Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
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Auf den Tag genau seit vier Jahren darf ich viele Hunderttausende Leser mit meinen Analysen, Recherchen, Meinungen erfreuen – oder ärgern. Je nachdem. Wie es sich für ein echtes Tagebuch gehört, sind in dieser Zeit wirklich jeden Tag Eintragungen erschienen. Die Leser haben es offensichtlich ausgehalten. Sie haben überdies mit fast 100.000 Postings pro Jahr noch viel Klügeres, Kontroversielleres, Interessanteres beigesteuert, als ich das konnte. Für ihre Treue sei ihnen großer Dank ausgesprochen. Seit vier Wochen haben die Leserzahlen auch einen großen Sprung nach oben getan: Um 50 Prozent mehr Internet-User als normal schlagen derzeit täglich das Tagebuch auf. Der Zuwachs war wohl wahlbedingt, ist aber noch immer nicht abgebröckelt. Der größte Dank gilt jenen, die das alles erst ermöglichen, und die es hoffentlich in ausreichender Zahl weiter ermöglichen werden: den zahlenden Abonnenten. Als kleines Geschenk gibt es zum Geburtstag ein Büchlein geschenkt. (Mit einer - erfreulichen - nachträglichen Ergänzung).
Das Buch bekommt jeder zugeschickt, der unter „Kontakt“ sein Interesse signalisiert (und dort auch bitte seine Post-Adresse bekannt gibt!). Es gilt die Reihenfolge des Einlangens der Bestellungen. Wobei primär die Abonnenten zum Zuge kommen werden. Solange eben der (große) Vorrat reicht.
Der Wermutstropfen: Das Buch – ein Taschenbuch – ist auf Englisch. Es trägt den Titel „After the Welfare State“ und stelle Beiträge einer Reihe prominenter Autoren zusammen. Diese analysieren (in durchaus verständlichem Englisch) die Ursachen der großen Finanz- und Schuldenkrise und entwickeln Rezepte, wie künftige Katastrophen vermieden werden könnten. Vor allem aber kämpfen sie um die Rechte der jungen Menschen auf Zukunft und Demokratie, da das nicht nachhaltig überlebensfähige Schulden- und Wohlfahrtssystem am Kollabieren ist.
Dabei werden massiv die Sünden, die Verbrechen der machthabenden Generation aufgelistet. Es wird gezeigt, wie überflüssige und kontraproduktive Interventionen in das Leben der Menschen durch eine Kaskade von immer schlimmeren Interventionen überdeckt werden. Die Autoren schildern, wie Präsident Bush Mitarbeiter entlassen hat, weil diese auf die leichtfertige Finanzierung von Einfamilienhäusern für Menschen hingewiesen haben, welche sich keine Häuser leisten können. Aber auch die demokratischen Präsidenten wollten aus Wahltaktik nicht wahrhaben, dass genau das dann später die große Krise auslösen musste. Ja, es wurde im Gegenteil sogar gesetzlich angeordnet, dass die Hälfte der Hauskredite an Menschen zu gehen habe, die sich eine Rückzahlung niemals leisten konnten. Die nur hoffen konnten, dass die Häuser immer mehr wert werden, sodass sie sich irgendwann gleichsam selber finanzieren. Und alle vergaßen, dass Immobilienpreise auch fallen können.
Dieses Pyramidenspiel wurde in den USA mit einem Schwall ethisch klingender Vokabel als etwas Lobenswertes dargestellt. Die Autoren von „After the Welfare State“ erinnern etwa an den bei Linken sehr beliebten Ökonomen Krugman, der damals massiv diese Luftfinanzierungen verteidigt hatte.
Wer das Pyramidenspiel hingegen kritisierte, wurde als moralisch böse denunziert. So wie es jetzt jenen geht, die der von der EZB und Fed mit ungedecktem Geld gefüllten Blase misstrauen.
Brillant handelt das Buch beispielsweise auch die Armutsindustrie ab, die davon lebt, ständig die Armut zu beklagen und neue Formen der Armut zu erfinden. Die Autoren zeigen, dass Armut eigentlich immer das Los fast aller Menschen gewesen ist. Und dass es einzig und allein der Kapitalismus gewesen ist, der die Armut stark reduziert hat.
Das Buch liest sich spannend und flüssig. Es kann dadurch die hoffentlich auch in Zukunft nur seltenen Stunden füllen, in denen es nichts Neues im Tagebuch zu lesen gibt.
Ich bin jedenfalls fest entschlossen, das Tagebuch mit der gleichen Energie weiterzuschreiben, solange ich gesund bin. Und solange es ausreichend Menschen gibt, die durch ein Abonnement den ökonomischen Fortbestand des Tagebuchs ermöglichen.
Und hier kommen wir zur Schattenseite der Vierjahresbilanz: Die Zahl der Abonnenten, die durch ihren finanziellen Beitrag über das Weitergehen des Tagebuchs entscheiden, stagniert. Was angesichts steigender Kosten (etwa alleine durch die rasch steigenden Zugriffe) bisweilen für Wolken am Horizont sorgt.
Aber vorerst gilt uneingeschränkt ein Motto der Linken: Lotta continua. Der Kampf geht weiter.
Der Beitrag der Abonnenten ist für das Weiterleben noch wichtiger als die vielen brillanten Texte der Gastkommentare. Diese stammen inzwischen schon von über hundert Autoren. Besonders freue ich mich, dass bereits fast ein Drittel aller Zugriffe den Texten von Gastkommentatoren gelten. Die alle unentgeltlich schreiben. Die alle eine inhaltliche Botschaft haben, und die alle gelesen werden wollen.
Gewiss wird es auch künftig bisweilen Irrtümer geben. Ich werde mich nach Kräften bemühen, deren Zahl klein zu halten. Gewiss wird es auch künftig Beiträge geben, die jemanden ärgern. Ich werde mich aber keineswegs bemühen, dies zu vermeiden.
Denn auch, wer sich ärgert, sollte immer wissen: Alle Texte in diesem Blog entstehen nach bestem Wissen und Gewissen. Völlig unbeeinflusst durch die Denkschablonen der gutmenschlichen Political correctness und durch den Mainstream der sonstigen Medien. Und vor allem völlig unbeeinflussbar durch Eigentümer, inserierende Politiker, Betriebsräte oder Abonnenten. Denn die gibt es alle gar nicht.
Manche Nicht-Abonnenten werden nun sagen, dass doch zuletzt die Zahl der Inserate kräftig zugenommen hat (Abonnenten haben ja absolut inseratenfreie Seiten; sie sehen keine einzige Werbung). Das ist richtig. Aber praktisch alle Inserate sind unentgeltliche Austauschinserate, eine Gegengabe dafür, dass jemand anderswo für das Tagebuch wirbt. Die Werbeeinnahmen machen knappe zwei Prozent des Umsatzes aus. Und sie kommen praktisch nur von Google, das bestimmte Werbeflächen gemietet hat und diese dann selbsttätig befüllt. Ich weiß bei den Google-Inseraten also nicht einmal, wer da jeweils inseriert. Ich konnte bei Google nur anstößige Inserate untersagen. Jeder Klick auf ein solches Inserat bringt halt ein paar Cent.
Das Prinzip Eigenständigkeit als Grundlage des Tagebuchs hat auch dazu geführt, dass ich in diesen vier Jahren zwar von einem halben Dutzend Parteien zur Übernahme von Funktionen eingeladen worden bin, dass ich diese aber alle vorbehaltlos abgelehnt habe. Dasselbe habe ich auch beim Angebot eines sicheren Nationalratssitzes getan, den mir eine Partei angeboten hat. Ich habe sogar meine Rolle im Vorstand des Clubs Unabhängiger Liberaler sofort zurückgelegt, als dessen (mir persönlich durchaus sympathischer) Präsident ein Nationalrats-Mandat angenommen hat.
Das soll alles keine Verachtung für Politik und Politiker ausdrücken. Das soll nur signalisieren, dass ich keine Sekunde lang meine Glaubwürdigkeit zu opfern bereit bin. Immerhin hat mir meine diesbezüglich fehlende Flexibilität in einem früheren Leben ja schon zweimal den Job gekostet.
Einmal, als ein aus Kärnten gekommener linkskatholischer Verleger geglaubt hatte, man müsse zur Auflagenerhöhung die „Presse“ nach links verändern (was ihn dann freilich ein Drittel der „Presse“-Leser gekostet hatte, also mehr noch als alle jene, die ich in meiner Chefredakteurszeit dazugewonnen hatte). Und das zweite Mal, als ich dem totalitären Durchgriff des Systems Faymann im Weg gewesen bin (was dann auch diesem Blatt auflagenmäßig nicht gerade genutzt hat). Mit dieser Biografie fällt es relativ leicht, jedes einschlägige Ansinnen, das meine Freiheit auch nur irgendwie einschränken würde, sofort abzulehnen. Die Eitelkeit freut sich an vielen Abonnenten und Zugriffen, aber nicht an Macht.
PS: Weil ich gerade einmal über mich rede, noch eine Antwort auf die Frage, ob ich neben dem Blog eigentlich noch etwas anderes mache. Ja, das tue ich: Ich mache relativ oft Moderationen (wo ich mich zur absoluten Neutralität zu zwingen versuche) und Vorträge (wo ich mich zu gar nichts zwingen muss, außer der Einhaltung der vorgegebenen Redezeit). Und dann gibt es noch – ganz wenige – Firmen oder Menschen, denen ich journalistisch helfe, wie sie sich darstellen können oder wie sie in Krisen argumentieren sollen. Aber großes Ehrenwort: Diese Unternehmen und Personen kommen dann im Tagebuch in keiner Weise vor. Es gibt hier keinerlei Schleichwerbung.
PPS: Trotz einer beglückten Bilanz dieser vier Jahre ist der ganz große Traum unerfüllt geblieben: Das wäre die Gründung einer mutigen und kämpferischen liberalkonservativen Wochenzeitung. Dazu hat das Geld gefehlt. Jene, die eines hätten, finanzieren halt lieber einen Mainstream-Mist. So ist das Leben. Und das Bürgertum erst recht.
Zweite nachträgliche Ergänzung: Nachdem die Reaktion auf das kleine, englischsprachige Geschenkangebot all meine Erwartungen übertroffen, habe ich anfangs nach ein paar Stunden gebeten, von weiteren Bestellungen Abstand zu nehmen. Inzwischen habe ich aber eine neue Lieferung beschaffen können. Damit steht die Einladung zu neuerlichen Bestellungen wieder offen.