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Was hat Wissenschaft mit Wirtschaft zu tun – über die Wortähnlichkeit hinaus? Diese Frage an die neualte Koalition dominiert derzeit Österreich. Die unangekündigte Zusammenführung unter einen Minister und ein Frontalkrieg mit den Unis sind zweifellos taktische Fehler. Und Reinhold Mitterlehner ist nicht der Minister, der mit der Wissenschaft auf Augenhöhe kritische ordnungspolitische Diskussionen führen könnte. Die aber an sich sehr nötig wären.
Denn die Wissenschaft fordert ständig mit wirtschaftlichen Argumenten mehr Geld: Nur Investitionen bei ihr brächten Wachstum und Gewinn. Daher sollten sich die Akademien und Universitäten eigentlich freuen, wenn ihnen die Wirtschaft näher rückt, statt „Profit“ als etwas Übles zu verteufeln. Nur das Geld der Wirtschaft haben zu wollen, ist ein wenig wenig.
In den USA oder Israel sind gerade jene die tollsten und gesuchtesten Universitäten, die eng mit der Wirtschaft kooperieren. Sie betreuen intensiv „Spin-offs“ ihrer Mitarbeiter, die mit einer bei universitären Forschungen oft völlig zufällig entwickelten Idee in den Markt hinausgehen. Das wird dort rundum bejubelt (verdienen doch die Universitäten automatisch daran mit).
Unsere Unis fördern das kaum, sondern verschwenden lieber Steuergeld. So haben weder die jungen Menschen noch die Nation irgendetwas davon, wenn alljährliche Tausende Studenten neu Publizistik, Politologie, Soziologie, Zeitgeschichte und ähnliches absolvieren. Es gibt kaum Arbeitsplätze für sie; und kaum jemand nimmt diese Leichtstudien noch ernst.
Von deren übervollen Lehrsälen profitiert in Wahrheit nur das Lehrpersonal, das seine Jobs gesichert sieht. Allein die krasse Zunahme der Gender-Lehrstühle sollte auch von den verantwortlichen Rektoren viel selbstkritischer gesehen werden. Denn die dort verzapften esoterischen Theorien stehen in krassem Widerspruch zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaft.
Umgekehrt müssen aber auch Wirtschaft und Steuerzahler akzeptieren: Grundlagenforschung hat absolut frei zu sein. Die entscheidenden Vermehrungen des Wissens der Menschheit sind gerade dann zustandegekommen, wenn völlig zweckfrei und ohne jedes Tabu geforscht werden konnte. Die vielen durchaus gut dotierten Grundlagenforschungs-Förderungsfonds und deren Kommissionen freilich entscheiden gerne zugunsten modischer und populärer Mainstream-Themen. Für unorthodoxe Ansätze gibt es hingegen oft nichts, obwohl diese bisweilen viel spannender sind.
Bei der angewandten Forschung hingegen sind Kommissionen und staatliche Förderungen überhaupt fehl am Platz. Nur der freie Markt und viel niedrigere Steuern wären eine funktionierende Forschungsförderung. Es ist keineswegs Zufall, dass in ungeförderten kalifornischen Garagen viel spannendere Projekte entsprungen sind als bei uns durch alle milliardenschweren Förderungen.
Nur: Ein Reinhold Mitterlehner scheint in keiner Weise qualifiziert, um über all das mit den Rektoren wie auch der Wirtschaft auf Augenhöhe debattieren zu können.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.