sie fördern Windmühlen ohne Anschluss zu Stromkonsumenten; sie halten Universitäten voll mit Genderologen oder DDR-Nostalgikern für eine sinnvolle Forschungsinvestition.
  5. Geld für unternehmerische Investitionen wäre auch ohne neue staatliche Schulden vorhanden. Aber kein Investor glaubt, dass es in Europa sinnvoll einsetzbar ist. Daher fließt das Geld woanders hin.

Denn:

Hier sind die Steuern viel höher als im Rest der Welt. Hier ist Energie viel teurer als im Rest der Welt. Hier drohen viel höhere Emissionszertifikat-Preise als im Rest der Welt. Hier werden von Regierungen (und dem ORF) die wirtschaftsfeindlichen NGOs der Grünen massiv gefördert, die im Rest der Welt ignoriert werden. Hier sind die Arbeitskosten viel höher als im Rest der Welt. Hier ist es viel schwieriger als im Rest der Welt, Mitarbeiter zu kündigen. Hier herrscht für fast alle Zukunftstechnologien ein Tabu, wenn sie irgendwie mit Gen, Atom, Fracking, Hormon zu tun haben. Hier gibt es die weltweit (neben Japan) am meisten überalterte und daher immer teurer werdende Bevölkerung. Hier glaubt man mehr als in jeder anderen Region, dass man durch Schulden statt Reformen Probleme lösen kann. Hier gibt es weltweit den höchsten Anteil von Beamten und beamtenähnlichen Lohnbeziehern.

Das einzige, was zumindest im deutschsprachigen Mitteleuropa noch besser ist als im Rest der Welt, ist das Schulsystem. Freilich nicht mehr lange. Denn von allen Seiten arbeiten Politiker auch schon an dessen Zerstörung.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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