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Die Medizinerschwemme und die nächsten Lügen der Politik

Hinten und vorne geht dieser Republik das Geld aus. Zugleich aber wird immer mehr davon beim Fenster hinausgeworfen. Wie etwa für die Linzer Medizin. Deren Absurdität ist nun durch eine große OECD-Analyse der Gesundheitspolitik aller Industrieländer endgültig offengelegt worden.

Während die Familien brutal ausgehungert werden und es seit 1999 nicht einmal mehr eine Inflationsanpassung der Familienbeihilfe gibt, hat diese Koalition beschlossen, in Linz eine komplett neue Medizin-Universität zu bauen. Als Argument wird ständig ein drohender Ärztemangel genannt. Damit nur ja nicht der katastrophale Geldmangel dieses Projekt noch abdreht, hat die ÖVP gleich Josef Pühringer, den Chef-Lobbyisten dieser neuen Medizinerausbildung, zum finanziellen Chefverhandler bei den Koalitionsgesprächen gemacht.

Der kann dann dort ungehindert das Geld für sich sichern. Auf Kosten der Familien, die dem ehemaligen Religionslehrer und nunmehrigen „Bildungsexperten“ offensichtlich völlig wurscht sind.

Und ausgerechnet in dieser Phase platzt die große OECD-Gesundheitsstudie herein. Blöd gelaufen. Die OECD zeigt, dass im Vergleich aller Industrieländer – also weit über die EU hinaus – Österreich bei den Zahlen der Absolventen eines Medizinstudiums an der absoluten Spitze liegt. In Österreich absolvieren fast doppelt so viele junge Menschen das teure Medizinstudium wie im OECD-Schnitt. Es ist also eine absolute Frechheit, ja eine neuerliche Lüge dieser Koalition, wenn sie uns dennoch – trotz aller „plötzlich“ entdeckten Löcher – noch mehr Geld für die Ausbildung von noch viel mehr Medizinstudenten abknöpft.

Für eine Sicherung ausreichender Ärzte-Zahlen wären zwei ganz andere Ursachen zu bekämpfen: die skandalöse Bezahlung junger Mediziner in Krankenhäusern und die schlechte Honorierung von Allgemeinmedizinern durch die staatliche Sozialversicherung; diese zahlt für viele Leistungen bloß noch ein Trinkgeld, das man sonst in dieser Höhe nur einem Kellner gibt. Beides treibt viele – auch österreichische – Jungmediziner rasch ins Ausland.

Bei diesen beiden Problemkreisen wäre dringend der Hebel anzusetzen und nicht bei der universitären Ausbildung. Das Linzer Projekt führt nur zu dreierlei:

  • Das erstaunlich provinzielle Selbstbewusstsein des oberösterreichischen Landeshauptmanns und seiner Helfershelfer wird gehoben;
  • Einige etablierte Ärzte können sich dann das image- und preistreibende „Univ.Prof“ auf das Ordinations-Schild setzen;
  • Österreich zahlt noch mehr Entwicklungshilfe für die offensichtlich verarmte Bundesrepublik Deutschland, in die ja die meisten Auswanderer (in- wie ausländischer Staatsbürgerschaft) nach dem kostenaufwendigen Studium in Österreich wandern.

Diese OECD-Daten entlarven endgültig die völlige Unfähigkeit der politischen Machtelite zu sinnvollen Maßnahmen. Statt mutig auf Linz zu verzichten, werden die Minister Töchterle und Fekter eiskalt entsorgt. Offenbar weil sie da nicht gleich begeistert mitgespielt haben.

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