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Berlusconi, Stronach und die politische Realität

Die Ähnlichkeiten zwischen dem italienischen und dem austrokanadischen Milliardär sind frappierend.

Beide haben mit ihren Unternehmen große Erfolge erzielt. Beide haben sich um große Summen ihres privaten Geldes als spätberufene Propheten in eigener Sache politische Parteien aufgebaut. Silvio Berlusconi, ein hochpolitischer, aber offenbar nicht immer ganz gesetzestreuer Kopf, sehr erfolgreich. Frank Stronach, ein unpolitischer Wirrkopf, allerdings weniger erfolgreich. Beide sind auch bis in ein sehr hohes Alter hinein politisch aktiv, während ihre Firmen längst von anderen geführt werden.

Beide aber müssen auch das erfahren, was schon mittelalterliche Kaiser erleben mussten: Selbst noch so lautstarke Lehenseide und noch so dichte finanzielle Netze können die Gefolgschaft nicht dauerhaft binden. Das musste Berlusconi in diesen Stunden erfahren, als seine Partei nicht mehr bereit war, ihn auf den Weg in neuerliche Neuwahlen – als Protest gegen seinen Mandatsverlust – zu begleiten. Das wird Stronach mit Sicherheit in den nächsten ein bis zwei Jahren erleben, wenn seine eigene Mannschaft ihm eines Tages bei seinen wirren Entscheidungen endgültig die Treue versagt. Die ständigen Personalturbulenzen in seiner Liste sind da ja nur ein Vorspiel.

Moderne Parteien und Politiken lassen sich halt nicht mehr wie eine Diktatur führen. Das hatte einst auch Jörg Haider erfahren müssen, der ständig Rollkommandos zum Niederbügeln aufmuckender Funktionäre ausgeschickt hat. Und der dann doch in Knittelfeld die Steuerung seiner Partei aus der Hand verlor.

Dabei kann das Aufbegehren der Gefolgschaft auch durchaus ehrenhaft sein, und muss nicht unbedingt nur von der Angst um die eigene Position getragen sein. Das kann man jetzt in Italien sogar als wahrscheinlich annehmen. Denn es gibt kaum Zweifel, dass neuerliche Neuwahlen die zarte Stabilisierung des Landes schwer geschädigt hätten.

Die Entmachtung Berlusconis hängt aber wohl auch mit biologischen Fakten zusammen. Sein „Vatermörder“ Alfano ist kaum mehr als halb so alt wie der 77-Jährige Ex-Premier. Und er denkt daher ein wenig mehr an die Zukunft Italiens als an die Ehre Berlusconis. Auch wenn Alfano weiß, dass er diesem alles zu verdanken hat.

Selbst wenn man überzeugt sein sollte, dass Berlusconi schweres Unrecht passiert, ist doch eines klar: Für einen anständigen Menschen muss letztlich das Land wichtiger sein als die Partei oder deren Chef. So bitter das für Berlusconi auch ist, und so undankbar ihm das auch scheinen mag. An all dem ändert der Umstand nichts mehr, dass Berlusconi selbst in Anbetracht seiner innerparteilichen Niederlage letztlich nun auch selbst plötzlich auf die zuvor verlangten Neuwahlen verzichtet hat.

PS: Auch wenn alles, was ein Vergleich ist, ein bisschen hinken mag, so fühle ich mich doch an den Fall Waldheim erinnert. Dieser war zweifellos ein Opfer von Intrigen und böswilligen Denunziationen aus der SPÖ, die ihn im Wahlkampf zum Nazi-Schlächter aufbauschen wollte. Aber dennoch war es richtig, dass er kein zweites Mal kandidiert hat. Denn der durch diese Intrigen in die Welt gesetzte Schaden wäre sonst noch viel größer geworden. Auch da musste das Land wichtiger sein als die – im Fall Waldheims wirklich schuldlose – Person.

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