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Hokuspokus: Die Medizin, die nichts kostet

Es ist geradezu phänomenal, was diese Regierung alles aus geheimnisvollen Rücklagen finanzieren kann. Nach dem skurrilen Milliardenpaket für die Bauwirtschaft wird jetzt auch noch eine Linzer Medizin errichtet. Und nie kostet nach den Worten unserer lieben Regierung das alles den Steuerzahler irgendetwas. Daher sollten auch andere bis zum Wahltag noch rasch ihre Wünsche beim Finanzministerium anmelden. Ich zum Beispiel würde dringend einen Lamborghini brauchen. Bitte in Weiß.

Und das ist ja angesichts der Wunscherfüllung für einen Oberösterreicher – Motto: Pühringer wünscht, Österreich zahlt – nun wirklich ein bescheidenes Anliegen. Da müsste sich doch eigentlich auch das nötige Gratisbenzin für die nächsten drei Jahre ausgehen.

Ganz, ganz zufällig ist die Finanzministerin oberösterreichische Spitzenkandidatin. Und ganz, ganz sicher wird in absehbarer Zeit auch der sich noch sträubende Wissenschaftsminister Töchterle umfallen und einem Ministerratsbeschluss nicht im Wege stehen (nach dem Vorbild früherer Umfaller anderer Politiker könnte er ja gerade bei der entscheidenden Ministerratssitzung verhindert sein).

Um die Kleinigkeit, dass ganz andere Faktoren schuld am künftigen Ärztemangel sind, braucht man sich ja angesichts der unerschöpflichen Rücklagen wirklich nicht zu kümmern. Und auch nicht darum, dass selbst nach noch so vielen Uni-Eröffnungen quer durchs Land Ärztemangel herrschen wird.

Aber falls die Ursachen doch irgendeinen Politiker interessieren sollten: Dann sollte man sich vor allem anschauen, warum so viele um teures Geld bei uns ausgebildete Mediziner ins Ausland abwandern. Insbesondere in Deutschland (das uns im Gegenzug die dümmeren, am Numerus clausus scheiternden Studenten schickt) herrscht ja großer Ärztemangel.

An diesem negativen Brain drain sind vor allem die schlechten Bedingungen für Turnusärzte in Österreich schuld. Er hängt aber auch mit der Lage der Hausärzte zusammen. Er hängt mit dem Versagen der österreichischen EU-Politik zusammen, die sich bei den EU-Vertragsänderungen nicht mit einer Klausel gegen die erzwungene Medizinerausbildungs-Entwicklungshilfe für Deutschland durchgesetzt hat. Er hängt mit einer gegen die Ärzte durchgepeitschten „Gesundheitsreform“ zusammen, die eher an einen kommunistischen Fünfjahresplan als an eine funktionierende Marktwirtschaft erinnert.

Die gesamte Krise im Gesundheitswesen hängt mit der auch durch diesen Fünfjahresplan nicht gestoppten Geldverschwendung zusammen. Deren zwei wichtigste Ursachen: Länder und Krankenkassen (=Sozialpartner) schieben sich gegenseitig Kosten zu. Und jeder Bürgermeister kann den Bestand „seines“ sinnlosen Kleinspitals durchsetzen.

Aber sich all diesen Missständen zuzuwenden, wäre halt viel mühsamer, als nächstes Jahr eine „Linzer Medizin“ zu eröffnen. Mit Blasmusik und lokalchauvinistischen Reden.

Nur eines ist zu befürchten: Den Wirtschaftsnobelpreis wird es für diesen ganzen Hokuspokus nicht geben.

 

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