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Die Zweckpartnerschaft funktioniert – und wir alle dürfen mehrfach dafür zahlen. Der ORF hat also doch Wien mit seiner Stadthalle den Zuschlag für den European Song Contest gegeben.
Bei allen nur möglichen Gelegenheiten zitiert der ORF gerne Transparency International. Nicht so in eigener Sache – denn bei der Entscheidung für Wien und gegen Innsbruck oder Graz war Transparenz Wurst. Die fiel mehr als intransparent.
Ob das eine Gegenleistung für die Weigerung des ORF war, ins „Medienquartier Marx“ zu ziehen (à propos: wo ist eigentlich das „Sankt“ hin verschwunden? Beim Schlachthof war es noch da.), ob es ein Deal für die bevorstehende Gemeinderatswahl oder doch für eine neuerliche Kür von Alexander Wrabetz als ORF-Chef ist, darüber kann man gerne spekulieren.
Was aber jetzt schon klar ist: Die Kostenprognosen, die uns Herr Oxonitsch auf die Nase bindet, sind nicht viel mehr als eine Lachnummer. 11,71 Millionen, meint er, werde Wien beitragen. Nun denn: Von Kopenhagen haben wir erfahren dürfen, dass die Realität die Kostenschätzungen, die die peniblen Dänen vor der heurigen Veranstaltung gehabt haben, um das mickrige Dreifache überstiegen hat. Die Zukunft lässt sich halt schwer vorhersagen – meistens, aber nicht für einen gelernten Wiener: Es wird uns sicher nicht besser gehen als den Dänen.
Aber manches fragt sich zusätzlich:
Die Stadthalle, die zwischen 6. April und 31. Mai für schlanke 8,89 Millionen „bereit gestellt“ wird, muss in diesem Zeitraum ganze vier Kunden wieder abweisen, die den Veranstaltungsort schon gebucht hatten: James Last am 22. April, die „Esoteriktage Frühjahr“ am 24., 25. und 26. April, Max Raabe am 4. und 5. Mai sowie die Ehrlich Brothers am 23. Mai. Weiß man, wie lange im Vorhinein Säle gebucht werden, dann stellt man fest: Die Nachfrage nach der Stadthalle muss sich in engen Grenzen halten. Da ist die wochenlange Dauerbelegung durch ORF und Stadt Wien sicher eine willkommene Quersubvention, pardon: Unterstützung. Jetzt, wo das Stadthallen-Bad wieder eingelassen ist, will man doch nicht wegen mangelnden Geschäftserfolgs baden gehen. Ja und falls die EBU-Gewaltigen darauf bestehen, dass die Klimaanlage erneuert wird, dann darf’s halt ein bisserl mehr sein, was die Stadt investiert.
Hübsch sind auch die schlichten 750.000 Euro, die Oxonitsch für die „Bereitstellung des Rathauses“ für die Eröffnungsgala veranschlagt. Da anzunehmen ist, dass das eher eine Art Raummiete ist, die sich Einlader Rathaus selbst bezahlt (die Gala-Stars wird ja wohl der ORF beisteuern), könnte man ins Sinnieren kommen: Wenn die Stadt für nur 150.000 Euro ein Fan-Dorf im Prater errichtet, könnten Bürgermeister und Co. das dann nicht nachnutzen und das Rathaus lukrativ dauervermieten? Das würde unseren Wiener Rekord-Schuldenstand von 4,5 Milliarden schlagartig mildern.
Fast hätte es das Tagebuch vergessen: Dieses Sümmchen findet die Finanzstadträtin Renate Brauner ja ganz „überschaubar“ - da werden uns die paar Milliönchen für den Song Contest auch nicht kratzen. Ein paar Gebühren rauf, ein paar Leistungen runter – und Schwamm drüber. Wir haben’s ja.
Und der ORF als Veranstalter rechnet uns dazu noch „weniger als 15 Millionen“ Kosten vor – obwohl er alljährlich über zu wenig Geld jammert. Aber die Zeiten des Sparzwangs sind jetzt sicher vorbei: Für so viel Ehre, dass wir das Wett-Singen ausrichten dürfen, werden doch endlich die Zwangs-Gebühren raufgehen dürfen.