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Es war die persönliche Abschiedsfeier des scheidenden Generalstabschefs Edmund Entacher. Und es wurde zu einer Demonstration der positiven Rolle, welche die Sozialdemokratie in diesem Land und für dieses Land hatte. Und weiterhin haben könnte. Bevor die Partei vom Alt-68er-Geschwurbel und von der Feminismus-Hysterie feindlich übernommen worden ist.
Bei diesem Lob geht es gar nicht primär darum, dass Entacher es in den letzten zwei Jahren gewagt hatte, seinen sogenannten Parteifreunden im Ministerzimmer, Bundeskanzleramt und Rathaus Widerstand zu leisten.
Dabei geht es viel mehr um Entacher als die Verkörperung dessen, was ein liebenswertes Österreich sein könnte: Ein Mann, der stolz darauf ist, in der alpinen Lederhosen-Dirndl-Kultur aufgewachsen zu sein; der seine Frau verloren hat, als die Kinder neun und elf Jahre alt waren und der diese dann alleine und mit stolzem Ergebnis großgezogen hat; ein Mann, bei dessen Abschiedsfeier ohne jede Relativierung das Bekenntnis zur Verfassung und zum österreichischen Volk als oberste und einzige Richtschnur eines anständigen Beamten ins Zentrum gerückt worden ist; bei dessen Abschiedsfeier von Entacher und einem seiner Partei- und Offiziersfreunde öfter der liebe Gott zitiert worden ist als bei so manchen politisierten Sonntragsmessen (bei der Erwähnung der Festredner schweigen wir freilich gnädig über einen dabei aufgetretenen Möchtegernnachfolger, der in seiner Entacher-Würdigung ständig von sich selbst geredet hat).
Durch so viel berührende Aspekte dieses Entacher-Abschieds wurde man wieder einmal an viele andere positive Taten der Sozialdemokratie erinnert. Etwa daran, welche positive Rolle die SPÖ-Arbeiterzeitung vor 1955 bei der Aufdeckung von Übergriffen und Verbrechen der Roten Armee hatte. Oder daran, wie wertvoll Arbeiterbildungsvereine einst für die arbeitenden Menschen waren (heute dienen ihre Überreste nur noch als Geldverschiebungs-Drehscheiben vom Rathaus in die SPÖ-Kassen). Oder an das lobenswerte Engagement der sozialdemokratischen Abstinenzlerbewegung.
Man kann gar nicht glauben, dass das dieselbe Partei war wie jene, die heute so viel Unheil anrichtet. Aber freuen wir uns einfach über solche Sozialdemokraten wie Entacher. Sie sind noch unter uns. Und in der SPÖ, wenn auch wahrscheinlich bloß noch aus Nostalgie. Bei Entachers Abschied hat man jedenfalls nicht allzu viele Sozialdemokraten antreffen können.