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Michael Schumacher und die zwei nicht gestellten Fragen

Der tragische Unfall des Ex-Rennfahrers Michael Schumacher löst weltweites Entsetzen und Mitgefühl aus. Dem kann man sich nur anschließen. Eigentlich sollte er aber auch eine Diskussion über zwei Fragen auslösen.

Die eine lautet: Was ist eigentlich mit den Tausenden andere Skifahrern, die alpenweit ebenfalls nach Skiunfällen verletzt werden, und vor allem jenen Hunderten, die dabei lebenslange Schäden bis hin zur Totallähmung erleiden? Sind auch in all diesen Fällen Polizei und Staatsanwälte genauso massiv und penibel dahinter, jedes Detail zu prüfen? Suchen sie genauso intensiv, ob sich nicht doch noch ein Schuldiger findet, etwa jener Mann, der eine Skibindung eventuell nicht exakt eingestellt hat?

Ganz gewiss nicht. Von Frankreich über die Schweiz und Italien bis Österreich gibt es bei anderen Unfällen ein viel reduzierteres Behördenengagement. Das ist ärgerlich. Juristische Genauigkeit kann keine Funktion der Zahl von Presseberichten oder Menschen sein, die Anteil nehmen.

Die zweite Frage ist ebenfalls eine für die Obrigkeit unangenehme. Und zwar für die deutsche. Das ist die Frage, warum Michael Schumachers mit seiner deutschen Frau und den Kindern eigentlich seinen Wohnsitz in der Schweiz hat. Immerhin war er für viele ja jahrelang „der“ deutsche Paradesportler ohne Allüren.

Die gleiche Frage sollte man sich auch beim Russen Michael Chodorkowski stellen. Auch dieser Mann, der einst der reichste Russlands gewesen ist, bevor er Machthaber Putin zu eigenständig geworden war, ist jetzt sehr bald nach seiner Freilassung mit nur einem kurzen Zwischenstopp in Deutschland mit seiner Familie in die Schweiz gezogen (beziehungsweise zu dieser). Dabei hatte sich niemand so wie die deutsche Regierung und Hans-Dietrich Genscher für Chodorkowski eingesetzt.

Diese Frage richtet sich aber nicht gegen die beiden wichtigsten Michaels der letzten Wochen. Sie sollte vielmehr in Deutschland selbst intensiv diskutiert werden. Und genauso in Österreich, auch wenn die beiden Männer primär zu Deutschland Anknüpfungspunkte haben. Denn sie sind keineswegs die einzigen Spitzenverdiener, Sportler, Künstler oder Großinvestoren aus diesen beiden Ländern, die nicht in ihrem Heimatland den Wohnsitz haben, sondern etwa in der Schweiz, Australien oder Monaco.

Für die Klärung dieser Frage muss man dem jetzt im Koma liegenden Schumacher besonders dankbar sein. Denn er hatte – natürlich zu gesünderen Zeiten – offen davon gesprochen, dass er ein „vernünftiges Steuerabkommen“ mit der Schweiz abgeschlossen hat. Wörtlich: „In Deutschland sind sie ja selber dumm, wenn sie mir kein Angebot machen und dafür gänzlich auf meine Steuergelder verzichten.“

In der Schweiz hat man generell niedrigere Steuersätze. Dort gibt es bei guten Verdienern, so wie etwa eben auch für die Familie Schumacher, oft sogenannte „Pauschalsteuern“. Dabei wird von vornherein ein fixer Steuerbetrag ausgemacht, also eine jährliche Geldsumme an Einkommensteuer, kein Prozentsatz. Das nützt der Schweiz – die damit viele Spitzenverdiener wie Schumacher überhaupt erst ins Land zieht –; das nützt aber natürlich auch diesen selber.

Das mögen manche als Steuerflucht kritisieren. Das ist aber auch auf Seite von Schumacher & Co durchaus legitim. Denn gerade Schumacher selbst hat in keiner Weise moralisch bedenklich gehandelt: Hat doch gerade er freiwillig Millionen für edle Zwecke gespendet. Aber eben freiwillig und nicht von einer politisch-bürokratischen Klasse dazu gezwungen (die dann vor allem einmal sich selbst bedient).

Das einzig Unmoralische sind die Staaten. Denn sie pressen nach Vertreibung der Reichen den Mittelstand aus, also alle jene, die trotz allem lieber in ihrer Heimat bleiben, oder für die sich eine teure Übersiedlung in steuerschonende Länder (noch) nicht auszahlt. Die Hochsteuer-Staaten müssen als Folge die Sätze für diesen verbleibenden Mittelstand umso schärfer anziehen, je mehr Spitzenverdiener sie vertreiben. Sonst würden ihnen die Budgeteinnahmen zu steil absacken. Derzeit erlebt insbesondere Frankreich die Folgen einer solchen teuflischen Spirale in den Untergang.

Es ist übrigens kein Zufall, gerade in jenen Stunden an solche Entwicklungen zu denken, da die österreichische Regierung ein ganzes Paket an weiteren Steuererhöhungen beschließt. Sie holt sich damit eine weitere Milliarde Euro, die in einem immer wahnwitziger werdenden Bürokratie-, Förderungs- und Wohlfahrtssystem versickern. Und da ist es ein geringer Trost, dass die noch viel extremeren Steuererhöhungspläne von Rot und Grün noch nicht verwirklicht worden sind.

 

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