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Warum in Bosnien wieder Blut fließt

Plötzlich steht auch Bosnien wieder in Flammen. Bürgerkriegsartige Zustände, die durch soziale Not und ständig steigende Arbeitslosigkeit ausgelöst worden sind, erschüttern mit einem Schlag zahllose Orte des Landes, angeblich weit über 30. Schon allein diese Gleichzeitigkeit deutet auf eine gemeinsame Strategie hin. Eines sollte man sich trotz der Überraschung bewusst machen: Viel mehr als in der Ukraine oder gar Thailand ist das Ausland in Bosnien schuld am Chaos. Das sollte gerade in Österreich sehr intensiv und selbstkritisch diskutiert werden.

Denn aus keiner Gegend sind in den letzten Jahrzehnten so viele (echte) Flüchtlinge nach Österreich gekommen wie aus Bosnien. Denn gerade in Bosnien ist das Bundesheer massiv präsent (es stellt dort 300 der 800 internationalen Soldaten). Denn ein österreichischer Diplomat (Valentin Inzko) ist dort seit Jahren als Hoher Repräsentant der internationalen Gemeinschaft fast wie ein Diktator letztverantwortlich für alle Gesetze, aber letztlich total überfordert (er kann derzeit nur auf Beruhigung hoffen). Denn in der EU wird besonders genau auf die österreichischen Meinungen gehört.

Die Österreich zugeschriebene Balkan-Expertise gibt es aber längst nicht mehr. Weil man sich hier nicht mehr mit der Region befasst. Weil theoretische diplomatische Positionen über die ökonomischen und psychologischen Realitäten der Region dominieren.

Die Theorie der EU und Diplomatie sagt: Bosnien-Herzegowina sei eine staatliche Einheit. Die Mehrheit der dort lebenden Menschen will aber diese von der Außenwelt dekretierte Einheit nicht. Weder Kroaten noch Serben wollen von den islamischen Bosniaken dominiert werden. Diese sind zwar die größte Volksgruppe, aber dennoch weniger, als es Serben und Kroaten zusammen sind.

Dieser Widerspruch schafft nicht nur ständige Reibereien und Blockaden. Diese Unsicherheit hält zusammen mit einem chaotisch-abenteuerlichen Verfassungsgebilde fast jeden Investor ab, in das Land Geld und damit Arbeitsplätze zu bringen. Daher ist in vielen Städten die Hälfte der Menschen arbeitslos. Daher bietet Bosnien einen besonders guten Nährboden für die auf dem Balkan ohnedies seit jeher blühende Korruption.

All das wird sich nicht ändern, bis die Diplomatie und internationale Politik die menschlichen Realitäten endlich zur Kenntnis nehmen. Die Stabilität verlangenden Regeln von Investoren sind nun einmal stärker (und meistens auch klüger) als die papierenen Theorien der Diplomatie. Und Stabilität kann es nur geben, wenn die betroffenen Menschen die Legitimität von Staat und Grenzen wirklich anerkennen. Aber nicht wenn lediglich die internationale Politik diese anordnet.

Es scheint fast so, als hätten die Menschen in Bosnien geradezu auf den Tag gewartet, da die EU oder die Nato nicht mehr imstande oder willens sein dürften, neuerlich mit militärischer Kraft ihre Ordnungsprinzipien durchzusetzen. Denn kein Land will mehr zur Sicherung einer moslemischen Oberhoheit neuerlich in den Krieg ziehen. Vom gegenwärtigen Zustand des ausgehungerten Bundesheeres gar nicht zu reden (dessen Chef sich lieber gerade in Sochi vergnügt und dort um die Homosexuellen-Propaganda kümmert).

Und jedenfalls gilt: Wenn man den Menschen Selbstbestimmung nicht gewährt, holen sie sich diese halt eines Tages mit Gewalt.

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