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Darabos: der leichte Abgang

Sehr hatte die SPÖ Norbert Darabos zweifellos nicht bearbeiten müssen. Selten hat ein österreichischer Minister sein Amt so gerne aufgegeben wie der amtierende Verteidigungsminister.

Fast jede Stunde merkte man dem Mann an, wie unwohl er sich unter lauter Uniformträgern gefühlt hat. Selbst die Routineangelegenheit der Verabschiedung des Generalstabschefs geriet ihm zur Mega-Peinlichkeit. Dasselbe war die gesamte Wehrpflicht-Volksbefragung samt dem plötzlichen Darabos-Schwenk um 180 Grad auf Pfiff der Kronenzeitung. Und ebenso jämmerlich waren die Eurofighter-Neuverhandlungen des Ministers, an deren Ende Österreich für schlechtere Flugzeuge mehr zu zahlen hatte als davor für die besseren. Darabos war (oder ist derzeit noch) zweifellos neben der Unterrichtsministerin die jammervollste und am schwersten überforderte Figur dieser Regierung. Um den Mann dort loszuwerden, macht die SPÖ nun offenbar jemanden zum Minister, den außerhalb einiger Vororte von Graz in ganz Österreich niemand kennt. Hoffentlich teilt ihm jemand wenigstens die GPS-Koordinaten des Verteidigungsministeriums mit, dass er hinfindet. Aber immerhin hat er wenigstens den Präsenzdienst absolviert.

Dafür soll Darabos nun zum Mastermind des nächsten SPÖ-Wahlkampfes werden. Denn in der Partei hat er ja als diesbezüglicher Experte ziemliches Ansehen. War er doch der Wahlkampfverantwortliche, als Alfred Gusenbauer 2006 zur Überraschung aller plötzlich Bundeskanzler geworden ist.

Freilich sollten auch die Genossen erst abwarten, ob die ÖVP wieder so schwere Fehler machen wird, die ja damals Gusenbauer und Darabos erst den Sieg ermöglicht haben. Der einstige Hauptfehler kann ihr diesmal sicher nicht wieder passieren: dass sie eine noch gar nicht absolvierte Wahl schon als gewonnen ansieht. So realitätsfremd kann derzeit in der ÖVP niemand sein (auch wenn man sich dort derzeit über zwei Wahlen mit deutlichen Stimmenverlusten so freut, wie wenn Weihnachten und Silvester am gleichen Tag zusammengefallen wären – nur weil diese Stimmverluste glimpflich ausgefallen sind).

Eine Wiederholung des zweiten Fehlers von damals ist bei den Schwarzen freilich sehr wahrscheinlich: dass sie auch diesmal auf jeden Hauch eines emotionalen Wahlkampfs verzichten. Denn der nette und seriöse Michael Spindelegger weiß wahrscheinlich gar nicht, was das bedeutet.

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