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Es sind schon oft irgendwo Schularbeitshefte aufgetaucht, wo sie nicht sein sollten. Daher regt mich der „Datenskandal“ im Gegensatz zu den restlichen Medien nicht sonderlich auf. Daran scheint nur dreierlei schlimm: Erstens, dass die Frau Heinisch-Hosek zwei Monate lang auf Informationen zum Datenleak nicht reagiert hat (ein Minister bekommt freilich täglich zahllose Mails); zweitens der bifie-Hochmut gegenüber seinen Informanten (auch wenn das einer der vielen Hinausgeworfenen des bifie ist); und drittens, dass die Mailadressen Zehntausender Lehrer eine Zeitlang ungeschützt waren (die aber in den allermeisten Fällen eh allen Schülern und Eltern bekannt sind, so wie einst fast alle Telefonnummern im Telefonbuch standen, also viel intimere Kontaktdaten). Schülernamen sind auf dem ominösen rumänischen Server hingegen keine gestanden. Was mich statt dieser Datengeschichte viel mehr empört, ist das allgemeine Schweigen zum wirklichen Skandal rund um altlinke Ideen der neuen Unterrichtsministerin.
Denn über die Gefahren durch diese Ideen wird erstaunlicherweise nirgendwo gesprochen. Obwohl bei ihrer wirklichen Realisierung sehr viele Bürger empört sein werden. Die Ministerin will nämlich die Ziffernnoten – vorerst – in den ersten drei Volksschulklassen abschaffen und durch verbale Beurteilungen ersetzen. Das ist aus vielen Gründen eine Dummheit.
Die vom Ministerium ausgeschickten Pädagogen berufen sich darauf, dass Ziffernnoten nur teilweise mit echter Leistung zusammenhängen. Ja, gewiss. Das weiß man seit Generationen. Leistung lässt sich in ihrer Gesamtheit nie exakt messen. Deswegen hat es Kindern in Schwierigkeiten auch oft geholfen, wenn nach einem Schulwechsel die Chemie zwischen den neuen Lehrern und ihnen viel besser war. Deswegen gibt es auch so viele Debatten über die komplizierten Objektivierungsversuche bei der neuen Zentralmatura.
Das ist aber kein Argument gegen Ziffernnoten. Denn die verbalen Beurteilungen haben genau dasselbe Problem wie die in Ziffern: Lehrern sind halt manche Schüler sympathisch und andere nicht. Auch Lehrer sind keine Übermenschen.
Verbale Beurteilungen sind in vielen Fällen bloßes Gewäsch. Auf solchen verbalen Zeugnissen steht halt dann formelartig meist der nichtssagende Satz: „Du hast Dich bemüht“. Und erst mühsame Exegese wird auf Vergleichswegen herausfinden, dass es besser (oder schlechter?) wäre, wenn dort stünde: „Du hast Dich sehr bemüht“. Wegen solcher (sogar einklagbaren!) Formelhaftigkeit sind ja auch die verbalen Arbeitszeugnisse längst total unbrauchbar geworden. Und werden von allen Personalchefs ignoriert. Wichtig ist ihnen höchstens die dabeistehende Telefonnummer, wo sie dann die Wahrheit zu hören bekommen.
Vom Ministerium wird verbreitet, dass man ja in einem Ziffernsystem „Werte, Arbeitshaltung und Sozialkompetenz“ nicht messen könnte. Das ist heiter. Denn es waren ja einst genau die linken Pädagogen, die die Betragens-Note bekämpft haben, die generationenlang genau das gemessen hatte. Jetzt wird dasselbe wieder eingeführt – halt verbal.
Das einzige, was Heinisch-Hosek anstelle der Noten an Konkretem bietet, sind „verbindliche Elternaussprachen“. Nun, erstens könnte man Aussprachen ja auch bei Ziffernnoten verbindlich machen. Zweitens sind Eltern, die nicht schon freiwillig mit den Lehrern reden, ohnedies eine Katastrophe. Und drittens hat die Ministerin nicht dazugesagt, was denn die Konsequenzen wären, wenn solche Eltern auch bei den „verbindlichen“ Aussprachen nicht erscheinen. Wahrscheinlich 50 Nach-Termine, 30 Mahnungen und 80 Briefe, damit eine SPÖ-Ministerin nur ja immer ihre Kuschel- und Sozialkompetenz zeigt. Die man ja auch am langen Bestemm der Vorgängerin gegen jede ernsthafte Konsequenz bei kontinuierlichem Schulschwänzen beobachtet hat.
Hinter dem Ruf nach Verbalen Beurteilungen steht natürlich wieder die linke Einheitsbrei-Strategie. Das Ziel ist altbekannt, die Strategie ist nur ein wenig anders. Ohne Noten, ohne Leistung, ohne Differenzierung sollen alle Kinder neun Jahre lang nebeneinander sitzen. Bis dann halt die nächste Reform nach rot-grün-pinker Art kommt und sagt, dass ja Bildungsweg-Entscheidungen mit 15 viel zu früh wären; dass man mindestens bis zum Alter von 18 alle in die gemeinsame Schule schicken müsse. Und ein paar Jahre später wird wohl jemand draufkommen, dass es eigentlich auch sehr ungerecht sei, wenn man nicht jedem seinen Bachelor-Titel zukommen lasse (hoffentlich in gegenderter Form).
Noch einmal zurück zum „Datenskandal“. Es ist zwar logisch, dass jetzt alle über die präpotente Frau Heinisch-Hosek, die Unfähigkeit ihres Kabinetts und das so von sich selbst eingenommene bifie herfallen. Das gehört zum politischen Spiel. Aber viel erstaunlicher ist das Schweigen von Lehrer- und Elternvertretern zum wichtigsten Aspekt der Angelegenheit: zur Tatsache, dass die Daten zu Schule und Schultype weiterhin geheimgehalten werden, wenn sie nicht gerade irgendwo in Rumänien stehen. Niemand will offenbar Transparenz.
Niemand will die Daten einzelner Schüler wissen. Aber die Qualität von Lehrern und Schulen geht uns sehr wohl etwas an. Das kann kein Privatwissen sein. Die Schule ist ein Dienstleister und keine Obrigkeit. Und wir sind die Kunden, die das Beste für unsere Kinder wollen. Sollten nicht eigentlich Kunden die Könige sein?
PS: Für die Firma Kapsch, der das offensichtlich passiert ist, ist die Sache eigentlich besonders unerfreulich. Kapsch wird aber in den Medien überaus freundlich ausgespart. Warum nur . . .