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Die ÖVP hat vor der Nationalratswahl eine ebenso mutige wie richtige Haltung eingenommen: Entlastungen durch eine an sich durchaus notwendige Steuersenkung gibt es erst, wenn die Republik kein Defizit hat. Sehr lobenswert. Aber glauben sollte man es erst, wenn es auch nach der Wahl gilt. Wenn also auch nach der Wahl nicht gleich neue Ausgaben beschlossen werden, die Defiziteliminierung und Steuersenkung unmöglich machen.
Da macht es mehr als besorgt, dass sich allerorten jetzt zahllose Lobbies und Eigeninteressensgruppen lautstark zu Wort melden. Alle halten eifrigst die Hand auf. Alle wollen mehr Geld von uns. Und fast jede Gruppe kann darauf verweisen, dass ihnen irgendwann irgendein Politiker tatsächlich auch versprochen hat, dass es mehr geben wird.
Nur einige Beispiele dessen, was da zuletzt zu hören gewesen ist:
Und so weiter. Und so fort. Dabei mag man durchaus für manche oder auch jede einzelne Forderung persönliche Sympathie empfunden. Nur eines sagt niemand: Wo das Geld dafür herkommen soll, außer höchstens dem luftleeren Gewäsch von einer Millionärssteuer, die wahrscheinlich am Ende viel mehr kosten als bringen würde (wobei ja auch niemand zu sagen wagt, wie die denn genau ausschauen soll). Keine einzige dieser Lobbies sagt etwa: „Ja, wir unterstützen es auch, wenn im Gegenzug das Pensionsantrittsalter deutlich erhöht wird. Und dass in der Krankenversicherung überall ein Selbstbehalt eingeführt wird.“
Gespannt kann man aber auch sein, was der – an sich ja ebenfalls tolle – ÖVP-Slogan von der „Entfesselung der Wirtschaft“ konkret bedeuten wird. Da sieht man noch sehr wenig Inhalt. Im Gegenteil: auch im schwarzen Dunstkreis, und erst beim roten Koalitionspartner, werden schon die Ketten für neue Fesselungen geschmiedet: etwa durch den von den Radikalfeministinnen verlangten Zwang zu Frauenquoten; etwa durch die Forderung der Political correctness nach weiteren Diskriminierungsverboten; etwa durch neue Finanzregulierungen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.