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Der Mann macht in seiner totalen Ahnungslosigkeit absolut sprachlos. Er wäre ja nicht der Erwähnung wert, wäre er nicht immerhin der Präsident der geldschweren Industriellenvereinigung. Die Unsinnigkeiten, die Georg Kapsch zum Thema Bildung absondert, lassen aber jetzt auch massiv an der Qualität der sonstigen Aussagen dieser Vereinigung zweifeln.
Georg Kapsch ist nämlich imstande, in ein- und demselben Interview (im „Trend“) einerseits zu kritisieren, dass das heimische Bildungswesen zu teuer ist, und andererseits die Einführung der gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen zu fordern. Sowie etliches anderes Kostspieliges wie deutlich höhere Gehälter für Kindergärtnerinnen. Er macht freilich keineswegs das Angebot, das alles durch höhere Steuern auf die Industrie finanzieren zu wollen.
Hätte der Herr Kapsch auch nur die geringste Ahnung von Bildungsfragen, dann wüsste er, dass heute in den unter der letzten Regierung eingeführten Gesamtschulen die Kosten pro Schüler um 37 Prozent höher sind als für jeden einzelnen Schüler der von ihm bekämpften Gymnasium-Unterstufe. Dann wüsste er auch, wie sehr der Rechnungshof das Gesamtschul-Projekt in der Luft zerrissen hat. Dann wüsste er auch, wie schlecht die pädagogischen Ergebnisse der diversesten bisher versuchten Gesamtschulformen auch im Vergleich zur alten Hauptschule sind (und würde verlangen, dass auch alle bisher geheimgehaltenen Evaluationen vorgelegt werden). Dann wüsste er auch, wie kritisch der Pädagogik-Ordinarius der Wiener Universität und die ganz große Mehrheit aller Schulpraktiker der von Kapsch verlangten Zwangsgesamtschule gegenüberstehen. Dann wüsste er auch, wie sehr sogar die bisherigen Chefs des ministeriumseigenen Instituts bifie zu dem Gesamtschul-Projekt auf Distanz gegangen sind. Dann wüsste er, dass das einzige europäische Gesamtschul-Land, das gute Pisa-Ergebnisse hat, nämlich Finnland, nur 3 Prozent fremdsprachige Schüler hat, während es bei uns 22 Prozent sind. Dann wüsste er auch, dass alle wirtschaftlich besonders schlecht dastehende europäische Länder wie Spanien und Italien durchwegs Gesamtschulländer sind.
Da Herr Kapsch von all dem aber nichts weiß, ist es wohl müßig, ihn daran zu erinnern, dass die Industriellenvereinigung einst der Vorreiter eines echten Liberalismus in Österreich gewesen ist. Und dass echter Liberalismus keinen anderen Wert so schätzt wie Freiheit. Und dass für die Menschen einer der wichtigsten Aspekte der Freiheit die Freiheit der Schulwahl ist, also das ganz genaue Gegenteil einer Zwangsgesamtschule.
Aber solche grundsätzlichen Gedanken würden den Mann wohl sowieso überfordern.