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Die Radfahrer, die Fußgänger und das Recht

Wien startet eine Kampagne, um die Fußgänger besser zu schützen. Vor den Autofahrern. Da dahinter die grüne Stadträtin Vassilakou steht, wird jedoch kein Wort gegen die Radfahrer gesagt. In Wahrheit jedoch werden Fußgänger in dieser Stadt immer mehr von Radfahrern gefährdet, von Autos hingegen immer seltener.

Längst hätte Wien alle Hebel ansetzen müssen, um vor allem die Radfahrer zu viel mehr Disziplin und Vorsicht anhalten. Aber seit die Grünen mit an der Regierung sind und seit die Radfahrer die mehr als dubiose Mariahilferstraßen-Abstimmung gewonnen haben, fühlen sich Radfahrer als Sieger über die Fußgänger.

Wer etwa auch nur eine Viertelstunde den Verkehr auf dem Ring beobachtet, macht zahlreiche Male die gleiche Beobachtung: Nur durch einen Sprung können sich dort Fußgänger vor Radfahrern retten. Gerade jetzt und gerade dort sind das meist Touristen, die völlig überrascht sind von den Wiener Rad-Gewohnheiten.

In Wien wird das Rad von einem Teil der Benutzer nämlich nicht primär als Fortbewegungsmittel benutzt, sondern als ideologisches Kampfinstrument. Ich bin Radfahrer, daher der bessere Mensch, daher nutze ich meinen Vorteil gegenüber dem unbewaffneten Fußgänger bis zum Exzess. So wie einst in der Anfangsphase des Automobils, als dieses noch ein Statussymbol war. So wie einst im Ostblock, als (die wenigen und meist der Nomenklatura angehörenden) Autofahrer prinzipiell nicht bremsten, wenn ein Fußgänger ihren Weg kreuzte.

Dasselbe passiert in Wien heute überall dort, wo Radfahrer die gleiche Verkehrsfläche benutzen wie Fußgänger. Besonders schlimm verhalten sie sich, wo Radfahrer das legal tun. Dann bremsen sie prinzipiell nicht. Man beobachte etwa den Fußgängersteg von der Station Spittelau Richtung Westen: Wer sich zwischen singenden (oder um den Platz streitenden) Roma-Sängerinnen als Fußgänger den Weg bahnt, wird mit Sicherheit von rasenden Radfahrern bedroht. Aber noch nie wurde dort ein Polizist gesichtet.

Radfahrer benutzen Gehsteige aber auch gerne illegal. Einziger Unterschied: Sehen sie einen Fußgänger, bremsen sie wenigstens. Meist. Sehen sie ihn jedoch nicht – etwa wenn der Fußgänger gerade aus einem Haustor kommt – dann können sie logischerweise nicht mehr bremsen. Und der Fußgänger hat halt Pech gehabt. Wie kann er auch nur aus einem Haus kommen!

Während Autofahren selbst dann immer mehr geregelt wird, wenn Fahrer nur sich selbst gefährden, unternimmt in dieser Stadt niemand etwas gegen Radfahrer, die beide Ohren mit Hörern verstopfen, die daher jeden akustischen Hilferuf von Fußgängern überhören. Autofahrer sind zwar besser geschützt, aber auch sie erleben täglich die Disziplinlosigkeit der Radfahrer. Durch Radfahrer, die gegen den Verkehr fahren. Durch Radfahrer, die Rotlichter ignorieren. Durch Radfahrer, die sich auch in engsten Gassen links und rechts nach vorne schwindeln und dann das Fahren fast unmöglich machen. Durch Radfahrer, die nachts kein Licht verwenden (nach meinen Beobachtungen tut das rund die Hälfte) – meist weil sie gar keines haben.

Gewiss: Wenn es dann zu Unfällen kommt und man konkrete Vergehen nachweisen kann, sind die Radfahrer selber schuld an ihrem Unheil. Nur will eigentlich kein Autolenker einen Radfahrer auf seiner Windschutzscheibe haben und sich den Ungewissheiten eines Prozesses aussetzen. Ein Autolenker ist bei den meisten Gerichten sogar fast automatisch mitschuld, wenn er auch nur ein Seidel Bier getrunken hat. Dabei hilft es ihm oft nicht einmal, wenn eindeutig klar ist, dass sich nur der Radfahrer, nicht der Autolenker gefährlich verhalten hat.

Für Autofahrer, für Fußgänger, für Polizisten noch viel häufiger ist der Fall von Radfahrerflucht. Mangels Kennzeichen können ja Radfahrer fast immer unentdeckt entkommen.

Hilft außer der Einführung einer Kennzeichenpflicht gar nichts gegen den undisziplinierten Teil der Radfahrer? Nun, es würde ganz sicher Etliches bessern, wenn Radfahrer von der Stadtverwaltung endlich klar signalisiert bekämen, dass auch sie nur Verkehrsteilnehmer wie alle anderen sind. Wenn es keinerlei Erlaubnis gäbe, Fußgängerflächen auch für Radfahrer zu nutzen. Wenn Radfahrer streng bestraft würden, die unbeleuchtet fahren.

Aber nichts davon wird passieren, solange ihre Schutzpartei in Wien an der Macht beteiligt ist.

PS: Der Autor hat viele Tausend Kilometer auf dem Rad zurückgelegt. Weshalb er nur schwer unter die Radgegner einzuordnen ist (auch wenn er dem Rad bei Regen nichts abgewinnen kann).

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

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