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Frank Schirrmacher und die Nachrufe auf ihn

Kein Zweifel: Frank Schirrmachers plötzlicher Tod mit 54 Jahren ist mehr als schockierend. Und vielen wohl auch eine Warnung. Dennoch ist es nur auf den ersten Blick überraschend, dass vor allem linksgerichtete Zeitungen betroffen und groß über seinen Tod geschrieben haben. Die Erklärung für ihr Verhalten liegt in Wahrheit aber auf der Hand: Schirrmacher hat den Feuilleton der führenden Zeitung Deutschlands deutlich nach links verschoben. Das schafft auf der Linken Begeisterung. Wenn sogar die FAZ . . . (mit nachträglicher Ergänzung)

Natürlich ist klar: Die FAZ bleibt auch weiterhin die führende bürgerliche Zeitung des Nachbarlandes. Feuilleton-Teile sind seit jeher eher schlecht gelesene Teile einer Zeitung. Daher liest auch fast niemand die FAZ wegen des Feuilletons, sondern wegen Politik und Wirtschaft.

Tatsache ist auch, dass die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ seit Schirrmachers Amtsantritt an Lesern verloren hat und an Umsätzen (wobei er für letzteres freilich kaum etwas kann). Tatsache ist ebenso, dass die Zeitung auch noch vier andere, gleichberechtigte Herausgeber hat, die man aber viel weniger kennt. Auch Schirrmachers Bücher zur Überalterung oder zur Digitalisierung haben sich blendend verkauft, aber in Wahrheit nur Entwicklungen widergespiegelt, die schon vor ihm in mindestens 200 weiteren Büchern präsentiert worden sind.

Aber er hat sich unglaublich geschickt als „den“ Herausgeber der FAZ verkauft. Es war einfach genial, wie sich Schirrmacher im ganzen deutschen Sprachraum als Macher der angesehensten Zeitung Deutschlands gegeben hat. Und wie das hundertfach von anderen Medien wiedergegeben worden ist. Das hat vor ihm nie jemand zustande gebracht. Dabei hat der nun Verstorbene selbst eingestanden, dass er kaum etwas von Wirtschaft und Politik versteht. Aber spätestens ab dem Zeitpunkt, da er die Linke nach der Krise zu Siegern erklärt hat, sind ihm ebendort die Herzen zugeflogen.

Woraus wir – bei aller Trauer über einen frühen Tod – zweierlei lernen: Erstens kommt es auf den Selbstverkauf in der Branche und in keiner Weise auf die Substanz an. Und zweitens wird der Beifall von den Rängen umso lauter, ja klarer man auf Linkskurs gegangen ist. Auf die Leser kommt es hingegen überhaupt nicht an.

(Nachträgliche Ergänzung: im Internet kursiert auch ein Mail mit dem Schlusssatz: "der wirtschaftliche Niedergang sowie der publizistische Bedeutungsverlust der FAZ dürfte - unter anderem - mit seiner "Aura" und "Ära" verbunden bleiben".)

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