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Die Welt am Rand des Krieges

Es ist beängstigend. Steht die Welt vor einer Megakrise wie im Jahr 1956, als es gleichzeitig in Ungarn (die Revolution gegen die sowjetische Besatzung) und Israel losging (der aus unterschiedlichen Motiven erfolgende, aber im Ziel gemeinsame Angriff Israels, der Briten und Franzosen auf Ägyptens Diktator Nasser und den Suezkanal)? Hat der Abschuss eines malaysischen Flugzeugs über der Ostukraine ähnliche Wirkungen wie der 11. September? Oder könnten die Gefahr und Tragik der Stunde auch zu einer positiven Wende führen? Erweisen sich die Herren Putin, Obama, Khamenei und Netanyahu, die alle nicht mehr den gesamten Überblick zu haben scheinen, im letzten Augenblick doch noch als Staatsmänner?

Es löst im Beobachter jede Menge Überlegungen aus, wenn fast zur selben Stunde eine ganze Reihe von Ereignissen passiert. Das sind:

  • Der Einmarsch israelischer Bodentruppen in Gaza auf der Suche nach aus der Luft nicht bekämpfbaren Verstecken von Raketen in Krankenhäusern, in Schulen und UN-Einrichtungen nach wochenlangem Beschuss fast des ganzen israelischen Kerngebiets durch solche Raketen;
  • der Tod von 295 nichtsahnenden Menschen in einem Urlauberflugzeug über der Ukraine, mit etlicher Wahrscheinlichkeit durch eine Rakete der pro-russischen Rebellen;
  • das Abfeuern erster Raketen nun auch vom Südlibanon aus;
  • die in der entscheidenden Stunde stehendenden Atomverhandlungen des Westens mit dem Iran;
  • der Vorstoß sunnitischer Fundamentalisten in Syrien und Irak;
  • die alljährlichen – aber jedesmal mit Hochspannung begleiteten – Manöver in Korea;
  • sowie die Selbstlähmung Europas, das nur noch zum Geburtstagsfeiern imstande scheint.

Auch wenn es keine direkten Beweise gibt: Sehr viel spricht dafür, dass da viele Zusammenhänge bestehen, die wir noch gar nicht alle sehen. Dass da offensichtlich im Windschatten anderer Krisen einige vollendete Tatsachen schaffen wollen. Das kann zu gewaltigen Explosionen führen, die niemand vorherbedacht hat. Deswegen sind diese Tage sehr gefährlich.

Aber trotz der Tragik der Ereignisse könnten auch Wunder geschehen. Freilich – die gibt es nur, wenn gleich vier Mann zu Staatsmännern werden:

  1. Der russische Machthaber Putin, der nach dem Abschuss einer fremden und vollgepackten Urlaubermaschine über der Ukraine jede weitere Unterstützung für die aus ganz Russland gekommenen Separatisten beendet und wieder in den Kreis der Zivilisation zurückkehrt;
  2. Der israelische Regierungschef Netanyahu, der nach dem Gaza-Einmarsch und dem hoffentlichen Ende der ständigen Raketenbeschüsse durch Radikale den Palästinensern ein ehrliches Angebot macht – der also den Siedlungsbau in den palästinensischen Gebieten beendet;
  3. Der iranische Machthaber Khamenei, der endlich in glaubwürdiger Manier auf den Bau von Atomwaffen verzichtet, und der dafür Iran zu einem zentralen und anerkannten Mitspieler im ganzen westlichen Asien macht;
  4. und der amerikanische Präsident Obama, der endlich begreift, dass das Prinzip Selbstbestimmung die beste Chance zu einer friedlichen Zukunft bietet.

Nun, gewiss ist das ein Traum. Aber gerade in solchen Stunden braucht man Träume. Wahrscheinlicher ist freilich etwas ganz anderes: Noch mehr und noch unberechenbarere Eskalationen in den nächsten Tagen.

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