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Griechenland hat erstmals nach vier Jahren wieder eine Anleihe auf dem Markt untergebracht. Und gleich eine achtfache Überzeichnung erzielt. Das Land und Europa jubeln. Also alles wieder bestens, die Krise ist Geschichte? Keine Spur davon. Das einzige, was diese Anleihe zeigt: Deren Käufer sind – wahrscheinlich zu Recht – heute überzeugt, dass die anderen EU-Länder, also vor allem Deutschland, auch in Zukunft für griechische Schulden haften. Und sie machen daher ein blendendes Geschäft.
Sie bekommen 4,75 Prozent. Jährlich in jedem der fünf Jahre. Das ist zwar ein drastischer Rückgang von den früheren enorm hohen Werten. Das ist aber noch immer weit mehr als siebenmal so viel, wie ein Käufer deutscher Anleihen heuer mit der gleichen Laufzeit bekäme. Man kauft daher in der Aussicht auf diese Zinsen wieder griechische Papiere. Es wissen ja derzeit viele Banken gar nicht: Wohin mit dem vielen Geld, das derzeit die EZB und die Fed ständig zusätzlich drucken. Und fast zum Nulltarif hergeben.
Heute gehen alle davon aus, dass Deutschland (und damit Österreich und die Niederlande und Finnland und Luxemburg) weiterhin für Griechenland haften wird. Da nehmen die Käufer gerne die viel höheren griechischen Zinsen. Ihr einziges Risiko besteht ja darin, dass die Europäer Griechenland doch noch alleine seine Schulden zurückzahlen lassen. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Auch wenn sich in Wahrheit langfristig niemand vorstellen kann, wie Griechenland die 4,75 Prozent Zinsen verdienen will.
Zusätzlich Vertrauen schafft Athen durch das Ausgaberecht: Die neuen Anleihen werden nach britischem Recht ausgegeben. Das schafft deutlich mehr Sicherheit für Käufer. Denn als vor rund zwei Jahren private Anleihenkäufer ungefragt auf 70 Prozent verzichten mussten, waren ja nur Anleihen nach griechischem Recht betroffen. Die nach britischen Regeln ausgegebenen Papiere blieben hingegen zur Gänze gültig.
Die Märkte (also die potenziellen Käufer) merken sich noch jahrzehntelang, dass ein Land einmal umgefallen ist. Selbst wenn es wieder gut dastünde.
Das tut Griechenland aber noch in keiner Weise. Es ist nach wie vor in einem sehr jämmerlichen Zustand. Es besteht noch immer mehr aus Versprechungen als aus wirklicher Erholung und Reform. Durch das Festhalten am teuren Euro ist das Land touristisch noch immer nicht billig. Die vielen Streiks haben – auch wenn sie jetzt abgeflaut sind – das Image des Landes beschädigt. Und Griechenland hat nach wie vor keine nennenswerte Industrie aufbauen können.
Griechenland wird zwar heuer nach Jahren der Schrumpfung in seinem BIP voraussichtlich wieder etwas wachsen, aber deutlich weniger als ein Prozent. Das ist Stagnation auf niedrigem Niveau. Denn erst bei zwei Prozent nimmt die Arbeitslosigkeit nicht weiter zu. Diese liegt derzeit bei 27 Prozent. Noch immer gibt es zu viele Beamte. Und der Abbau von zahllosen Regulierungen (hinter denen sich meist geschickt getarnte Gruppen-Privilegien oder Beamten-Arbeitsbeschaffungsaktionen verstecken) geht endlos langsam vor sich.
Die Reform Griechenlands ist also noch keineswegs geglückt. Man muss sich wie seit 2010 fragen, ob sie überhaupt glücken kann, solange das Land die gleiche Währung wie das globale Exportwunder Deutschland hat.
Freilich: Vor den EU-Wahlen wird man europaweit so tun, als sei die Krise überwunden. Und auch danach wird man so tun, solange die deutschen Zahlen gut sind. Diese sind ja derzeit tatsächlich zumindest passabel – trotz der von fast allen Ökonomen getadelten sozialen Freigiebigkeit der neuen deutschen Regierung.
Nur eines kann auf diese Weise niemals gelingen: Europas ständigen weiteren Abstieg gegenüber den anderen Weltregionen verhindern, die ständig steigende Arbeitslosigkeit verringern, und den alten Kontinent wieder zu einstiger Blüte zurückführen.