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Eigentlich hätte man Christoph Schönborn mehr diplomatisches Geschick zugetraut. Dass nun nach Monaten rechtskräftige negative Asylbescheide bei acht Votivkirchen-Besetzern durchgesetzt werden, während er im fernen Brasilien weilt, hätte er nützen können, um elegant seinem fatalen Gleichschritt mit linkslinken Grünen und der ebenso linken Caritas zu entkommen. Er macht aber das Gegenteil.
Wenn er in seiner „bestürzten“ Kritik insinuiert, dass sich die Behörden nicht getraut hätten zu handeln, wäre er nicht fern der Heimat, dann kann man darüber ja noch lächeln. So sehr zittern nicht einmal die Schwächsten unter unseren nicht gerade mutgestählten Politikern vor seiner Kardinalsrobe, dass sie Gesetze wie die Einführung der Homoehe nicht machen – ob er in Wien ist oder nicht. (Noch humoristischer ist da nur noch der rot-grüne ORF, der allen Ernstes der Innenministerin vorwirft, die für Pakistan ausgesprochene Reisewarnung des Außenministeriums nicht zu beachten, wenn sie die abgelehnten Aktivisten in ihr Heimatland ausfliegen lässt.)
Weniger komisch hingegen ist Schönborns Unterstellung, die endlich erfolgte Abschiebung habe mit dem Wahlkampf zu tun.
Es gehört schon ein seltsames Demokratieverständnis dazu, würde man verlangen, dass vor Wahlen Rechtsstaatlichkeit und Politik Pause zu machen hätten. Oder hat der Kardinal einfach zu viel Zeitung gelesen, wo dieses flache Argument zum Überdruss breitgeklopft wird?
Wieso er schließlich kritisiert, dass der Rechtsstaat „ausgerechnet an einem Sonntag im Ramadan“ durchgesetzt wird, ist wahrscheinlich auch nur Schönborn klar. Ist demnach Abschiebung an einem Sonntag ebenso verwerflich wie die Ladenöffnung? Und dürfen alljährlich einen Fasten-Monat lang keine Muslime abgeschoben werden?
Man darf staunen.
Auf seinem langen Rückflug aus Brasilien sollte Schönborn nachlesen, was die Caritas-Experten an Verhinderungsstrategien der Abschiebung entwickeln – und zwar im Gleichklang mit den deutschen Organisatoren der Asylanten-Streiks in mehreren Ländern Europas. Und dann hätte er lange genug Zeit darüber nachzudenken, wie viel „katholisch“ in der zur Vorfeldorganisation von radikal linken Vereinen verkommenen Caritas noch drinnen steckt. Und ob nicht neue Köpfe an deren Spitze der letzte Ausweg sind, sie wieder zu einem glaubwürdigen und notwendigen Teil der Kirche zu machen.