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Mehr Bildung: Ja, aber wie?

Fast in keinem Wirtschafts- und in keinem Wahlprogramm fehlt derzeit das Wort „Bildung“. Das klingt eigentlich nach einem Konsens angesichts der von fast jedem Unternehmen beklagten Lese-, Schreib- und Rechendefizite vieler Volks- und Pflichtschüler und der Mängel bei Maturanten und Absolventen einiger Studienrichtungen. Nur: Fast jeder meint mit „Bildung“ etwas ganz anderes. Vieles davon ist sogar kontraproduktiv in Hinblick der genannten Defizite.

So kann logischerweise die von der Regierung jetzt geplante längere Lehrverpflichtung (22 statt 18 Stunden) keine positive Auswirkung auf die Lehrqualität haben. Wohl nur im Gegenteil. Auch zwangsweise Gesamtschulen bringen schlechtere Bildungsergebnisse als in Leistungsgruppen organisierte Hauptschulen und Gymnasien.

Hingegen würden andere Maßnahmen sicher helfen: Dazu gehört etwa eine größere Autonomie der Schulen, sodass sich diese von überforderten oder faulen (oder gar ihr Fach trotz Uni-Diploms nicht beherrschenden) Lehrern auch gegen deren Willen problemlos trennen können. Ebenso wären Leistungsprämien für Lehrer ein Ansporn, also etwa für überdurchschnittliche Verbesserungen im Können von Schulklassen zwischen Beginn und Ende des Schuljahres.

Ganz entscheidend für die Haltung der Schüler wäre es, wenn nicht mehr die eigenen Lehrer, sondern externe Institutionen über den Schulerfolg entscheiden. Das bedeutet zumindest Aufnahmsprüfungen in die Unis und die Schulen für 10- und 15-Jährige. Ebenso müssten die zaghaft angelaufenen Leistungsstandard-Messungen für die Noten der Schüler relevant werden.

Mancherorts bringen wettbewerbsschaffende Voucher-Systeme schon gute Erfolge: Für jeden Schüler gibt es dort das gleiche Geld, egal ob er in eine staatliche, kirchliche oder andere Privatschule geht. Nur für konkrete Leistungen gibt es mehr: für technisch oder naturwissenschaftlich orientierte Klassen, sowie für die – zweifellos mühsamere, aber umso notwendigere – Befassung mit Schülern fremder Muttersprache aus bildungsfernen Schichten.

Freilich: Die Tatsache, dass Schüler mit fremder Familiensprache etwa in Wien schon mehr als die Hälfte(!) ausmachen, verhindert wohl, dass Österreich jemals bei Bildungs-Tests mit ausländerarmen Staaten wie Finnland gleichziehen wird können. Umso wichtiger wird daher eine Erhöhung der Ansprüche an leistungs- und bildungsorientierte Jugendliche sein müssen. Ganz egal, was ihre Eltern sind. Und ganz egal, ob dann jemand ruft: „Pfui, elitär!“

Denn die Zahlen der Demographie sind bedrohlich: massive Überalterung durch längere Lebenserwartung, Ausbleiben eines Drittels der für eine Balance notwendigen Kinderzahl und Kinderverweigerung bei rund der Hälfte der akademisch gebildeten Frauen. Durch all das droht Österreich langfristig ein dramatischer Wohlstandsverlust. Und nur maximale Anstrengungen im Bildungsbereich (inklusive intensivierter Weiterbildung der Erwachsenen) können diesen Abstieg noch abbremsen.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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