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Die Bauern und die Öffentlichkeit, die Bienen und die Gene

Bisher haben die Bauern immer geschickt ihre Interessen zu wahren gewusst. Dies geschah meist in Hinterzimmern und auf dem Weg komplizierter Förderungs-Mechanismen, die außer Bauernfunktionären kein Mensch verstanden hat. Der Bienenkrieg hat nun freilich gezeigt, dass das so nicht mehr weitergeht. Auch die Bauern müssen sich der Öffentlichkeit stellen. Denn – zumindest in manchen Bereichen – sind ihre Argumente keineswegs so absurd, wie es öffentlich kolportiert wird.

Gewiss: Bewusste Falschberechnungen beispielsweise in Hinblick auf die Größe von Almen kann und darf es nicht mehr geben. Offensichtlich haben die heimischen Bauern da versucht, mit den südeuropäischen mitzuziehen. Diese lügen und betrügen ja bei den EU-Förderungen so heftig, dass sich Hunderttausende Ölbäume vor Scham verbiegen müssten, würden diese nicht nur auf dem Papier der Förderanträge aus den Mittelmeerländern existieren.

Der Bienenkrieg um die öffentliche Meinung ist längst entschieden: vor allem durch die dümmlichen Strategien des Landwirtschaftsministers. Nach seinem erklärungsbedürftigen Abstimmungsverhalten in der EU hat er sich einfach hinter dem Amtsgeheimnis verschanzt. Forscht man aber weiter, stößt man auf durchaus ernsthafte Argumente zugunsten des Einsatzes der Pflanzenschutzmittel. Diese wurden aber von der Landwirtschaftskammer viel zu spät vorgebracht. Jetzt ist die Kuh schon aus dem Stall, beziehungsweise die Biene aus dem Stock.

Zumindest eine präzise Darstellung der burgenländischen Landwirtschaftskammer lässt  nachträglich durchaus Verständnis für die Bauern aufkommen. Nach deren Zahlen sind von den 360.000 österreichischen Bienenvölkern im Jahr 2011 deutlich weniger als ein halbes Prozent durch den Einfluss von Neonicotinoiden geschädigt gewesen, genau: 1400. Hingegen kämen alljährlich rund 100.000 Bienenvölker durch ganz andere Ursachen um: vor allem durch den Winter und durch eine gefährliche Milbe.

Das muss nun nicht unbedingt stimmen. Die Bauern-Argumente sollten jedoch die lauten politischen und medialen Bienenretter unter Zugzwang setzen, sich einmal sachlich mit den Bauern zusammenzusetzen. Damit endlich objektiv den Ursachen nachgegangen wird.

Die Berechnungen der Landwirtschaftskammer relativieren das Bild von 2011 jedenfalls noch deutlich weiter: die Kammer berichtet, die Bauern haben die Maissaatgeräte inzwischen so umgestellt, dass 2012 nur noch 400 Bienenvölker durch die Pflanzenschutzmittel geschädigt worden seien, und heuer noch gar keines.

Noch viel spannender ist die zweite Argumentation der Bauern. Wenn keine Pflanzenschutzmittel mehr eingesetzt werden dürfen, gäbe es nur noch eine zweite praktikable Möglichkeit der Schädlingsbekämpfung: den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut.

Die Bauernkammer meint zwar, dass im Vergleich zu diesem Gottseibeiuns doch die chemischen Mittel zweifellos besser seien. Ich aber meine: Seit Jahrzehnten ist trotz der riesigen, vor allem durch den deutschsprachigen Raum schwappenden Hysterie keine einzige Schädigung durch Genveränderungen gefunden worden, oder sonst eine negative Folge. Daher wäre es längst an der Zeit, den diesbezüglichen Bannstrahl aufzuheben. Denn durch genveränderte Pflanzen wird nicht ein einziges Bienenvolk oder sonst jemand geschädigt. Dadurch wird nur das diesbezügliche Diktat von Kronenzeitung, Greenpeace und ähnlichen Manipulatoren geschmälert. Das müsste eigentlich ein selbstbewusster Staat aushalten.

PS.: Natürlich gibt’s noch eine dritte Möglichkeit: Österreich verzichtet der Bienen willen gänzlich auf die Landwirtschaft. Angesichts des durch die Republik tobenden Schwachsinns ist das ja offenbar auch nicht mehr auszuschließen.

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