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Das System Raiffeisen im Blindflug

Herbert Stepic geht. Und eigentlich wissen wir nicht genau warum. Aber es gibt viele Zusammenhänge.

Der mächtige Chef der obersten Raiffeisenbank RBI tritt ab, nachdem ausländische Konten in seinem Besitz bekannt geworden sind. Es gibt nicht einmal einen Nachfolger. Doch Stepic beteuert, alles was sich auf diesen Konten bewegt habe, seien korrekt versteuerte Gelder gewesen.

Wenn das richtig ist – dann setzt er sich gerade erst durch seinen Rücktritt optisch ins Unrecht. Denn so weit sind wir ja hoffentlich (noch?) nicht, dass der Besitz eines Kontos im Ausland ein Delikt ist, auch wenn eine Boulevard-Illustrierte das so darstellt. Also: Entweder sagt Stepic nicht die Wahrheit. Oder es gibt ganz andere Zusammenhänge.

Liegt der Grund etwa in der Verletzung vertraglicher oder Raiffeisen-interner Regeln? Dann ist der Rücktritt zwar verständlich, aber gerade dann sollten auch im Interesse der Bank die Zusammenhänge unbedingt klargelegt werden.

Fällt Stepic, weil er Mister Osteuropa war und ist? Ist doch die Expansion von Raiffeisen bis tief nach Russland hinein mit keinem anderen Namen wie dem seinen so eng verbunden. Das hat seinen triumphalen Aufstieg ausgelöst, dürfte aber zusammen mit der Krise ebenso auch seinen Abstieg eingeleitet haben. Alles, was aus diesen Zusammenhängen heraus mitgespielt hat (und das hat es jedenfalls!), wird freilich nie offengelegt werden. Denn Raiffeisen ist ja bis hin zu Allianzen mit Typen wie dem Konrad- und Putin-Freund Deripaska weiterhin untrennbar in Osteuropa vernetzt. Da kann man ja nicht zugeben, dass das ein Fehler ist.

Oder ist Stepic Opfer der bei allem christlich-bäuerlich-gutmenschlichen Gehabe oft sehr brutal ausgetragenen Machtkämpfe im extrem komplizierten Netzwerk Raiffeisen? Auch das dürfte wohl Teil einer Gesamterklärung sein. Kunden und Eigentümer des Raiffeisensystems werden diese aber wohl nie ganz erhalten. Tatsache ist jedenfalls, dass das mehr als gewichtige Alphatier Konrad nach der Methode „Divide et impera“ Diadochen hinterlassen hat, die seinem Schatten wohl noch lange nicht entkommen sollen. Und er wirft ja auch jetzt noch aus allen möglichen Kulissen heraus weiter seinen Schatten.

 

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