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Gibt es noch irgendwo Wahrheiten?

Fast alle, die uns als scheinbar unabhängige Experten untergejubelt werden, sind in Wahrheit abhängig. Sie sagen es nur nicht. Nur hie und da erfährt auch die Öffentlichkeit, wie es wirklich ist. Wie jetzt etwa bei IHS und dem Land Kärnten.

Gewiss: Jeder kann sich irren, jedem unterlaufen Fehler. Aber es ist total erschütternd, dass fast alle unabhängig auftretenden Wirtschaftsforscher in Wahrheit von den Profiteuren ihrer Gutachten selbst abhängig sind. Es wird fast nie dazu gesagt, wer ein „Gutachten“ in Auftrag gibt, wer dafür bezahlt. Erst recht nicht wird gesagt, wie sehr die allermeisten Institute finanziell abhängig sind.

Besonders drastisch ist es jetzt beim IHS und der Kärntner Landesregierung gelaufen. Da hat der Landeshauptmann in einer Pressekonferenz offen zugegeben, dass er Änderungen an einem IHS-Bericht verlangt hat. Und bekommen hat.

Die APA – in diesem Fall ist sie wirklich zu loben – hat die zwei unfassbarerweise vom IHS auf Wunsch der Kärntner Landesregierung gestrichenen Sätze dokumentiert. In diesem ursprünglichen Text hat es geheißen: „Die wirtschaftspolitische Problemlage hat sich inzwischen noch verschärft.“ Das weiß zwar jeder; und daran hat gerade Kärnten gehörig Mitschuld. Aber offenbar ist dort durch den Landeshauptmann schon wieder Jubel angesagt.

An anderer Stelle des ursprünglichen Berichts liest man: Die Landesregierung sei „ohne das Programm einer umfassenden Reformagenda“ angetreten. Auch das darf man in Kärnten nicht mehr sagen, obwohl es hundertprozentig richtig ist. In Kärnten bestehen offenbar „Reformen“ darin, dass eine Partei durch eine (oder drei) andere ersetzt wird. Dass die gleiche Lügerei aber weitergeht.

Absolut unfassbar. Zyniker der Politik mögen sich zwar wundern, dass Kärntens Landeshauptmann das auch noch offen zugibt. Und dass nächstes Jahr ein anderes Institut den Kärntner Auftrag bekommen könnte. Wenn man nicht gefügig ist, wird man offenbar bestraft. Der Intelligenzquotient ist in Kärntens Landesregierung immer noch sehr niedrig.

Wir Steuerzahler sollten hingegen verzweifeln, dass selbst das IHS sich einfach für so etwas hergibt. Es ist beklemmend. Auf wen kann man sich überhaupt noch verlassen?

Nur ein kurzer Streifzug:

  • Andere Marktwirtschaftler machen – natürlich wieder im geheimgehaltenen Auftrag – Gutachten, wie günstig etwa der Koralmtunnel wären.
  • Die Gutachten im Auftrag der Arbeiterkammer (also vom Geld der Arbeitnehmer) sind überhaupt Legion.
  • Die Nationalbank und der ORF arbeiten als verlängerter Arm der SPÖ.
  • Besonders schlimm sind fast alle NGOs; sie behaupten zwar, demokratisch zu sein, sind aber als spendengierige und von einem Klüngel geführt Millionenunternehmen das absolute Gegenteil; für sie aber machen die Medien (aus Dummheit oder Ideologie) ständig Propaganda.
  • Jeder in der Branche weiß, dass bestimmte Meinungsforschungs-Institute bei weitem nicht alle behaupteten Befragungen vornehmen, sondern die Ergebnisse nur schätzen oder diese gar nach den Wünschen des Auftraggebers richten (einer Partei oder eines Verlegers etwa).
  • Auch die Universitätsprofessoren sind in hohem Ausmaß von ihren Auftraggebern abhängig (Erfolgreiche Beschaffung von „Drittmitteln“ heißt das im Uni-Jargon); oder man hört nie etwas von ihnen, weil sie nichts zu sagen haben.

Was kann man da als Bürger nur tun?

Viele nehmen das einfach hin, sind überzeugt, dass eh jeder lügt. Und die einst zur Kontrolle berufenen Medien und Journalisten sind heute durch Bestechungsinserate abhängig gemacht; andere sind ideologisch einig mit dem Lügnern; und viele sind einfach zu dumm, um durch die entscheidenden Fragen wenigstens ein wenig näher der Wahrheit zu kommen. Die da etwa wären:

„Ist das Gutachten unabhängig entstanden?“, „Wer ist Auftraggeber?“, „Ist es unverändert veröffentlicht?“, „Wurde bezahlt?“, „Durch Wen?“, „Wieviel?“, „Wer ist namentlich für die Studie oder die Umfrage verantwortlich?“ (Medien schreiben allen Ernstes „die Universität Wien sagt“!), „Wie waren wörtlich sämtliche Fragen und Ergebnisse?“

Wenn eine Zeitung – sofern man noch eine liest – diese Fragen nicht stellt, sollte man sie als Leser wenigstens unverdrossen und wütend darauf hinweisen. Hier und da führt das nämlich doch zu Besserung. Derzeit freilich stellt fast kein Medium mehr solche Fragen, sondern lässt sich als reiner Lautsprecher von Propaganda missbrauchen.

Noch schlimmer ist nur eines: Wenn durch Zwangssteuern bezahlte Studien und Umfragen gar nicht oder nur zum selektiven Teil veröffentlicht werden, wenn sie also als Privateigentum eines Ministers behandelt werden. Das ist eine hundert Mal ärgere Korruption und Missbrauch öffentlicher Gelder als etwa der Gebrauch eines Dienstwagens, der irgendeiner Vorschrift nicht entspricht. Aber im vom Boulevard beherrschten Österreich erregt man sich nur noch über solche Lächerlichkeiten und nicht über die wahren Skandale.

Daher können solche „unabhängige Experten“, „Meinungsforscher“ und „Gutachter“ weiterhin gezielt lügen. Und nur hie und da wird ein Zipfel der Wahrheit bekannt.

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