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Italien ist wieder dort, wo es jahrzehntelang immer war: Es gibt einen Regierungswechsel um seiner selbst willen. Einziger Grund: Jetzt will halt ein anderer an die Macht. Sonst bleibt offenbar alles gleich. Deprimierend.
Hätte der künftige Regierungschef Renzi seinem letztlich erfolgreichen Ehrgeiz auch nur einen einzigen inhaltlichen Punkt hinzugefügt, wie er Italien aus der Schlammassel retten will, wäre den Miteuropäern wohl leichter ums Herz. Aber in den vielen Worten, mit denen er seinen Partei-„Freund“ Letta gestürzt hat, fand sich hinter der Rhetorik nur reinster Machtkampf. Und es gab keinerlei Ankündigungen, was denn jetzt in Italien anders werden würde.
Genauso wie jetzt zwischen Letta und Renzi ist in den Jahrzehnten vor Berlusconi das Spiel zwischen Christ- und Sozialdemokraten gelaufen. Es schien ewig so weiterzugehen mit den zweimal jährlich fälligen Regierungswechseln und ständig noch mehr Schulden für ein wahnwitziges Verwaltungs- und Sozialsystem. Berlusconi gelang es zumindest, eine lange Phase an der Macht zu bleiben, die Dinge zu beruhigen und einige Reformen durchzubringen. Das bleibt eine anerkennenswerte Leistung, auch wenn Berlusconi ein arges Schlitzohr gewesen ist. Er hat aber mehr geleistet, als der Geifer der linken Medien wahrhaben will. Freilich waren auch seine Reformen zur Ankurbelung des schönen und an Kulturschätzen so vollen Landes in keiner Weise ausreichend.
Jetzt hat ein Sozialdemokrat gegen einen anderen intrigiert, und diesen schließlich abgeschossen. Das haben die linken Medien im Gegensatz zu ihren Hassattacken auf Berlusconi gnädig hingenommen. Es war erstaunlich ähnlich wie beim ebenfalls mit keinerlei Inhalten begründeten Abschuss Alfred Gusenbauers durch den ehrgeizigen, aber hohlen Werner Faymann. Unter dem Österreich jetzt noch leidet.
Uns bleibt nur die Hoffnung, dass Matteo Renzi für Italien mehr an positiven Dingen bringen wird als die bloße Realisierung des Ehrgeizes eines jungen Mannes. Zwar gibt es vage Andeutungen, dass er sich an Tony Blair ein Vorbild nehmen will; dass er wirtschaftsfreundliche und korruptionsfeindliche Reformen im Sinn hat. Aber bis zu deren Umsetzung führt gerade in Italien ein besonders weiter Weg. Von Berlusconi bis Monti sind in diesem Land am Ende alle „presidente“ im zähen Reformunwillen der politischen Klasse steckengeblieben.
Auffallend ist: Der bisherige wie der künftige Regierungschef kommen aus der Toskana. Der eine aus Pisa, der andere aus Florenz. Das ist mehr als pikant: Haben doch gerade diese beiden Städte (und Siena) in zahllosen Waffengängen um die regionale Macht gekämpft. In diesen Februartagen verlief die Rivalität Pisa-Florenz zwar unblutig. Das heißt aber noch nicht, dass Italien dadurch mehr vorankommen würde als einst durch die sinnlosen Eifersüchteleien der oberitalienischen Städte.